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In den Klauen des Löwen

In den Klauen des Löwen

Titel: In den Klauen des Löwen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Thorwaldsen. »Ich habe wenig Hoffnung, Corinna.«
    »Trotzdem! Suchen Sie weiter, Hendrik … bitte!«
    Thorwaldsen nickte. Er kaute an der Unterlippe. Sie liebt ihn, und wie sie ihn liebt … ich hätte das nie geglaubt.
    Er trat auf das Gaspedal und erhöhte das Tempo.
    Morgen mittag sind wir in der Stadt, dachte er. Dann wird sie Malanga vergessen müssen. Die Zeit heilt alle Wunden.
    Auf den Inseln in den Sümpfen hatte die Räumung der Bwamba-Lager begonnen.
    Die Furcht, nacheinander hingerichtet zu werden, hatte sich bei den weißen Gefangenen in eine Ratlosigkeit verwandelt. Von der großen Insel aus beobachtete man, wie die Bwamba-Krieger in Gruppen abzogen, die Hütten eingerissen wurden, die Frauen und Kinder in langen Kolonnen durch den Sumpf wateten. Pater Fritz versuchte, bei den Bewachern etwas zu erfahren. Die Bantus schwiegen und reagierten auf keinerlei Fragen.
    Robert Sanders Floß stand kurz vor der Fertigstellung. Es war ein schönes, massives Fahrzeug geworden, das noch zwei Personen mehr aufnehmen konnte. Robert hatte deshalb mit einem Farmer verhandelt, der ihm für dieses Unternehmen am besten gerüstet schien. Der Mann war ein Bulle an Stärke, seine Familie lebte in der dritten Generation in Afrika, er kannte das Land fast so gut wie die Eingeborenen und sprach mehrere Bantudialekte. Der vierte Passagier des Floßes sollte das genaue Gegenteil sein: ein schmächtiges Männchen, dessen bestechendstes Merkmal seine Augen waren. Große, braune, scharfe Augen. Der Mann hieß Jack Dennings und hatte in der britischen Armee als Sergeant gedient. Er galt zu seiner Militärzeit als der beste Schütze des Regimentes. In der Provinz Toro schoß auch heute noch keiner so gut wie er. Man erzählte sich von ihm, daß er einmal eine Hummel vom Rücken eines Elefanten geschossen hatte, ohne dessen Fell anzukratzen. Das war natürlich eine Legende, aber wer Dennings einmal hatte schießen sehen, konnte es fast glauben.
    Dennings war es auch, der einen Plan entwickelte, wie man Gisela von der Königsinsel herüberholen könnte: Robert sollte den Schwerkranken spielen. Ein unbekanntes Sumpffieber wollte man ihm andichten, eine so rapide verlaufende Krankheit, daß jede Minute mit seinem Tod zu rechnen war. Pater Fritz sollte diese Krankheit erklären und darum bitten, die Schwester noch einmal den sterbenden Bruder sehen zu lassen. War Gisela erst einmal auf der Gefangeneninsel, konnte man sie so lange dort festhalten, bis die Flucht begann.
    »Es rücken immer mehr Krieger ab«, meldete Dennings, der im Lager herumgelaufen war und die anderen Lagerplätze im Schilf beobachtete. »Sie lösen das Sumpfversteck auf. Ich sage Ihnen, meine Herren: Die bringen uns zum Abschluß ihrer Ruhepause auf einmal um, oder sie lassen uns einfach im Sumpf zurück.«
    »Beides wäre schrecklich.« Pater Fritz steckte sich eine Pfeife an. Seit zwei Tagen rauchte er getrocknete Blätter, da keiner mehr Tabak hatte. »Wir würden verhungern. Rundherum sind Krokodile. Bis zum festen Boden zu schwimmen ist unmöglich.«
    »Es gibt nur eine Möglichkeit«, sagte Dennings sarkastisch. »Es lassen sich so viele von den Krokodilen fressen, daß sie satt sind und wir anderen dann ungehindert hinüberschwimmen können.«
    Pater Fritz hatte in dieser Situation keinen Sinn für schwarzen britischen Humor. Er blies dicke Rauchwolken aus seiner Pfeife. Den anderen tränten die Augen, wenn der Qualm sie im Gesicht traf.
    »Wenn sie abgerückt sind und wir noch leben, werden wir große Feuer entzünden und riesige Rauchsäulen aufsteigen lassen. Vielleicht sehen uns dann Regierungstruppen oder Suchflugzeuge. Rauch im Sumpf, das muß jedem auffallen. Was meinen Sie, Robert?«
    »Wenn sie uns dazu kommen lassen. Ich halte Budumba nicht für so dumm. Er braucht einen Vorsprung von drei, vier Tagen und weiß genau, daß wir nach Abzug seiner Krieger keine Stunde warten würden.«
    »Das heißt also …«, sagte Pater Fritz dunkel. Er sprach den Satz nicht zu Ende. Robert nickte, und jeder wußte, was unausgesprochen blieb.
    Am Nachmittag gab es Unruhe im Lager. Vier Bantus mußten Ingeborg Kraemer festhalten, die schreiend, kratzend, tretend und um sich schlagend in eine der Hütten geschleift wurde.
    »Laßt mich los!« schrie sie gellend. »Ich will zu ihm! Ich will bei ihm sein! Tötet mich mit ihm! Bringt mich doch um wie ihn …«
    Pater Fritz rannte mit wehender Soutane durch die Lagergassen und wurde an Sanders Hütte von einem

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