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In den Klauen des Löwen

In den Klauen des Löwen

Titel: In den Klauen des Löwen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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wartete. Er atmete kaum. Hast du Angst, Chui? dachte er. Du darfst sie haben. Ich hatte sie auch, als ich von Europa zurückkam nach Kampala, als ich den Boden meiner Heimat wieder fühlte und nicht wußte: Bist du noch ein Sohn dieses Volkes, oder bist du ein europäisierter Laffe, ein vornehmer Herr Doktor der Medizin, der seine Examina mit sehr gut bestanden hat? Kannst du überhaupt noch Luganda sprechen wie deine Brüder in der Savanne? Kannst du noch zu Fuß zehn Tage durch die Steppe rennen, um eine Nachricht zu überbringen, wie du es mit vierzehn Jahren getan hast? Gehörst du noch zu diesem Land? Und dann, als ich die Trommeln hörte, als ich verstand, was sie meldeten, als ich Mutete umarmte, der heimlich nach Kampala gekommen war, um mich zu begrüßen und zu sagen, daß Kirugu mich erwartet, der große König der Bwamba, da war es wie früher und ich hätte mich auf die Erde werfen können, um sie zu küssen.
    Der Leopard erhob sich wieder und gab seine Sprungstellung auf. Mit drei langen Sätzen verschwand er im hohen Gras und in der schützenden Dunkelheit.
    »Feigling!« sagte Malanga laut. »Selbst die Leoparden sind nicht mehr wie früher.«
    Als der Morgen mit einer gelbroten Sonne über der Savanne schwebte, kroch Corinna aus dem Zelt.
    Malanga saß im Wagen, eine Decke um die Schulter, das Gewehr zwischen den Knien und schlief. Sein Kopf lag zurückgelehnt an den Polstern.
    Corinna schlich zum Gaskocher, zündete die Flamme an und setzte den Wasserkessel wieder auf. Als der Tee aufgebrüht war, nahm sie einen Becher voll und hielt ihn dem schlafenden Malanga unter die Nase.
    »Good morning, Sir!« rief sie. »Es ist gedeckt.«
    Malanga schrak hoch und riß das Gewehr an sich. Als er Corinna sah, ihre in der Sonne glänzenden Haare, ihre schelmischen Augen, ihre lachenden Lippen, ließ er das Gewehr fallen und breitete die Arme aus.
    »Wie schön ist das Leben!« rief er. »Ich liebe das Leben!«
    Corinna ging zurück zum Klapptisch. Brot und Butter holte sie aus der Tropenkiste und einen großen Topf Marmelade. »Es war eine wundervoll stille Nacht, nicht wahr?« sagte sie dabei. »Oder gab es etwas Besonderes, Mister Malanga?«
    »Nein. Nichts Besonderes. Es war eine ganz normale Nacht …«
    Er setzte sich Corinna gegenüber auf seinen Klappstuhl, ließ sich eine Scheibe Brot schmieren und trank seinen Tee. Und er wünschte sich dabei, nie das Ziel der Fahrt – Kitumba – zu erreichen.
    In der gleichen Nacht fuhr Hendrik Thorwaldsen durch die Steppe. Nachdem er den kriegerischen Stamm gesehen hatte, war er nordwärts gefahren und hatte dann einen weiten Bogen geschlagen. Nun war er schon sieben Tage unterwegs in einem Gebiet, das er nicht kannte. Es war Feuchtsavanne wie die anderen Gegenden, aber viel wasserreicher. Immer wieder mußte er mit seinem Wagen Bäche und kleine Flüsse überqueren, Sumpfgebieten ausweichen und an Flußläufen entlangfahren, bis er eine Stelle fand, die flach genug war, um überzusetzen. Einmal saß er sogar fest im Morast und schlug einen Tag lang Bäume, um einen Knüppeldamm zu bauen, über den er das schwabbelnde Gelände befahren konnte. Nachts umschwirrten Millionen Moskitos seinen durch ein Netz geschützten Schlafsack. Am Tag begegnete er Flußpferden und Defassa-Wasserböcken, Warzenschweinen und Oribis.
    »Das ist alles ein ganz großer Scheißdreck!« fluchte er laut und kletterte auf hohe Bäume, um irgendwo Rauch zu suchen. Wo Rauch in den Himmel stieg, waren auch Menschen. Aber alles, was er sah, waren nachts in der Ferne große Feuerscheine, und sie waren ihm unheimlich und gefahrvoll. Dreimal hörte er von ganz fern Geknatter. Verblüfft hielt er an und lauschte angestrengt. Maschinengewehre, dachte er. Verdammt noch mal, das sind tatsächlich Maschinengewehre. Da drüben ist etwas im Gange, dem man am besten ausweicht.
    Der Kriegerzug in der Nacht … nun MG-Feuer … die Feuer am nächtlichen Himmel … Hendrik Thorwaldsen biß die Zähne zusammen und setzte seinen Weg im großen Bogen nach Süden fort.
    Am siebenten Tag erreichte er einen großen Wasserlauf. Breit wälzte sich der Fluß nach Westen. An den Ufern wogten Urwälder, auf Sandbänken sonnten sich Herden von Krokodilen.
    Thorwaldsen nahm seine Karte aus der Ledertasche und nickte zufrieden. Das muß der Muzizi sein, dachte er. Er fließt in den Albert-See. Demnach stimmt die Richtung. Nun immer den Fluß entlang, dann erreichst du die Straße nach Fort Portal und Hoima. In der Nähe

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