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In den Klauen des Löwen

In den Klauen des Löwen

Titel: In den Klauen des Löwen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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›Leutnant‹ aufgehalten.
    »Was ist los?« keuchte Pater Fritz. »Was ist mit Robert Sander? Warum schreit die Frau so?«
    Der ›Leutnant‹ hob grinsend die Schultern. »Budumba hat Mr. Sander zur Königsinsel holen lassen. Weiter nichts.«
    »Aber ohne Gepäck«, sagte jemand heiser hinter Pater Fritz.
    Ohne Gepäck … das ist bei allen Gefangenen das Zeichen, daß der Weg nicht mehr zurück geht, daß er im Unendlichen endet.
    »Sie wollen ihn töten?« fragte Pater Fritz mit belegter Stimme.
    »Ich weiß nicht.« Der ›Leutnant‹ grinste wieder.
    »Lassen Sie mich zu der Frau.« In der Hütte wurde es stiller. Die Schreie Ingeborg Kraemers verstummten. Ein wimmerndes Weinen wurde aus ihnen. Der schwarze ›Leutnant‹ gab den Weg frei, und Pater Fritz betrat die Hütte. Ingeborg lag in der Ecke auf einer Decke, zusammengerollt, die Fäuste gegen den Mund gepreßt. Die vier Bwamba-Krieger verließen die Hütte, als der Pater eintrat, und stellten sich draußen vor dem Eingang auf.
    »Sie haben Robert abgeholt«, stammelte Ingeborg und ließ die Fäuste sinken. »Sie töten ihn. Morgen wird sein Kopf drüben auf der Königsinsel auf einer Stange stecken.«
    Pater Fritz schluckte mehrmals, ehe er sprach. »Wer hat Ihnen das gesagt, Ingeborg?«
    »Einer von den schwarzen Teufeln, die ihn abholten. O mein Gott, warum hilfst du nicht? Warum schweigst du?« Sie faltete die Hände und hob sie hoch empor. »Mein Gott, warum schweigst du?«
    Pater Fritz verließ erschüttert die Hütte. Hier jetzt noch von Trost zu sprechen, war sinnlos. Auch das Wort Gott bekam einen herben Klang.
    »Ich möchte König Kirugu sprechen!« sagte er laut zu den Bewachern. »Jetzt gleich.«
    »Es geht nicht, Herr Pater.« Der ›Leutnant‹ hob bedauernd die Arme.
    »Es geht! Ich weiß, daß Kirugu mit mir sprechen wird.«
    »Sicherlich. Aber trotzdem geht es nicht mehr. Kirugu hat vor einer halben Stunde die Insel verlassen.«
    »Und Budumba?«
    »Ebenfalls, Herr Pater.«
    Das Herz Pater Fritz' stockte. Er hatte große Mühe, wieder tief durchzuatmen. »Und die beiden Weißen Gisela und Robert Sander?« fragte er.
    Der ›Leutnant‹ zuckte wieder mit den Schultern. »Ich weiß es nicht. Wer fragt schon Budumba nach seinen Entschlüssen?«
    Er lächelte höflich, wandte sich ab und ließ Pater Fritz stehen.
    Am Abend zog die letzte Gruppe ab. Nur ein Zug Krieger blieb zurück, um die Weißen daran zu hindern, Licht- oder Rauchzeichen zu geben. Dennings rannte herum wie ein Tiger und wußte nicht, ob er nun in der kommenden Nacht mit dem Floß starten sollte oder nicht. Ingeborg hatte es abgelehnt mitzukommen.
    »Ich bleibe hier, bis ich weiß, wo Robert ist«, sagte sie fest entschlossen. Nach dem ersten zerreißenden Schmerz kam ein verzweifelter Mut über sie. Dennings verzichtete darauf, sie zu anderer Ansicht zu bekehren. Aber allein wegfahren wollte er auch nicht. Angenommen, Robert Sander lebte noch drüben auf der Königsinsel und kam zurück? Dann war das Floß weg, die Arbeit von vielen Nächten.
    So kam die Nacht. Die weißen Gefangenen saßen im Dunkeln vor ihren Hütten und warteten. Zogen nun auch die letzten Wachen ab? Würde es wahr, was jetzt jeder vermutete: Die Bantus ließen sie allein im Sumpf zurück. Waren sie gerettet?
    Die Lage wurde sofort klar, als ein ungeduldiger Farmer entgegen allen Warnungen versuchte, mit einem winzigen Schilffloß die große Insel zu verlassen. Die Wachen hörten das leise Plätschern, Handscheinwerfer suchten das Wasser ab, erfaßten die kleine schwimmende Insel und den Mann, der flach darauf lag und mit den Händen ruderte.
    Ohne Anruf, ohne Zögern eröffneten die Bantu-Soldaten das Feuer. Eine Salve zerfetzte dem Farmer den Rücken … er rollte von seinem Schilffloß und versank im Wasser.
    Stumm standen die anderen Männer am Rand der Insel und starrten auf den allein weitertreibenden Schilffleck.
    »Jetzt wissen wir es«, sagte Dennings laut und wandte sich ab. »Als ob wir nicht gelernt hätten, daß in Afrika alles seine Zeit braucht. Auch das Überleben, meine Herrschaften. Gehen wir schlafen!«
    Am Morgen waren auch die letzten Wachen fort. Unauffällig lautlos waren sie verschwunden. Als die Sonne aufstieg und der Sumpf wieder dampfte, waren die vierhundert Weißen allein auf ihrer Insel. Nur die Krokodile bewachten sie noch.
    Und obgleich sie keinen Bantu mehr sahen, warteten sie bis Mittag. Kritisch sahen sie hinüber zur Königsinsel. Wer sagte ihnen, daß dort drüben

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