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In den Klauen des Bösen

In den Klauen des Bösen

Titel: In den Klauen des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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Tode erschreckt, nicht wahr?«
    Er gab Kelly zärtlich einen Kuß auf die Backe.
    Sein Atem - der gleiche, stinkende Geruch wie im Traum - drang ihr in die Nase. Sie wich instinktiv zurück.
    Der Großvater richtete sich auf und blieb einen Moment lang unbeweglich stehen, bevor er das Zimmer verließ.
    In dieser und in den folgenden Nächten lag Kelly meist wach. Sie konnte vor Angst nicht schlafen.

14
     
    »Nun?« fragte Barbara Sheffield.
    Es war Samstagabend. Die Sonne schwebte im Westen über dem Horizont und warf lange Schatten über den breiten Hof, der das Haus der Sheffields vom Kanal trennte. Barbara garnierte in der Küche eine Schüssel Kartoffelsalat mit Scheiben von hartgekochten Eiern, während Craig ein paar Dosen Bier aus dem Kühlschrank angelte. Auf der Terrasse kümmerte sich Ted Anderson um den Grill; seine Frau und sein Vater ruhten auf Liegen. Der Nachmittag war rasch vorübergegangen. Die Männer hatten sich im Fernsehen ein Baseball-Spiel angeschaut; Barbara hatte sich mit Mary Anderson unterhalten.
    »Nun was?« gab Craig zurück, obwohl er Barbaras Frage sehr wohl verstanden hatte. Sie deutete mit dem Kopf zum Fenster; Craig schaute hinaus und lächelte beflissen. Auf dem Rasen beugte sich Kelly Anderson über Jenny, um ihr beim Krocket-Spiel einen schwierigen Ballstoß zu demonstrieren, und mit ein wenig Nachhilfe schwang Jenny den Schläger, so dass der orangerote Ball durchs Tor schoß, von Kellys Ball abprallte und Michaels Ball traf.
    »Es hat geklappt!« Jenny hüpfte aufgeregt hin und her. »Was muss ich jetzt machen?«
    Und während Michael vorschlug, Jenny solle Kellys Ball auf den Hof nebenan knallen, und Kelly meinte, sie solle doch einmal versuchen, Michaels Ball in den Kanal zu schießen, zuckte Craig die Achseln.
    »In Ordnung. Ich habe mich geirrt. Sie scheint wirklich ein nettes Mädchen zu sein.« Obwohl sie allein in der Küche waren, senkte er die Stimme. »Aber eines kapiere ich immer noch nicht - warum hat sie sich das Leben nehmen wollen, wenn sie so normal ist?«
    »Kinder können unter allen möglichen Formen von Streß leiden.«
    »Jedenfalls wirkt sie inzwischen völlig normal«, entgegnete Craig. »Vielleicht hatten Mary und Ted recht - vielleicht brauchte sie wirklich bloß eine neue Umgebung.«
    »Du hättest sie vor ein paar Tagen sehen sollen!« Barbara grinste. »Mit ihrem rosaroten Haar...« Sie brach ab und wurde rot, weil Mary Anderson in die Tür trat.
    Doch Mary lächelte nur. »Das gräßliche rosarote Haar?« fragte sie. »Haben Sie sich darüber unterhalten?« Barbara wurde noch röter. »Ist schon gut, Barb«, fuhr Mary fort. »Es war gräßlich, und ich muss Ihnen noch danken, dass Sie Kelly zum Umfärben überredet haben. Kommen Sie, ich helfe Ihnen.« Sie begann ein Ei zu pellen und warf Craig einen Blick zu. »Mein Mann und mein Schwiegervater leiden angeblich unter Biermangel.«
    Craig verstand den Wink mit dem Zaunpfahl, holte drei Dosen Bier aus dem Kühlschrank und ließ die Frauen in der Küche allein.
    »Ich bin Ihnen wirklich sehr dankbar.« Mary begann, das Ei in Scheiben zu schneiden. »Ich wüsste nur zu gern, wie Sie das fertiggebracht haben.« Das Lächeln verschwand aus ihrem Gesicht. »Ich weiß manchmal einfach nicht, wie ich mit Kelly umgehen soll.«
    »Also, da dürfen Sie nicht mich fragen«, erwiderte Barbara. »Als Mutter hab’ ich einfach Glück gehabt. Dafür gibt’s keine Ausbildung, da kann man sich nur auf seinen Instinkt verlassen.«
    Da wurde Mary sehr ernst. »Vielleicht besteht mein Problem darin, dass ich keinen mütterlichen Instinkt habe.« Sie wich Barbaras Blick aus. »Ich habe eigentlich nie gewusst, was ich mit Kelly anfangen sollte. Seit sie ein Baby war. Und je älter sie wird, desto schlimmer wird’s.«
    »Ich bitte Sie!« widersprach Barbara. »Instinkt hat jede Mutter. Das müssen Sie doch schon mit Beginn der Schwangerschaft gemerkt haben.« Ihr ging erst ein Licht auf, als Mary puterrot anlief; sie wurde verlegen. »Das war sehr dumm von mir«, sagte sie. »Ich hätte von selber drauf kommen müssen. Kelly sieht schließlich weder Ihnen noch Ihrem Mann ähnlich. Sie haben sie adoptiert, nicht wahr?«
    Mary nickte. »Ich konnte keine Kinder bekommen. Wir haben wirklich alles versucht. Ich bin unfruchtbar.« Ihre Stimme bekam einen harten Klang. »Ich frage mich manchmal, ob es nicht besser gewesen wäre, wenn wir das einfach akzeptiert hätten.«
    Barbara ließ die Arbeit ruhen und schaute Mary voll

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