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In den Klauen des Löwen

In den Klauen des Löwen

Titel: In den Klauen des Löwen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Schutze der Nacht war ausgeschlossen. Dafür gab es gegenüber Corinna kein Motiv. Daß Corinna aber Malangas ganzer Lebensinhalt geworden war, darüber bestand für Thorwaldsen kein Zweifel mehr. Wie er mit ihr sprach, wie er sie umsorgte, das war deutlich genug. Merkte es Corinna selbst nicht?
    Thorwaldsen hob den Kopf und sah hinüber zu Malangas Wagen, der völlig im Nachtschatten stand. Nichts rührte sich dort. Malanga und Corinna … welch ein absurder Gedanke! Dieses Mädchen in den Armen eines Negers! Dieser herrliche weiße Körper unter den tastenden braunschwarzen Händen?
    Thorwaldsen schluckte mehrmals, als habe er einen dicken Kloß in der Kehle. Dann nahm er sich fest vor, Corinna davor zu schützen. Das war jetzt wichtiger als zwei Elefantenzähne von 60 Kilogramm Gewicht …
    Kurz nach zwei Uhr morgens schlief er ein. Die Sicherheit, daß Malanga ihm Corinnas wegen gar nichts anhaben konnte, machte ihn müde.
    Malanga lag zusammengerollt wie eine Katze in seinem Wagen und beobachtete den Landrover Thorwaldsens. Als das Feuer ziemlich niedergebrannt war, stieg er aus und warf ein paar dicke Äste in die Glut. Er hörte, wie sich Thorwaldsen rührte. Metall klickte. Malanga lächelte überlegen. Hol nur deine Pistole heran, dachte er. So einfach mache ich es dir nicht. Wir haben noch einen langen Weg vor uns, Sir … du sollst Afrika kennenlernen, wie es in keinen Büchern steht.
    Ein paarmal warf Malanga später Steinchen in die Nähe von Thorwaldsens Wagen. Dort rührte sich nichts. Lautlos, wirklich katzengleich, schlich sich Malanga darauf an den Landrover heran und sah hinein. Thorwaldsen schlief fest, im rechten Arm eine Maschinenpistole.
    Darauf geschah etwas Rätselhaftes. Malanga schlich zurück und kam wieder mit einigen zusammenfaltbaren Plastikeimern. Mit ihnen kroch er unter den Wagen Thorwaldsens, blieb dort eine Zeitlang liegen und kam dann wieder hervor, trug zwei gefüllte Eimer weg und entleerte sie ein paar Meter weiter in einer Senke. Er schien keine Angst zu haben vor den Tieren, die in der Nacht auf ihn lauern konnten.
    Dann ging er zurück zu seinem Wagen, verstaute die wieder zusammengelegten Plastikeimer tief unter dem Gepäck, wo die Werkzeuge lagen, streckte sich unter einer Decke aus und wehrte sich nicht mehr gegen den Schlaf, der auch ihn überfiel.
    Am Morgen weckte ihn das schrille Geschrei der Affen. Er schreckte hoch. Wenn Affen so schreien, ist das Alarm für die ganze Steppe. Wie versteinert saß Malanga nun hinter dem Steuer und starrte auf den schwarzmähnigen, riesigen Löwen, der langsam, mit der ganzen Majestät seiner Kraft und Grausamkeit rund um das erloschene Feuer ging, vor dem Zelt Corinnas stehenblieb und witterte. Sein Schwanz mit der Quaste am Ende peitschte den Boden, ganz leise kam ein dumpfes Grollen aus dem halbgeöffneten, in der Morgensonne blutig glänzenden Maul. Mit der rechten Tatze schlug er vorsichtig gegen die Zeltleinwand, dann trottete er weiter auf den Landrover Thorwaldsens zu. Malanga griff im Zeitlupentempo zu seinem Gewehr. Jede hastige Bewegung, jeder Laut konnte jetzt den Tod bedeuten. Dieser große, alte Mähnenlöwe war hungrig, das sah man. Er war ein Einzelgänger ohne Familie, ein langsam lahm werdender Einsiedler, dem die besten Stücke davonsprangen, der nicht mehr die Ausdauer hatte, Gazellen oder Antilopen zu jagen und nicht mehr die Kraft, ein Gnu zu schlagen. Er mußte auf die Kranken warten, die Schwachen der Herde, die Ausgestoßenen, wie er einer war. Oder auf die Menschen, denen er an List noch immer überlegen war.
    Der alte Löwe hob den mächtigen, breiten Kopf, als er vor Thorwaldsens Landrover stand. Der Geruch des Menschen erregte ihn; wenn der Hunger im Bauch bohrt, ist kein Platz für Furcht mehr im Herzen. Die Krallen traten aus den Tatzen hervor, der buschige Schwanz schlug wieder den Savannenboden.
    Zentimeter um Zentimeter, als habe das Gewehr das Gewicht einer bleiernen Kanone, hob Malanga seine Waffe bis an die Schulter. Dann senkte er den Kopf, um über Kimme und Korn den schwarzbehaarten Schädel anzuvisieren.
    Im gleichen Augenblick ratterte aus dem Landrover eine Maschinenpistolensalve. Der alte Löwe schien erstaunt zu sein, wie ein Monument von Kraft und tierhafter Schönheit stand er da, den Kopf erhoben … dann brüllte er, und es war ein Laut, der selbst Malanga eine Gänsehaut über den Körper trieb. Ein Schrei nach Leben und Sonne, ein Aufbrüllen gegen den Tod, der siebenfach in seinem

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