In den Fesseln der Liebe: Roman (German Edition)
Körper – sie wusste, was er von ihr wollte. Und ganz tief in ihrem Inneren wusste sie, dass sie sich davon niemals würde abwenden können – nicht, ohne es versucht, ohne ihn berührt zu haben. Nicht, ohne zu wissen.
Sie machte einen Schritt nach vorn, streckte die Arme aus und hob ihm ihr Gesicht entgegen. Er zog sie an sich und legte einen Arm besitzergreifend um sie, seine andere Hand griff nach der ihren. Er zog sie so nahe, bis sie einander berührten, bis die Seide ihres Mieders sich gegen seine Brust schmiegte. Sein Lächeln wurde breiter. »Entspanne dich und folge einfach meinen Schritten.«
Er trat zurück, dann zur Seite, und noch ehe sie so richtig wusste, wie ihr geschah, wirbelte sie bereits herum. Am Anfang machte er kleine Schritte, bis sie den Rhythmus begriffen hatten, dann drehte und schwang er sie im Takt der Musik mühelos herum.
Plötzlich änderte sich der Rhythmus der Musik. Sie wurde langsamer, und auch sie tanzten langsamer. Er zog sie noch näher an sich, und sie legte den Kopf an seine Brust. »Gibt es nicht ein Gesetz, nach dem ich keinen Walzer tanzen darf, ehe jemand anderes erklärt, damit einverstanden zu sein?«
»Das zählt nur bei einem förmlichen Ball. Junge Damen müssen ja irgendwo lernen, Walzer zu tanzen, denn sonst würde doch kein Gentleman mit ihnen tanzen.«
Sie unterdrückte eine spöttische Bemerkung – immerhin war sie ihm nicht einmal auf die Füße getreten. Sie drehten sich langsam zur Musik, die sanft und leise erklang.
Sie war es, die sich noch enger in seine Arme schmiegte, fasziniert von der glatten Seide zwischen ihnen. Und von der Wärme seines Körpers.
Er entzog sich ihr nicht. Seine Finger schlossen sich fester um ihre, er nahm ihre Hand und legte sie auf seine Schulter. Sein Arm schlang sich um sie, seine Hand lag unter ihrer Taille, und er hielt sie so fest, dass sie sich bewegten, als seien sie eins.
Dort, wo er sie berührte, brannte ihre Haut, und auch dort, wo seine Schenkel sich zwischen ihre drängten, als er sie in eine langsame Drehung führte. Ihre Brüste schmiegten sich an seinen Oberkörper; sie presste die Wange an seine Brust und lauschte dem Schlag seines Herzens.
Endlich endete die Musik mit einem kleinen Akkord, den sie allerdings ignorierten. Sie tanzten langsamer und blieben dann stehen. Lange standen sie einfach nur so da und hielten einander in den Armen.
Dann hob Flick den Kopf und sah in sein Gesicht. Seine Verlockung, sein Versprechen hüllte sie ein wie ein schimmernder Schleier. Eine leichte Röte überzog ihre Haut. Sie war sicher, dass sie sich das nicht nur einbildete. Sie besaß nicht genug Erfahrung, um sich so etwas nur vorzustellen, sie wusste allerdings, dass das, was sie fühlte, wirklich war, dass sie fühlte, was sein könnte.
Warum er das wollte, davon hatte sie keine Ahnung.
Also stellte sie ihm einfach die Frage, während sie ihm tief in die Augen sah. »Warum tust du das?«
Nachdenklich betrachtete er sie, dann zog er eine Augenbraue hoch. »Ich habe geglaubt, dass es offensichtlich ist.« Nach einem kurzen Augenblick fügte er hinzu: »Ich umwerbe dich, ich mache dir den Hof, nenne es, wie du willst.«
»Aber warum?«
»Warum schon? Weil ich dich zu meiner Frau machen möchte.«
»Warum?«
Er zögerte, dann gab er ihre Hand frei. Er legte die Finger unter ihr Kinn und hob ihr Gesicht zu sich hoch. Seine Lippen legten sich auf ihre.
Es begann wie eine sanfte Zärtlichkeit. Doch damit war keiner von ihnen zufrieden. Ob sie es nun war, die den Kuss eindringlicher machte, oder er, war unmöglich zu sagen – doch plötzlich waren seine Lippen härter, fester, verlangender, und die ihren wurden sanfter, nachgiebiger, einladender.
Wagemutig öffnete sie ihm ihre Lippen, ein wenig nur und dann noch ein wenig mehr, und die Erregung erfasste ihren ganzen Körper, als er sofort reagierte. Er legte den Kopf ein wenig schief, schmeckte sie und nahm sich dann wie ein Eroberer noch mehr.
Ein Schauer rann durch ihren Körper, während er seine Arme fester um sie schloss. Sie seufzte und fühlte, wie sein Kuss leidenschaftlicher wurde – ihrer beider Atem vermischte sich, alles in ihrem Kopf drehte sich.
Wieder war sie es, die den nächsten Schritt tat, die in all ihrer Unschuld die Arme hob und sie um seinen Hals schlang, um sich dann an ihn zu schmiegen. Sie fühlte ein Beben in seiner Brust – ein Stöhnen, das nicht bis zu seinen Lippen kam.
Ihr Kuss wurde wild.
Heiß. Hungrig.
Seine Lippen
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