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In den Fesseln des Wikingers

In den Fesseln des Wikingers

Titel: In den Fesseln des Wikingers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan McFadden
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du mit deiner Mutter doch so zurückgezogen lebst?“, fuhr Alain mit seinem Verhör fort.
    „Sie haben sich im Wald verborgen, um einen Gegner zu täuschen. Dabei entdeckten sie unsere einsame Behausung und entführten mich.“
    „Du hast dich widersetzt und versucht zu fliehen?“
    „Ja“, bestätigte sie. „Ich bin davongelaufen, doch sie fingen mich wieder ein, und von da an blieb ich an Händen und Füßen gebunden.“
    Alain nickte gedankenverloren und warf einen kurzen Blick auf seinen Sohn, der immer noch keine Idee hatte, wie er sich aus der Klemme befreien könnte. Es schien, als wolle Alain sich mit Rodenas Erklärungen zufriedengeben, denn er lehnte sich zurück und betrachtete die vor ihm stehende, junge Frau mit einem Lächeln.
    In diesem Augenblick hielt es der Klosterbruder nicht mehr aus. Er trat einen hastigen Schritt nach vorn, so dass sein Gewand um ein Haar einige der hübschen Spielfiguren vom Tisch gefegt hätte, und streckte anklagend den Arm gegen Rodena aus.
    „Wie lange willst du diese Lügen anhören, König?“, rief er mit einer seltsam hohen Stimme. „Diese Heidin ist mir wohlbekannt, sie ist eine Druidin, die gemeinsam mit ihrer Mutter an einer Quelle im Wald ihr Unwesen treibt und die Menschen dem Teufel anheimgibt.“
    Hatte sie es doch geahnt! Er musste sein Wissen aus dem Kloster an der Küste haben, wo man inzwischen mehr denn je gegen sie und ihre Mutter hetzte. Rodena warf einen schnellen Seitenblick auf die kleine Papia, die bisher ängstlich neben ihr gestanden und geschwiegen hatte. Ihr Gesicht drückte ehrliche, ahnungslose Verblüffung aus.
    „Ist das wahr, Rodena?“, fragte Alain.
    Sie saß in der Falle, genau wie der junge Bursche, der seinen schütteren Bart inzwischen zu einem dünnen Seil gedreht hatte, ohne eine Lösung zu finden. Es hatte wenig Zweck zu leugnen, sie musste sich verteidigen.
    „Wir treiben kein Unwesen und führen niemandem dem Teufel zu“, stellte sie stolz fest. „Wir dienen unserer Göttin, das ist wahr. Doch zwingen wir niemanden, es ebenso zu tun, und unsere Hilfe gilt allen Menschen, ganz gleich, welchen Gott sie anbeten.“
    „Lasst Euch nicht täuschen, König“, rief der Klosterbruder warnend und fuchtelte mit der rechten Hand vor Rodena in der Luft herum, als wolle er einen bösen Geist abwehren.
    „Diese Hexe hat sich mit den Wikingern zusammengetan, denn sie ist eine ebensolche Heidin wie diese Räuber und Mörder. Sie hat ihnen den Weg zu unserem Kloster verraten, denn sie sinnt darauf, den Christen zu schaden, wo immer sie es vermag.“
    „Hast du das Kloster an die Wikinger verraten, Rodena?“, fragte Alain. Er beugte sich vor und griff eines der Alabasterfigürchen, um es in der Hand zu wiegen.
    Rodena ließ sich nicht einschüchtern. „Mein Fuß hat das Kloster, das die Wikinger beraubt haben, niemals betreten, und ich wusste auch nicht, wo es sich befand, denn diese Gegend ist mir fremd.“
    „Lüge!“, kreischte der Klosterbruder zornig. „Sie redet sich heraus, Herr. Sie wird den Weg zum Kloster aus Beschreibungen gekannt haben, das Kloster St. Laurent ist weithin berühmt, und viele wissen, wo es sich befindet ...“
    Alain legte grinsend den Kopf zurück und schaute den aufgebrachten Klosterbruder von unten herauf spöttisch an.
    „Du verhedderst dich ja in deinem eigenen Geschwätz, Mönch. Wenn das Kloster überall so bekannt ist, brauchten die Wikinger keine Druidin, um den Weg zu finden.“
    Gesicht und Hals des Mönches färbten sich rot vor Aufregung, denn er hatte einen Fehler begangen. Doch er hatte noch einen schwereren Vorwurf in die Waagschale zu werfen.
    „Die Leute reden, dass diese Druidin eine Seherin sei, Herr! Die Weiber, die sich ja stets leichter dem Teufel ergeben, laufen zu ihr hin, um sich wahrsagen zu lassen. Dieses Weib ist nicht von ungefähr mit den Wikingern unterwegs. Sie sinnt auf das Verderben der Christenheit – es ist Eure Pflicht, diese Hexe zu vernichten, König.“ Der hohe Ton seiner Stimme hatte sich zu einem unangenehmen Kreischen gesteigert, so dass Alains Getreue die Gesichter verzogen und der König die Hand über seine Ohrmuschel hielt.
    „Es reicht, Mönch“, knurrte er. „Meine Pflichten kenne ich selbst, du brauchst mich nicht darüber zu belehren. Lass dir das Eigentum des Klosters von meinen Leuten aushändigen, dazu bekommst du einen Karren und ein Pferd. Morgen will ich deinesgleichen nicht mehr auf der Burg sehen!“
    Der Mönch erstarrte, und sein

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