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In den Klauen des Löwen

In den Klauen des Löwen

Titel: In den Klauen des Löwen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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werde eine Stelle in Toro annehmen. Wir haben also den gleichen Weg.« Malanga erhob sich abrupt. Auch Corinna stand auf, wie von einem Magneten vom Stuhl gezogen. »Außerdem ist es unmöglich, Sie allein fahren zu lassen. Das Militär würde Sie sofort entdecken, und Soldaten sind nicht gerade die sanftesten Partner. Wenn es Ihnen recht ist, werde ich für alles sorgen. Ich beschaffe den Wagen, die Ausrüstung, die Verpflegung. Morgen, um fünf Uhr früh, werde ich auf dem Nikivubo-Markt auf Sie warten.« Malanga legte eine große Geldnote auf den Tisch, faßte Corinna unter und führte sie zum Aufzug. »Ich bringe Sie sicher nach Kitumba«, sagte er dabei. »Haben Sie Vertrauen zu mir.«
    »Das habe ich … merkwürdigerweise.« Corinna sah an dem großen, schlanken Eingeborenen empor. Er war ein Mann, der eine geheimnisvolle Ausstrahlung besaß, dessen Stimme betörte. »Warum tun Sie das alles?« fragte sie. »Daß Sie unbedingt morgen nach Toro müssen, ist doch nur ein Vorwand.«
    »Sie sind klug.«
    »Und trotzdem?«
    Malanga sah über die blonden, aufgesteckten Haare Corinnas hinweg, als erblicke er die Weite der Savanne. »Sie sind zu schade, um von Löwen zerrissen oder von Kaffernbüffeln in das Gras gestampft zu werden. Sie sind zu schön dazu … das ist alles, Miß Sander.«
    Malanga verbeugte sich korrekt, hielt die Tür des Fahrstuhls auf, schloß dann die Tür und winkte Corinna lächelnd durch die Scheibe nach, als sie langsam nach unten entschwebte.
    In dieser Nacht schlief Corinna zum erstenmal seit Wochen wieder tief und sorglos.
    Im Morgengrauen verließen Corinna und Julius Malanga das kaum erwachte Kampala. Malanga hatte einen fast neuen Landrover organisiert, ausgerüstet mit allem, was man für eine lange Safari braucht. In den Gewehrständern standen vier neue Büchsen, Benzinkanister und Wasserkanister türmten sich auf dem Rücksitz, einige Kartons mit Lebensmitteln und Metallkisten mit einer Erste-Hilfe-Ausrüstung belegten den anderen Sitz.
    Corinna hatte ihre Koffer im Hotel Apolo gelassen. Im Busch braucht man keine Kleider und Modellkostüme. Als sie aus dem Taxi stieg, sah sie wie ein Junge aus. Auf dem Kopf trug sie einen zerbeulten Khakihut. Enge, lange Khakihosen mit halbhohen braunen Schnürstiefeln und eine Bluse mit vielen Taschen vervollständigten die Kleidung. An dem breiten Ledergürtel baumelte eine Pistolentasche. Corinna sah abenteuerlich und süß zugleich aus. Malanga klatschte begeistert in die Hände. Auch er trug nun Safarikleidung.
    »Jeder Büffel wird vor Ihnen in die Knie gehen!« rief er und zog sie auf den Sitz neben sich. Dann tippte er auf die Pistole. »Was soll das denn?«
    »Ich habe einen Waffenschein, bester Doktor.«
    »Und schießen können Sie auch?«
    »Das habe ich fast zusammen mit den ersten Worten Papa und Mama gelernt. Mit sechs Jahren jagte ich Hyänen.«
    »Ich bewundere Sie.« Malanga sah geradeaus, als er das sagte. Er meinte es ehrlich aus der Tiefe seiner Seele, und er wollte es nicht erleben, daß vielleicht in den Augen Corinnas die Abwehr aufblitzte: Was redest du da? Du bist doch nur ein Neger …
    »Können wir?« fragte er, als sie nicht antwortete.
    »Von mir aus.«
    Mit einer Lastwagenkolonne, die nach Mityana fuhr, verließen sie Kampala. Der Verkehr entlang der Bahnlinie Kampala-Kasese war stark. Wagen mit Kaffeesäcken und gepreßten Baumwollballen kamen ihnen entgegen, ein Viehtransport rollte an ihnen vorbei. Bei Muduma, einem kleinen Dorf an der Staatsstraße, hatte sich eine militärische Einheit versammelt. Graubraune Raupenfahrzeuge, Schützenpanzer und sogar vier große, englische Panzer mit langen Kanonenrohren.
    Malanga betrachtete die Einheiten der Armee sehr interessiert, fuhr sogar langsamer und schien die Truppen zahlenmäßig abzuschätzen. Dann gab er wieder Gas und überholte die Lastwagenkolonnen. Eine hohe Staubwolke blieb hinter ihnen zurück. Die Fahrer in den offenen Kabinen der Wagen fluchten ihnen nach, hoben die Fäuste und drohten.
    Hinter Mityana, bei dem kleinen Marktflecken Myanzi, bog Malanga plötzlich von der Straße ab und lenkte den Wagen quer durch die Savanne. Südlich von ihnen war ein riesiges Sumpfgebiet mit Papyruswäldern, vor ihnen das leicht gewellte Land der grenzenlosen Steppe. Der Landrover hüpfte und torkelte über den Boden; hier gab es keinen Weg mehr, keinen Pfad, höchstens die niedergestampfte Gasse, die Elefanten in das hohe Gras getreten hatten.
    »Warum fahren wir nicht

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