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In den Klauen des Löwen

In den Klauen des Löwen

Titel: In den Klauen des Löwen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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»Ein ekelhaftes, poliertes schwarzes Schwein! Schlafe weiter, Corinna. Ich stelle einen Mann vor deine Tür. Mir paßt dieses Herumschleichen im Haus ganz und gar nicht.«
    Am frühen Morgen stand Malanga schon abfahrbereit neben seinem Landrover. Der Verwalter der Kaffeeplantage hatte ihm zwei Kisten mit Lebensmitteln mitgegeben und die Kanister mit frischem Wasser gefüllt. Mike Harris fing Corinna in der Diele ab. Er versuchte zum letztenmal, sie zurückzuhalten.
    »Ich habe Funkverkehr mit Kampala gehabt«, sagte er. »Schon um fünf Uhr. Ein neues Bataillon rückt heran und geht in die Mondberge. Mädchen, ich flehe dich an: Bleib hier! So fürchterlich es ist, aber Robert und Gisela siehst du nie wieder. Glaubst du, die schleppen zwei Gefangene mit? Das ist ihnen viel zu lästig. Corinna, wir müssen jetzt ganz nüchtern denken: Du bist als einzige Sander übriggeblieben, und bei mir bist du sicher! Über mein Maschinengewehr kommen sie nicht hinaus!«
    »Malanga wartet.« Corinna umarmte Mike Harris. »Vielen Dank für alles, Onkel Mike. Soll ich sagen: Gott schütze dich?«
    In die Augen von Harris kam ein seltsamer Glanz. Wie Tränen sah es aus. Das ist unmöglich, dachte Corinna. Harris kann nicht weinen. Er hat noch nie geweint. Selbst nicht, als seine Frau und sein Sohn starben. Da hat er nur dieses Land verflucht.
    »Corinna …«, sagte Harris stockend. »Du bist jetzt schon groß und fast eine Ärztin, aber ich sehe dich noch als Kind. Lange, blonde Zöpfe hast du gehabt, und wenn Feiertag war, hattest du große, rote Schleifen darin. So sehe ich dich jetzt … und, verdammt noch mal, ich halte dich fest und laß dich nicht wieder los! Und diesen schwarzen Satan da draußen lasse ich umlegen! Du bleibst! Himmeldonnerwetter, ich zwinge dich, zu bleiben!«
    »Warum, Onkel Mike?« Corinna machte sich aus Harris' Griff frei. »Ich glaube Malanga, daß Robert und Gisela noch leben. Warum, das kann ich nicht sagen; ich spüre es eben. Und solange ich daran glaube, daß sie leben, so lange muß ich doch nach ihnen suchen, nicht wahr?«
    Mike Harris antwortete nicht. Mit einem Ruck warf er sich herum und stampfte ins Zimmer. Er warf die Tür zu, und kurz danach hörte sie ihn mit seinen Arbeitern herumbrüllen.
    »Wir können«, sagte Corinna, als Malanga ihr vor dem Haus entgegenkam und ihr die Reisetasche abnahm. »Ich bin plötzlich so siegessicher.«
    »Sie sollen es nicht bereuen, Miß Sander.« Er half ihr in den Wagen und sah noch einmal zurück zum Haus.
    Auf dem Dach, hinter dem Schornstein, starrte der Lauf des Maschinengewehres direkt auf ihn. Er hob grüßend die Hand zu den unsichtbaren Schützen, kletterte hinter das Steuer und fuhr langsam hinaus aus dem Vorhof auf die Straße.
    Nach zwanzig Minuten hatte die Savanne sie wieder.
    Sie fuhren in einem Rudel von Oryxantilopen und großen Kudus nach Süden. Das hohe Gras wogte im Wind wie ein gelbgrünes Meer. Am Horizont, schemenhaft, von Feuchtigkeitsschleiern verhangen, in der flimmernden, heißen Luft verzerrt, ragte das Mondgebirge in den Himmel.
    Die sagenhaften Berge, wo die Götter sitzen.
    In der zweiten Nacht nach dem Verlassen von Mike Harris' Farm hatten sie ihr Lager auf einem der Inselberge, mit denen die Savanne durchsetzt war, aufgeschlagen. Malanga hatte eine kleine Gazelle geschossen, die besten Stücke auf einen eisernen Spieß gezogen und briet sie nun über dem offenen Feuer. Corinna hatte den Klapptisch gedeckt und kochte auf dem Gaskocher Tee. Die Nacht um sie herum war lebendig, vor allem eine große Affenherde beobachtete sie von den Bäumen aus. Ab und zu kreischten sie laut, wenn Malanga einen neuen Ast in das Feuer stieß.
    Während Corinna die Teller und Bestecke aus dem Koffer holte, verfolgte Malanga sie mit den Blicken. Es waren rührend liebevolle Blicke, Blicke voller Anbetung und Sehnsucht, Scheu und Hoffnung. Jede Bewegung Corinnas nahm Malanga in sich auf, jeden Schritt, jede Beugung des schlanken Körpers, jedes Muskelspiel der bloßen Arme, jedes Auf- und Niederwippen der festen Brust.
    Sie ist wundervoll, dachte Malanga. Wenn sie ein Hundertstel von dem spüren würde, was ich empfinde, ertränke ich in einem Meer von Zärtlichkeit. Was hat sie in den letzten Tagen leiden müssen. Welcher Schmerz hat sie zerrissen. Aber sie wird ihre Rache bekommen. Auf den Knien soll Budumba sie um Gnade anflehen, und ich werde den Speer meines Vaters nehmen und ihn zwischen seine Schultern stoßen.
    Ob sie mich jemals

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