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In den Klauen des Löwen

In den Klauen des Löwen

Titel: In den Klauen des Löwen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Bantus gehören, den Herren dieses Landes seit Jahrhunderten.
    »Jambo!« sagte er mit seiner tiefen, singenden Stimme und hob die Hand. Es war ein unverbindlicher, höflicher Gruß. Aber schon die nächsten Sätze waren so etwas wie ein versteckter Angriff. »Sie sind auf dem falschen Weg, Sir. Hier dürfen Sie nicht fahren. Es ist gefahrvoll für Sie.«
    Hendrik Thorwaldsen lachte sein jungenhaftes Lachen und legte den Arm um Corinnas Taille, was Malanga mit bösen Augen quittierte.
    »Ich weiß. Hier in der Gegend gärt es wie in einem Bierkessel. Irgendein Stamm ist verrückt geworden und will einen eigenen Staat gründen.«
    »Woher wissen Sie das?« Malanga sah über Thorwaldsen hinweg in die Nacht. Er war ein wenig größer als der Weiße, aber Thorwaldsen war kräftiger, muskulöser, durchtrainierter. Es wird schwer sein, dachte Malanga, ihn in einem offenen Kampf unschädlich zu machen. Er ist stärker als ich, aber vielleicht bin ich schneller als er. Ich habe es gelernt, wie eine Katze zu reagieren.
    »Ich habe ein paar Stunden mit einem Stoßtrupp der Regierungstruppen verbracht.« Thorwaldsen setzte sich an das Lagerfeuer und streckte die Hände aus. Er drehte sie am Feuer und knetete sie; obwohl die Nächte hier nie richtig kalt wurden, war die Abkühlung gegenüber dem glühendheißen Tag doch spürbar.
    Malanga hob wie witternd den Kopf.
    »Hier in der Nähe?«
    »Wie man's nimmt. Sie waren dabei, das Gebiet durchzukämmen. Ein junger Leutnant, ziemlich forsch, klärte mich auf. Da ist ja eine schöne Schweinerei im Gange.« Thorwaldsen sah zu Corinna hinüber. Sie goß heißen Tee in einen großen Blechbecher und tauchte den Löffel in die Zuckerdose. »Drei Löffel Zucker bitte!« rief Thorwaldsen. »Das ist das einzig Süße, was ich hier in diesem Land zu mir nehme. Sonst ist alles Salz und Schweiß.«
    »Wenn Ihnen das Land so unangenehm ist, warum sind Sie dann hier?« fragte Malanga. Thorwaldsen lachte wieder.
    »Der Beruf, mein Lieber! Corinna sagte mir kurz, Sie seien Arzt?«
    »Ja.«
    »In Deutschland studiert?«
    »Ja.«
    »Und nun wollen Sie den Gesundheitszustand in Uganda ankurbeln, was? Eine Sisyphus-Arbeit, mein Lieber. In den Städten, da geht es ja, da weht der Wind des 20. Jahrhunderts – aber in der Steppe, hier oder in den Bergen, ganz zu schweigen vom Norden, im Kitepo-Gebiet und in Koboko, da ist noch das selige Mittelalter. Da heilen die Medizinmänner noch mit Teufelstänzen und Fetischen, mit Wurzelmehl und Räucherkräutern. Das wird eine böse Aufgabe für Sie werden, gegen diese Wundermänner anzukommen.«
    »Ich weiß es.« Malanga setzte sich auf einen der Klappstühle. Auch ihm gab Corinna einen Becher mit Tee. Er bedankte sich mit einer kleinen Verbeugung und einem leisen: »Ahsante.« (Danke)
    Thorwaldsen schlürfte seinen Tee und schnalzte mit der Zunge. »Guter Darjeeling, endlich wieder. Seit zwei Monaten trinke ich das Kraut, das andere wegwerfen oder als Füllungen in die Kissen stopfen. Doktor!« Er drehte sich zu Malanga, der etwas seitlich von ihm saß. »Mir fällt erst jetzt auf, was Sie vorhin sagten: Ich darf hier nicht fahren! Und Sie können es?«
    »Ich suche etwas.«
    »Sie werden lachen – ich auch. Zwei Mordsdinger von Elefantenzähnen habe ich noch frei auf der Abschußliste. Sehen Sie … Sie suchen Kranke, ich suche Geld im Busch. Beides ist eine gute Sache, und deshalb meine ich, ist meine Anwesenheit gerechtfertigt. Dieser Westentaschenkrieg stört mich nicht.«
    »Er hat mich meine ganze Familie und meine Heimat gekostet«, sagte Corinna heiser.
    »Oh, Verzeihung!« Thorwaldsen wurde ernst. Er sah die Augen Malangas und fand sie gefährlich.
    »Sie waren sehr unhöflich, Sir«, sagte Malanga dunkel. »Bitte, entschuldigen Sie sich.«
    »Was soll ich?« Thorwaldsens Stimme war gedehnt. Er stand langsam auf und stemmte die Hände in die Hüften. »Das ist doch wohl ein bißchen zu hochnäsig, Doktor!«
    »Ich habe in Europa Höflichkeit gelernt, Sir.«
    »Und anscheinend einen Stich ins Hirn!« Thorwaldsen reckte sich. »Corinna, Sie kennen mich! Ich bin ein Mensch, der unkompliziert ist, der das sagt, was er denkt, ohne vorher die Worte im Geist herumzuwälzen und zu panieren, damit sie auch gefällig klingen. Ich sage, was ich denke, und zum Teufel, ich gehe nicht davon ab. Dieser Mistkrieg der Stämme geht mich einen feuchten Dreck an – das ist meine Ansicht. Ich habe eine Jagdlizenz, Tiertrophäen sind mein Beruf, wie dem Doktor seine

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