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In den Fesseln des Wikingers

In den Fesseln des Wikingers

Titel: In den Fesseln des Wikingers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan McFadden
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beschlossen, ihrer Druidin im Schlaf neue Kräfte zu geben, denn Rodena würde sie dringend brauchen.
    Sie erwachte davon, dass sie ein scheußliches Kratzen im Hals verspürte, und sie richtete sich hustend von ihrem Lager auf. Es war stockdunkel im Haus und die stickige Luft kaum zu ertragen, denn die Tür war geschlossen, doch die Geräusche im Hof ließen vermuten, dass es bereits Morgen sein musste.
    Durch ihre hastige Bewegung hatte sie Papia geweckt, die neben ihr gelegen hatte. „Puh, wie das hier stinkt. Man kann kaum Luft holen.“
    Das Mädchen stand auf, stolperte im Dunklen über einen irdenen Topf, der auf dem Boden stand und fand endlich den Türriegel. Licht und frische Luft fluteten in den Raum, und beide Frauen fühlten sich erleichtert.
    Auf dem Burghof zu Füßen des Turmhügels herrschte lebhaftes Treiben. Mägde waren damit beschäftigt, die Reste der gestrigen Feier zu beseitigen, leere Krüge und Becher wurden in Körben eingesammelt und fortgetragen, Knechte schleppten Holz herbei, um ein Feuer zu entfachen. Dazwischen liefen Hunde, Schweine und Hühner herum, Kinder spielten Fangen, halbwüchsige Knaben rangelten miteinander. Noch tropfte es von den Strohdächern, denn es hatte bis tief in die Nacht geregnet, doch in den breiten Pfützen im Hof spiegelte sich gleißend die Morgensonne.
    Bald erschienen auch andere Bewohner auf dem Hof, Krieger, die stolz Schwert und Kettenpanzer zur Schau trugen, Frauen in bunten Gewändern aus gutem Tuch, denen man ansah, dass sie ganz gewiss keine Mägde waren. Irgendetwas war im Gange, und Rodena spürte, wie sich ihr Herz zusammenzog.
    Auch die Alte hatte sich jetzt von ihrem Lager erhoben, um zur Tür zu gehen und hinauszusehen. Sie deutete mit dem krummen Zeigefinger zum Turm hinüber, in dessen Eingang jetzt einige Personen zu sehen waren.
    Ja, sie hatte sich nicht geirrt. Der Mann, der ihr auf dem Schiff die Fesseln zerschnitten hatte, war Alain Schiefbart selbst gewesen. Jetzt sah sie ihn im schön geputzten, blitzenden Kettenhemd, das lange Schwert an der Seite inmitten seiner Getreuen zum Burgplatz hinunterschreiten. Dort wurde er mit Jubel empfangen, den er eine Weile genoss, dann brachte er die Leute mit einem Handzeichen zum Schweigen und hielt eine kurze Ansprache an seine Krieger. Er lobte ihre Tapferkeit, erklärte, dass viele der Feinde getötet worden seien und vergaß auch nicht zu erwähnen, dass der Sieg vor allem seiner eigenen, klugen Kriegführung zu verdanken war. Dann ereiferte er sich über die Dreistigkeit der Wikinger, die frech in sein Land eingefallen waren, um Klöster und Dörfer zu berauben, die Männer zu erschlagen, die Weiber zu schänden und sie mit ihren Kindern in die Sklaverei zu verkaufen. Erneutes Gebrüll antwortete auf diese Rede, die Krieger hoben Äxte und Schwerter in die Höhe und stießen drohende Flüche gegen die Feinde aus.
    Das Eingangstor eines Holzgebäudes wurde geöffnet, und man trieb die gefesselten Wikinger heraus. Die Männer hatten die Nacht über auf engstem Raum zusammengelegen und nur etwas Wasser erhalten, niemand hatte sich die Mühe gemacht, nach ihren Wunden zu sehen. Rodena war erschrocken, wie bleich und erschöpft die gestern noch so kraftstrotzenden Männer aussahen, wie mühsam sie sich auf den Beinen hielten und sich zugleich bemühten, nichts von ihren Schmerzen zu zeigen. Auf ihren Gesichtern war keine Angst zu lesen, sondern Verachtung und kalte Gleichgültigkeit.
    Thore ging seinen Kameraden voraus, er hatte die Wirkung des Schlages offensichtlich überwunden und trotz der Verletzungen war sein Gang jetzt kraftvoll und aufrecht. Man führte ihn in die Mitte des Platzes gleich neben das inzwischen hoch auflodernde Feuer.
    „Du bist wie ein gemeiner Dieb in mein Land eingefallen“, sprach König Alain. „Und wie einen Dieb habe ich dich und deine Kumpane gefangen. Was glaubst du, werde ich für ein Urteil über euch fällen?“
    Thore schwieg, denn es war müßig, auf solch eine Frage zu antworten. Sein Obergewand war zerfetzt, so dass die ansehnlichen Schulter- und Armmuskeln zutage tragen, und die Umstehenden begannen miteinander zu flüstern.
    „Was für ein mächtiger Bursche!“
    „Dem würde ich nicht gern allein gegenüberstehen!“
    „Er soll über zwanzig der unsrigen auf dem Gewissen haben.“
    Auch Alain betrachtete seinen Gegner, und er schien sich über die bewundernden Reden seiner Leute zu ärgern. Dennoch klangen die Worte, die er jetzt an Thore richtete,

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