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In den Klauen des Löwen

In den Klauen des Löwen

Titel: In den Klauen des Löwen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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stimmt es wörtlich. »Ich dachte dann, er sei schon in einem Bogen zum Lager zurück.«
    »Hier ist er nicht.« Die Stimme Corinnas war plötzlich belegt. »Hendrik … ich habe Angst.«
    »Wovor?« Thorwaldsen setzte sich an den Tisch, aber er wagte es nicht, Corinna anzusehen. »In der Savanne war es still. Sie haben ja auch keinen Schuß gehört.«
    »Wenn Malanga hinterrücks angefallen worden ist …«
    »Von wem?«
    »Ein Löwe … ein Leopard …«
    »Ausgeschlossen. Malanga hört jedes Wild meterweit vorher. Jede Raubkatze gibt Laute von sich. Und wenn … ich hätte seinen Aufschrei gehört. Aber da war nichts.«
    »Etwas muß aber doch geschehen sein!« schrie Corinna plötzlich. »Mein Gott, sitzen Sie doch nicht so herum wie in einem Hotel und warten, bis Sie bedient werden! Malanga ist noch in der Savanne! Vielleicht ist er verletzt.«
    »Wodurch denn?«
    »Weiß ich es? Woher nehmen Sie bloß die Ruhe, Hendrik?! Wenn Malanga nicht zum Treffpunkt gekommen ist, muß doch etwas Schreckliches passiert sein!« Sie humpelte vom Tisch weg. Thorwaldsen sprang auf und trat ihr in den Weg.
    »Wo wollen Sie hin, Corinna?«
    »Zum Wagen. Ich suche ihn, wenn Sie schon zu müde dazu sind!«
    Thorwaldsen senkte den Kopf. Der Gedanke, daß Malanga jetzt in der Nashorngrube elend zugrunde ging, trieb ihm Röte ins Gesicht. Es durfte an diesem Morgen nur einen Überlebenden geben, versuchte er sich innerlich zu trösten. Wir hätten jeder den anderen umgebracht, pünktlich ab sieben Uhr. Ob nun erschossen oder in der Grube, das bleibt sich im Endeffekt gleich. Malanga ist nicht mehr … damit müssen wir uns abfinden.
    »Es kann auch etwas anderes sein«, sagte Thorwaldsen heiser.
    »Was denn?« Corinna starrte ihn an. Sie zitterte vor Erregung. Thorwaldsen, der sie kurz angesehen hatte, wandte sich ab. Sie liebt ihn, dachte er. So kann nur eine Frau um einen Mann zittern, wenn sie ihn liebt.
    Es war ein schmerzhafter Gedanke; er bohrte im Herzen und machte Thorwaldsen plötzlich härter, als er sein wollte.
    »Er hat uns in diese Wildnis geführt und läßt uns nun hier verrecken!« sagte er grob. Corinna schüttelte wild den Kopf.
    »Malanga? Nie! So etwas zu glauben, ist Wahnsinn!«
    »Bitte, wo ist er denn?« Thorwaldsen ging Corinna voraus zum Landrover Malangas und setzte sich hinter das Steuer. Er blockierte es damit und wußte auch, daß er es nie freigeben würde. »Kein Schuß, kein Schrei, keine Bewegung … einfach weg! Jeden Überfall, ob durch Menschen oder Tiere, hätte Malanga abgewehrt. Er hätte zumindest geschossen.«
    »Er ist überrascht worden!« schrie Corinna. »Himmel noch mal, fahren Sie doch schon und suchen Sie ihn!«
    »Man kann Malanga nicht überraschen. Er ist selbst eine Riesenkatze. Aber wie Sie wollen, Corinna … wir suchen ihn. Ich werde Sie überzeugen, so schwer es auch für Sie sein wird, daß Malanga uns sang- und klanglos verlassen hat.«
    Thorwaldsen arbeitete schnell. Er baute das Zelt ab, das Sonnensegel, packte die Kisten zusammen. Daß kein Laut aus der Steppe kam, war ihm selbst unheimlich. Er hat sich nicht erschossen, dachte er. Er wird bis zur Erschöpfung um sein Leben kämpfen, aber es wird ihm wenig nützen. Aus dieser Grube kommt er ohne fremde Hilfe nicht mehr heraus. Vielleicht sehen wir später von weitem die Geier am Fluß kreisen; sie haben ein schreckliches Gespür für einen Ort, wo es einmal Aas für sie geben wird.
    Nach knapp einer Stunde fuhren sie los. Corinna hatten die Anstrengung und die Angst um Malanga wieder in eine Schwäche zurückgeworfen, die sie unbeweglich werden ließ. Sie lag auf dicken Decken hinten im Wagen, das Bein brannte wieder, und die Hitze machte sie zusammen mit der Schwäche so schläfrig, daß sie einschlief. Thorwaldsen hielt einmal kurz an, betrachtete sie, seufzte tief und fuhr dann weiter.
    Nach Osten, der Straße entgegen, die von Kijura nach Fort Portal führt. Weg vom Fluß, an dessen Ufer Malanga um sein Leben rang.
    Corinna wußte es nicht. Einmal wachte sie kurz auf und merkte, daß sie noch immer fuhren. »Noch nichts?« schrie sie nach vorn zu Thorwaldsen. Sie stemmte sich auf den Ellbogen hoch und starrte über die Savanne. Eine Giraffenfamilie zog hundert Meter an ihnen vorbei. Der Giraffenbulle blieb stehen und äugte mißtrauisch auf das hüpfende, brummende Gefährt im Gras. »Wir müssen Meter um Meter absuchen!«
    »Ich fahre schon zum drittenmal im Kreis um das Gebiet, wo wir uns getrennt haben!« log

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