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In den Klauen des Löwen

In den Klauen des Löwen

Titel: In den Klauen des Löwen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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hinunter auf die Lichterketten von Kampala.
    »Sie haben Sorgen?«
    Corinnas Kopf zuckte hoch. Ihre Augen versuchten, die Angst, die sie wieder überkam, zu verschleiern.
    »Nein …«, sagte sie leise.
    »Warum lügen Sie? Ich sehe es Ihnen an. Ich bitte Sie, haben Sie Vertrauen zu mir.« Malangas schwarze Hand legte sich auf Corinnas weiße Finger. Die Wärme, die von ihm ausging, war beruhigend und aufreizend zugleich. Vorsichtig, damit es nicht wie eine Beleidigung aussah, zog Corinna ihre Finger zurück und nestelte ein Taschentuch aus ihrer Abendtasche, um dieses Entgleiten zu rechtfertigen.
    »Ich weiß nicht, wie ich Ihnen das erklären soll«, sagte sie stockend. »Seit vier Wochen habe ich keine Nachricht mehr von zu Hause bekommen. Vorher schrieb meine Mutter oder meine Schwester jede Woche, und wenn es nur eine Karte war. Ich rief in Kitumba an … die Leitung ist angeblich gestört. Vier Wochen lang? Ich wurde unruhig, nahm das nächste Flugzeug nach Kairo und stieg um nach Entebbe. Von dort versuchte ich wieder, Verbindung mit der Farm zu bekommen. Wieder alles gestört. Sogar per Funk keine Antwort. Im Innenministerium, in der deutschen Botschaft … überall Ausflüchte. Die letzte Version: Ein großer Steppenbrand mit Seuchengefahr. Alle Zufahrten nach Nord-Mubende sind vom Militär gesperrt. Können Sie verstehen, daß ich völlig verzweifelt bin?«
    »Sie glauben nicht an den Steppenbrand?«
    »Nein!« Corinna sah Julius Malanga fragend an. »Ich bin dort geboren. Ich kenne die Savanne. Das, was man mir einreden will, ist nie dort geschehen! Etwas anderes muß passiert sein! Aber was? Mein Gott, was? Warum läßt man mich nicht nach Hause? Warum kann mir keiner sagen, was mit meinen Eltern ist? Kitumba liegt doch nicht auf dem Mond.«
    Sie hatte sich in eine große Erregung hineingeredet und zitterte nun. Malanga hielt wieder ihre Hände fest.
    »Ich glaube daran, was Ihnen die Behörden gesagt haben. Warum soll es nicht wahr sein?«
    »Ich fühle es.«
    »Das Gefühl einer Frau …« Malanga zog seine Hände zurück. Ein amerikanisches Ehepaar kam von der Tanzfläche zurück und blickte mißbilligend auf das weiße, blonde, hübsche Mädchen, das mit einem Neger am Tisch saß und sichtlich flirtete. »Sie sollten Gefühle anders verschwenden, Miß Sander, als in der Angst um Katastrophen, die nicht stattfinden.« Er griff wieder zum Sektkübel und goß erneut die Gläser voll. »Vielleicht ist morgen der Draht wieder frei, und alles ist gut.«
    »Darauf warte ich nicht. Morgen, übermorgen, in einer Woche … das halte ich nicht aus.«
    Malangas Gesicht wurde ernst. »Ich werde Ihnen beweisen, daß Ihre Sorge unbegründet ist.« Er stand auf, verließ den Dachgarten und kam nach wenigen Minuten mit einem Arm voller Zeitungen zurück. Eine nach der anderen legte er sie vor Corinna auf den Tisch. »Bitte, sehen Sie die Zeitungen durch! Wenn irgendwo etwas Außergewöhnliches geschehen wäre … die Journalisten lassen sich so etwas nie entgehen. Hier – die Uganda Argus – nichts! Munno … Uganda Eyogera … Taifa Empya … The People … Taifa Uganda Empya … alle Zeitungen bringen nichts über Mubende.« Er blätterte in den Zeitungen herum und faltete die Uganda Eyogera zusammen. »Doch, hier, ein kleiner Bericht über einen Buschbrand bei Kagadi.«
    »Das ist in unserer Nähe!« Corinna riß Malanga die Zeitung aus der Hand. Es war ein allgemeiner, kurzer Bericht über einen Savannenbrand, wie er im Laufe des Jahres zigmal in den Blättern stand. »Das kann nicht der Anlaß sein, das ganze Gebiet zu sperren!«
    »Man ist vorsichtiger geworden, wegen der Seuchen. Sie und ich als Mediziner sollten das am besten verstehen.« Malanga legte die Zeitungen zusammen, winkte einem kleinen, pechschwarzen Boy und gab sie ihm. Der Boy klemmte sie unter den Arm und rannte davon. »In ein paar Tagen ist bestimmt alles vorbei.«
    »Wenn auch!« Das Gesicht Corinnas zeigte wilde Entschlossenheit. »Ich fahre nach Kitumba.«
    »Womit?« Julius Malanga musterte Corinna interessiert.
    »Mit einem Wagen. Ich leihe ihn mir.«
    »Sie wollen allein fahren?«
    »Natürlich.«
    Malanga beugte sich etwas über den Tisch. Sein herrlicher, ebenmäßiger Kopf glänzte im Schein der Tischlampe. »Darf ich Sie begleiten, Miß Sander?«
    »Sie?« Corinna war ehrlich verblüfft. »Ich denke, Sie sind zurückgekommen, um Ihrem Volke als Arzt zu dienen? Und nun wollen Sie in den Busch?«
    »Meine Aufgabe liegt im Busch. Ich

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