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In den Klauen des Löwen

In den Klauen des Löwen

Titel: In den Klauen des Löwen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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mächtigen Körper steckte … dann knickte der alte Löwe ein, rollte sich auf die Seite und hieb mit allen vier Pranken sterbend in den Boden, sich selbst mit Staub zudeckend wie mit einem Leichentuch. Zuletzt streckte er sich aus, ein letztes Gähnen noch, bis der endgültige Schlaf über ihn kam.
    Malanga sprang aus seinem Wagen. Der Kopf Corinnas erschien in einer Spalte des Zelteinganges. Thorwaldsen kletterte aus dem Landrover und näherte sich dem toten Löwen bis auf fünf Schritte. Er hatte schon erlebt, daß ein anscheinend toter Löwe in letzter Wut noch einmal aufsprang und sich auf seinen Bezwinger stürzte.
    Malanga war zuerst an dem großen Tier und beugte sich darüber. »Er ist tot«, sagte er. »Sieben Schüsse ins Herz. Dagegen hatte er keine Chance.«
    »Ich habe auch nicht den Ehrgeiz, mit einem Löwen eine Boxolympiade zu veranstalten.« Thorwaldsen winkte hinüber zu Corinna, die noch immer aus dem Eingangsschlitz starrte. »Kommen Sie heraus, Corinna. Unser nicht eingeladener Gast legt sich Ihnen zu Füßen. Verdammt, mir stand das Herz still, als er vor Ihrem Zelt stand und daran kratzte, als klopfte er an. Ich konnte nicht schießen, ohne Sie zu gefährden. Aber Sie, Doktor, hatten einen guten Schußwinkel. Sie hätten schießen können!«
    Malanga legte sein Gewehr an den Löwen. Er wußte, warum Thorwaldsen das sagte. Es sollte ihn bei Corinna herabsetzen. Er sollte als Feigling gelten. Dabei wußte Thorwaldsen genau, daß der Löwe so vor Malanga gestanden hatte, daß er keinen lebenswichtigen Teil treffen konnte. Von hinten hat noch keiner einen Löwen erschießen können.
    Aber Malanga schwieg. Er gönnte Thorwaldsen den kleinen Triumph, Corinnas Retter zu sein. Der Tag hatte erst begonnen, und ein Tag ist lang in der Savanne. Als seien die Schüsse für sie ein Signal, kamen die ersten Geier heran und ließen sich in den Bäumen nieder. Stumm, die nackten Hälse vorgestreckt, starrten sie hinunter auf den Löwen.
    »Was machen wir mit ihm?« fragte Thorwaldsen. Er ging um den Löwen herum. Das Fell war arg mitgenommen, mit Schrunden übersät und zottelig. Allein die Mähne war herrlich. Für einen Massaihäuptling wäre es ein wundervoller Kopfschmuck gewesen. Außerdem waren sieben Einschüsse im Fell, nicht gerade ein Ruhmeszeichen für einen Jäger. Stolz zeigten einige Massaikrieger Löwenfelle, die nur einen einzigen Speereinstich hatten … hier war bewiesen, daß ein Kampf Tier gegen Mensch stattgefunden hatte und der Mut und die Kraft des Menschen gesiegt hatten. Aber sieben Einschüsse? »Wir lassen ihn liegen. Die Mülleimer der Steppe werden schon für ihn sorgen.« Er sah hinauf zu den ekligen Geiern, von denen sich immer mehr in den Bäumen ansammelten.
    Der Morgentee war schnell aufgebrüht, schnell ein Brot mit Wurst gegessen. Dann baute Malanga das Zelt ab, verstaute die Klappstühle in seinem Wagen und überließ es Thorwaldsen, sich um Corinna zu kümmern. Er widersprach nicht, als dieser kurz vor dem Aufbruch sagte: »Ich sehe, Ihr Landrover ist vollgepackt wie ein Lastwagen. Ich schlage vor, Doktor, Corinna fährt mit mir. Ich habe herrlich viel Platz neben mir.«
    »Bitte!« sagte Malanga scheinbar gleichgültig. »Wenn Miß Sander es will.«
    Thorwaldsen fuhr als erster ab. Malanga blieb einen Augenblick zurück und trat noch einmal an den alten, toten Löwen. Er kniete nieder und streichelte das mächtige Haupt. »Er ist ein Schwein!« sagte Malanga leise. »Er ist ein elendes, weißes Schwein. Ich werde dich nicht vergessen, Simba, wenn es zur Abrechnung kommt.«
    Dann fuhr er Thorwaldsen nach, der ein scharfes Tempo einschlug und rücksichtslos quer durch die Savanne nach Westen fuhr, den am Horizont wieder wie eine Vision schwebenden Mondbergen entgegen.
    Nach zehn Kilometern krachte es im Motor Thorwaldsens. Es hörte sich an, als zerbreche Stahl mit einem Aufschrei. Der Landrover machte einen mächtigen Satz, flog ein paar Meter durch die Luft und landete dann aufheulend wieder auf den Reifen.
    »Himmel, Arsch und Zwirn!« brüllte Thorwaldsen und drehte die Zündung ab. Er hob Corinna aus dem Wagen und klappte die Motorhaube hoch. Qualm und der beißende Geruch glühenden Eisens schlugen ihm entgegen. »Das ist doch nicht zu fassen!« schrie Thorwaldsen. »Der Motor ist hin. Kolben festgefressen, die Pleuelstange ist durchs Gehäuse geschlagen! So was ist doch nur möglich, wenn der Karren ohne Öl läuft …« Er schwieg abrupt und blickte sich nach

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