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In den Klauen des Löwen

In den Klauen des Löwen

Titel: In den Klauen des Löwen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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von Muhororo wirst du aus der Einsamkeit herauskommen. Dann kannst du weiterfahren nach Kitumba.
    Hendrik Thorwaldsen gönnte sich einen Ruhetag, schlief wie ein Bär und setzte sich am nächsten Tag frohgelaunt hinter sein Steuer.
    rbittlichen Gesetz des Schicksals folgend, mußte er irgendwo mit Corinna Sander und Julius Malanga zusammentreffen, es gab gar keine andere Möglichkeit. Noch trennten sie fast 140 Kilometer Savanne … aber was sind 140 Kilometer für das Schicksal? Hendrik Thorwaldsen hoppelte den Flußlauf hinunter. Oft mußte er weite Strecken undurchdringlichen Geländes umgehen, fuhr weite Bogen und manchmal sogar entgegengesetzte Richtungen, um dann später doch wieder in die Nähe des Muzizi zu kommen.
    Wie er auch fuhr … er kam Corinna Sander immer näher.
    Und mit ihm reiste die Tragödie von drei Menschen.
    Aber das wußte noch niemand.
    Fünf Tage brauchten Malanga und Corinna, um durch den Busch in die Nähe von Kitumba zu kommen.
    Eingeborenendörfer umgingen sie, sahen sie nur von weitem liegen. Dann kamen sie in eine Gegend, wo es nach Brand roch. Malangas Gesicht wurde steinern. An der Piste, einem typischen Negerpfad, fanden sie Spuren von Wagenrädern. Dann sahen sie ein Dorf: Es qualmte noch aus den verbrannten, eingerissenen Hütten; die schützenden Dornenhecken waren niedergewalzt, in der Luft lag ein süßlicher, widerlicher Geruch. Corinna kannte ihn aus der Anatomie. Entsetzt faßte sie Malanga an die Schulter.
    »Hier sind Tote!« keuchte sie. »In den Hütten sind noch Tote! Riechen Sie es nicht? Himmel noch mal, was ist denn hier passiert?«
    Malanga hielt nicht an, er gab Gas und durchraste das verbrannte Dorf. »Die Seuche!« schrie er durch den Motorlärm. »Man hat Ihnen doch gesagt, daß hier alles gesperrt ist wegen der Seuchen. Das beste Mittel gegen die Verbreitung ist Feuer! Nun sind wir mitten im Sperrgebiet.«
    »Aber das ist doch Lüge!« schrie Corinna zurück. Ihr blondes Haar wehte im Zugwind, sie hielt es mit beiden Händen fest und brüllte Malanga ins Ohr. »Man hat mir etwas von Steppenbrand gesagt! Nichts hat hier gebrannt … nur die Dörfer … Halten Sie an! Ich will wissen, was hier los ist!«
    Malanga ignorierte die Bitte Corinnas. Er beugte sich über das Steuer wie ein Rennfahrer und raste die Piste hinunter. Corinna hatte Mühe, sich festzuhalten, wenn der Wagen über Schlaglöcher schleuderte oder über Steine hüpfte.
    Sie kamen noch durch viele Dörfer, und alle sahen so aus wie das erste Dorf: zerstört, eingerissen, verbrannt, umweht vom süßlichen Leichengeruch. Große Schwärme von Geiern umkreisten die Dörfer.
    In der Nacht – Corinna schlief erschöpft, als sei sie betäubt – hörte auch Malanga von weitem das Knattern von Maschinengewehren. Er preßte die Fäuste gegen die Brust und stöhnte leise auf. Unruhig rannte er in dem kleinen Camp hin und her wie ein gefangener Löwe, der die Savanne riecht und sie nie mehr durchstreifen wird.
    Am sechsten Tag, nachdem sie frühmorgens eine am Horizont sichtbare Militärkolonne hatten vorüberziehen lassen im Schutze des hohen Elefantengrases und einiger Euphorbien, erreichten sie das gewellte Land, das Corinna sofort erkannte.
    »Unser Land!« rief sie und breitete die Arme aus. »Das ist unser Land, Mister Malanga! Sehen Sie dort den Hügel? Dort steht ein Lagerhaus für Baumwolle, auf der anderen Seite. Hinter diesem Hügel beginnen die Plantagen. Noch zwei Kilometer nördlich, und wir sind an der Senke, in der unsere Farm steht. O Gott, alles ist unversehrt! Nichts ist verbrannt. Es ist alles in Ordnung! Wie soll ich Ihnen bloß danken?«
    Malanga schwieg. Sein schwarzer, schöner Kopf war wie aus Stein gemeißelt. Er fuhr nun langsamer, als habe er Angst, an den Rand der Senke zu kommen, wo die Farm der Sanders lag.
    Nach zehn Minuten kamen sie auf den Weg, den schon Großvater Sander aus der Savanne gehobelt hatte. Damals hatten vierhundert Bantus die Straße gebaut; sie war eine Verbindung zu der Piste, die nach Kitumba führte. Eine schöne, breite, feste Allwetterstraße, schnurgerade zu dem Kessel, in dem, geschützt vor allen Winden und Unwettern, die Farm lag. Ein Goldstück in der Steppe.
    Malanga fuhr fast im Schritt, als die Straße sich etwas anhob und dann über den Grabenrand hinunter verschwand. Plötzlich hielt er an und stieg aus. Corinna sprang hinterher. Sie zitterte vor Freude über das gleich stattfindende Wiedersehen.
    Was werden sie staunen, dachte sie.

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