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In den Fesseln des Wikingers

In den Fesseln des Wikingers

Titel: In den Fesseln des Wikingers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan McFadden
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Offensichtlich war es ihnen gelungen, zwischen den bretonischen Schiffen hindurch flussabwärts zu entkommen. Wahrscheinlich verfolgte man sie, doch die Wikinger hatten gute Chancen, heil die Küste zu erreichen, denn ihre Schiffe waren schneller. Für die Mannschaft von Thores Boot allerdings sah es schlimm aus, denn Alain Schiefbart war ein harter Krieger, der sein Land seit Jahren gegen räuberische Wikinger zu verteidigen wusste und für seine Unbarmherzigkeit dem Feind gegenüber bekannt war. Man ruderte nun in einen Seitenarm des Flusses, der nach Osten führte, und schließlich erblickte Rodena eine Siedlung am Ufer. Man hatte einen Teil des Waldes gerodet, strohgedeckte Hütten scharten sich um einige ins Wasser hineinragende Bretterstege, kleine Boote lagen vertäut am Ufer, ein paar schmutzige Kinder spielten trotz des Regens im Ufersand. Es sah eher nach einem Fischerdorf aus als nach einem Hafen.
    Dennoch legten die Männer hier an, und es dauerte nicht lange, da tauchten Reiter aus dem Wald auf, die gesattelte Pferde und Wagen mit sich führten. Alain Schiefbarts Boten waren flink und zuverlässig, sie hatten die Ankunft ihres Königs auf der Burg gemeldet, und nun ritt man dem siegreichen Helden entgegen.
    Man pferchte die Gefangenen auf zwei der Wagen, und Rodena stellte erschrocken fest, dass kaum zwanzig Wikinger den Kampf überlebt hatten. Alle waren verwundet, einige so schwer, dass sie gestützt werden mussten. Thore hatte sich von dem Schlag auf den Schädel nur teilweise erholt, er war bei Bewusstsein, doch er schwankte, als man ihn auf den Wagen stieß, sein Gesicht war starr und seltsam teilnahmslos. Trotz der ruppigen Behandlung ließ keiner der Männer ein Stöhnen oder gar einen Schmerzenslaut vernehmen, sie wollten den Siegern nicht die Befriedigung gönnen, sie jammern zu hören.
    Rodena hatte einen langen Mantel erhalten, den sie zum Schutz vor dem Regen auch über den Kopf legte. Die Bretonen bemühten sich, den Befehl ihres Herrn zu befolgen – die junge Frau, die man aus der Gefangenschaft der Wikinger befreit hatte, wurde respektvoll behandelt, man geleitete sie auf einen der Wagen und sorgte dafür, dass auch Papia zu ihrer Herrin einstieg.
    Das Mädchen war nach all den ausgestandenen Schrecken zu Tode erschöpft und sank taumelnd neben Rodena auf den Bretterboden. Ihre Lippen waren bläulich, und als Rodena ihre Hände nahm, fühlte sie eisige Kälte.
    „Du bist in Sicherheit“, raunte sie Papia zu. „Alain Schiefbart wird dich zu deiner Tante reisen lassen, es wird dir nichts mehr geschehen.“
    Sie rieb ihr die Schläfen, nahm den Mantel ab, um Papia darin einzuhüllen und hielt sie eine Weile in ihren Armen, denn das Mädchen war so matt, dass ihr Kopf während der holprigen Fahrt gegen das Holz des Wagens schlug.
    „Zu meiner Tante“, murmelte sie. „Die wird mich fortjagen. Niemand wird mich haben wollen, weil alle wissen, dass ich von den Wikingern geraubt wurde.“
    „Aber das ist nicht deine Schuld, Papia. Weshalb sollte deine Tante dich fortschicken!“
    Das Mädchen begann zu schluchzen. „Wikingerhure nennen sie mich. Niemals werde ich einen Mann finden, der mich heiratet. Wer will schon eine Frau haben, von der es heißt, sie habe es mit den Wikingern getrieben?“
    „Aber es hat dich keiner berührt, Papia. Wozu machst du dir solch unnötige Sorgen? Wir beide können froh sein, dass wir diesen Kampf gesund überlebt haben – alles andere wird sich schon finden.“
    Papia schien nicht überzeugt, doch ihr Gesicht gewann jetzt wieder Farbe, und ihre Hände wurden langsam warm. Sie kuschelte sich in Rodenas weiten Mantel und starrte hinauf in die Baumkronen, die sich über den schmalen Waldweg neigten. Sie hielten zwar den Regen ab, doch immer wieder rollten dicke Tropfen von den Blättern hinunter und klatschten auf die Insassen des offenen Wagens.
    „Er hat sich vor mich gestellt und mich mit seinem Körper beschützt, als ich zwischen den Ruderbänken steckte“, sagte das Mädchen kummervoll.
    „Du meinst Ubbe, den Wikinger?“
    Sie schniefte und nickte dabei.
    „Er ist solch ein hässlicher Bursche, und ich habe mich vor ihm schrecklich gegraust. Aber er hat so mutig gekämpft, dass ich fast gewünscht hätte, er sei am Leben geblieben. Das wäre er auch gewiss, hätte er mir nicht seinen Schild gegeben.“
    „Ich glaube, dass er unter den Gefangenen ist, Papia.“
    Das Mädchen sah Rodena verwirrt an. Anscheinend wusste sie nicht so recht, ob sie

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