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In den Fesseln des Wikingers

In den Fesseln des Wikingers

Titel: In den Fesseln des Wikingers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan McFadden
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auch ein Feuerspucker. Und die Mägde werden auf dem Hof tanzen“, schwatzte Papia, die von der allgemeinen Vorfreude angesteckt worden war.
    „Großartig!“, knurrte Rodena ärgerlich. „Da werden wir viel Spaß haben!“
    Ihre Geduld war zu Ende, sie war jetzt fest entschlossen, Alain aufzusuchen, um noch einmal mit ihm zu sprechen. Sie konnte ihn nicht zwingen, doch wenn er auf den Rat der Druidin nichts gab, sollte er sie wenigstens in ihre Heimat ziehen lassen. Langsam stieg sie den Turmhügel hinauf, um zu Alain vorzudringen, überlegte schon, was sie den Wächtern erzählen wurde, da vernahm sie laute Rufe.
    „Unsere Kämpfer kehren zurück!“
    Unruhe entstand im Burghof. Frauen eilten herbei, um ihre kleinen Kinder aufzuheben und fortzutragen, Mägde scheuchten die Schweine hinter ein Gatter, aus den Häusern quollen Menschen und starrten voller Neugier zum Burgtor, dessen breite Flügel nun entriegelt und geöffnet wurden.
    Die Krieger zogen zu Fuß in die Burg ein, und obgleich sie sich selbstbewusst in Rüstung und Waffen zeigten, brachten sie doch weder Beute noch Gefangene. Rodena hatte sich mit dem Rücken gegen eines der Gebäude gedrückt, um nicht von dem Gedränge mitgerissen zu werden, und während die Leute um sie herum die heimkehrenden Männer begrüßten, begriff sie, was geschehen war. Alains Kämpfer hatten die beiden Wikingerschiffe zwar eine Weile verfolgt, dann aber waren Thores Männer ihnen entkommen.
    Mit sorgenvoller Miene schob sie sich durch die Umstehenden, um zu dem Häuschen der Alten zurückzukehren. Was würde Alain nun unternehmen? Würde er Thore und seine Männer in seinem Zorn auf der Stelle aufhängen lassen, da ihm der Rest der Wikingerschar entwischt war?
    Ihre böse Vermutung schien sich zu bestätigen, denn schon bald erschien eine Gruppe Männer im Hof und gebot den Wächtern, die Tür zum Gebäude der Gefangenen zu öffnen. Mit klopfendem Herzen sah Rodena, wie man Thore und seine Wikinger aus dem Gefängnis führte. Ihre Arme waren gefesselt, die Kleidung hing in Fetzen an ihnen herunter, doch schienen sie nicht mehr allzu matt, scheinbar hatte man ihre Wunden gepflegt, denn sie heilten. Thore ging aufrecht, das blonde Haar umwehte sein Haupt, und sein Bart, den er nicht hatte stutzen können, glich einem dichten, krausen Gebüsch. Ahnte er, welch bösen Tod Alain ihm bereiten wollte? Seine Blicke glitten unruhig über den Hof, hingen einen Moment an dem Riegel des geschlossenen Tors und maßen dann den viereckigen, hölzernen Turm, der sich vor ihm auf dem Hügel in den grauen Himmel erhob.
    „Was werden sie mit ihnen tun?“, jammerte Papia, die mit weit aufgerissenen Augen nach Ubbe Ausschau hielt. Der vierschrötige Bär trug einen Verband um die Brust und stapfte mit düsterer Miene hinter seinem Anführer her.
    „Sie führen sie in den Turm“, flüsterte Rodena aufgeregt. „Das bedeutet, dass Alain mit Thore sprechen will. Oh Papia – vielleicht ist doch noch nicht alles verloren!“
    „Du meinst … Alain wird vielleicht deinem Rat folgen?“
    „Möglich. Hoffen wir, dass Thore sich klug anstellt und das Angebot nicht etwa aus Stolz zurückweist.“
    „Weshalb sollte er das? Es geht um sein Leben und das seiner Wikinger!“
    „Thore ist ein Sturkopf“, gab Rodena zurück.
    Warten. Immer nur warten. Die beiden Frauen standen vor dem kleinen Haus und starrten auf den Turmeingang, hinter dem die Wikinger mit ihren Bewachern verschwunden waren. Die Zeit verging. Knechte liefen aus dem Turm, um Befehle des Königs zu erfüllen, Mägde stiegen die niedrige Anhöhe hinauf, trugen Körbe und in Stoff gewickelte Gegenstände nach oben. Was geschah dort nur?
    Gegen Mittag verdüsterte sich der Himmel, und ein feiner Nieselregen scheuchte die Menschen in die Gebäude, nur Rodena und Papia blieben stehen und ließen den Turm nicht aus den Augen. Aus den schmalen Fensternischen im ersten Turmgeschoss drang der Schein von Kerzen, laute Stimmen waren zu hören – es wurde gefeiert.
    „Was machen die bloß da oben?“, wunderte sich Papia.
    Rodena strich das nasse Haar zurück und ließ sich mit dem Rücken gegen die Hauswand fallen. Sie war so erleichtert, dass sie albern kicherte. „Sie trinken auf die neue Freundschaft, Papia. So sind sie, die Männer. Eben noch haben sie sich gegenseitig totgeschlagen, und jetzt saufen sie gemeinsam am gleichen Tisch.“
    Rodena lachte leise und wandte ihr Gesicht dem Himmel zu, um die kleinen Regentropfen auf der Haut

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