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In den Fesseln des Wikingers

In den Fesseln des Wikingers

Titel: In den Fesseln des Wikingers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan McFadden
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ihn belogen. Doch es schien ihr jetzt nicht der rechte Moment, ihm zu gestehen, dass sie ihre Sehergabe keinesfalls verloren hatte. Ihre Göttin störte sich nicht daran, dass sie keine Jungfrau mehr war – ganz im Gegenteil. Wenn sie allerdings ihre Heimat verließ, um unter Wikingern zu leben, würde Sirona ihr das nicht so leicht verzeihen. „Ich soll in der Fremde mit dir leben? Eine Fränkin unter Wikingern? Ich verstehe ja nichts von eurem Leben, und eure Götter und Gebräuche sind mir fremd ...“
    „Vertrau einfach darauf, dass ich dich alles lehren werde, was nötig ist.“
    Es gefiel ihr immer weniger. Wieso setzte er eigentlich voraus, dass sie ihm folgen würde? Hatte er sie überhaupt gefragt, ob sie seine Frau werden wollte? Gar nichts hatte er gefragt, selbstherrlich entschied er, dass er sie heiraten wollte, und sie hatte ihre Heimat zu verlassen, um sich ihm anzuschließen.
    „Du willst mich alles lehren?“, fragte sie. „Dann erkläre mir auch, weshalb die Wikinger sich neben ihren Frauen auch schöne Sklavinnen halten, um mit ihnen das Lager zu teilen.“
    Er knurrte unwillig. „Wer hat dir solches Zeug erzählt?
    „Das weiß jeder hier. Schließlich sind genügend Wikinger über uns hergefallen, und in der Normandie sind sie sogar sesshaft geworden. Auch Wilhelm Langschwert soll eine oder mehrere Liebschaften neben seiner Ehefrau haben.“
    „Was kümmert dich dieser Normanne?“, knurrte Thore. „In meiner Heimat halten sich nur wenige Männer Sklavinnen, meist tun sie es, wenn ihre Frauen gestorben sind, denn es ist besser, ein Kind mit einer Sklavin zu zeugen, als Kinder von einer zweiten Frau zu haben.“
    Das leuchtete ihr ein, denn es ging um die Teilung des Erbes. Trotzdem war sie nicht ganz überzeugt. „Du würdest dir also keine Sklavin neben deiner Ehefrau halten?“
    „Ich liebe nur dich und will keine andere, Rodena. Warum stellst du solche Fragen. Vertrau mir doch.“
    „Ich weiß nicht … Es ist schwer für mich, denn ich hänge an meiner Heimat.“
    Sie spürte, wie sein Unbehagen anwuchs, denn er fand, dass sein Angebot groß und ehrlich war und es nicht verdiente, so unwillig aufgenommen und zerpflückt zu werden.
    „Ist es die Art einer Druidin, sich einem Mann hinzugeben und ihn dann wieder zu verlassen?“, fragte er bitter.
    „Nein, Thore“, versicherte sie ihm. „Die Liebe einer Druidin dauert ein Leben lang.“
    Erleichtert streichelte er sie, und sie hörte sein Herz rasch und laut schlagen.
    „Dann ist alles einfach, Rodena“, murmelte er zärtlich. „Ich werde dein Beschützer sein und dich glücklich machen.“
    Sie seufzte leise, denn sie zweifelte plötzlich daran, dass das Leben, wie er es sich vorstellte, sie glücklich und zufrieden machen würde. Traurig dachte sie daran, dass auch ihre Mutter dem Mann, den sie geliebt hatte, nicht gefolgt war. Niemals hatte Rodena von ihr erfahren, was die Gründe dafür gewesen waren, doch jetzt glaubte sie plötzlich, ihre Mutter zu verstehen.
    „Es wäre alles leichter, wenn du hier bei mir bleiben könntest, Thore.“
    Sein großer Körper erbebte förmlich unter seinem Gelächter, und Rodena wurde durchgeschüttelt.
    „Ich?“, rief er laut. „Ich sollte hier im Land der Franken bleiben? Wo denn? Bei dir und deiner Mutter im Wald vielleicht? Wolltet ihr mir dort eine kleine Kammer einrichten?“
    Sie ärgerte sich über seinen Spott. Selbstverständlich setzte er voraus, dass sie ihre Heimat und ihre Mutter verließ, um ihm in sein dunkles, kaltes Norwegen zu folgen. Aber das Gleiche für sie zu tun, kam ihm nicht in den Sinn.
    „Du könntest dir hier Besitz erwerben“, schlug sie vor. „Anstatt Dörfer und Klöster zu berauben, könntest du das Land erobern und dem französischen König vorschlagen, es dir zum Lehen zu geben. Genau so tat es einst auch Rollo, der Wikinger, dessen Sohn jetzt Herzog der Normandie und Vasall des Königs ist.“
    Er schüttelte starrsinnig den Kopf und ließ die Arme sinken, so dass der kühle Wind Rodenas bloßen Körper traf. Sie fröstelte und sehnte sich nach ihrem warmen Gewand.
    „Ich brauche kein Land“, knurrte er und erhob sich. „Schon gar nicht hier – ich besitze Wälder in meiner Heimat, ein großer See gehört mir, ich habe Fisch und Wild im Überfluss ...“
    Auch sie stand jetzt auf und lief umher, um ihr Kleid in der Dunkelheit zu finden. Als sie endlich mit dem Fuß auf einen Zipfel des Stoffes trat, raffte sie das Gewand rasch an sich und

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