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In den Klauen des Löwen

In den Klauen des Löwen

Titel: In den Klauen des Löwen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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»Ich muß zum Motor«, knurrte er. »Zum Reden haben wir keine Zeit. Der Mistkarren muß doch wieder laufen!« Er verschwand wieder hinter der hochgeklappten Motorhaube und hantierte laut zwischen den Kabeln und Gestängen.
    Ich habe mich in sie verliebt, dachte er, als er begann, die Benzinleitung abzuschrauben. Ich habe es immer gewußt, aber jetzt hat es eingeschlagen wie ein Blitz. Ich habe sie geliebt, als sie noch ein Schulmädchen war, aber nie darüber nachgedacht, weil es unsinnig war. Vor fünf Jahren war das auf der Sander-Farm. Sie war aus dem Internat in die Ferien gekommen und lief in kurzen Shorts an mir vorbei zum Tennisplatz, den der alte Sander gerade angelegt hatte. Donnerwetter, dachte ich damals und gab mir dann selbst einen Tritt. Alter dreckiger Esel, sagte ich mir. Welche Gedanken! Du bist ein grober Klotz von Großwildjäger, ein stinkender Buschtrapper. Sie sieht dich gar nicht an! Und außerdem ist sie noch ein halbes Kind. Sieh weg, alter Esel!
    Er legte den Schraubenschlüssel weg und starrte gegen das Autoblech.
    Wenn wir in Fort Portal sind, werde ich sie fragen, dachte er. Wenn ich mich gebadet und rasiert habe, einen vernünftigen Anzug anhabe und wie ein zivilisierter Mensch aussehe. Vielleicht tanzen wir dann zusammen, und wenn ich sie umschlungen halte und wir uns beim Tanzen in die Augen sehen, könnte ich den Mut haben, was anderes zu tun als zu fluchen. Aber jetzt, hier, unter dem Moskitonetz, bei einer Scheißkarre von Auto, das nicht weiter will, wäre es zu blöd.
    Thorwaldsen nahm fast den ganzen Motor auseinander. Den Fehler fand er nicht. In dem engen Gefängnis aus Netzgespinst hatte Corinna drei Batterielampen aufgestellt und zwei Büchsen Obstsalat zum Abendessen geöffnet. Vor dem Netz klebten in dichten Wolken die Mücken. Thorwaldsen lächelte verkniffen.
    »Wenn die hinein könnten! Corinna, ich will Ihnen nichts verschweigen: Ich habe wenig Hoffnung, den Karren wieder zum Laufen zu bringen. Was uns bleibt, ist der Versuch, uns bemerkbar zu machen. Ob Regierungstruppen oder Bwambas … alles ist besser, als hier hocken zu bleiben.«
    »Und wenn wir zu Fuß weitergehen?«
    »Das schaffen Sie nicht, Corinna. Wir kommen jetzt in ein Feuchtsavannengebiet und in die Nähe der Toro-Sümpfe.« Er wischte sich über das Gesicht und seine Hand zitterte dabei. »Ich will es morgen noch einmal versuchen. Mein Gott, es ist ja nicht der erste Automotor, den ich auseinandergenommen habe. Vielleicht gelingt es. Haben Sie keine Angst, Corinna.«
    »Angst? Überhaupt nicht! Ich bin kein ängstlicher Mensch. Und außerdem sind Sie ja da, Hendrik.«
    »Das haben Sie schön gesagt.« Thorwaldsen wurde rot wie ein Schuljunge. »Verdammt, ich verspreche Ihnen, uns hier heil herauszuholen!«
    In der Nacht wurde dieses Versprechen Thorwaldsens uneinlösbar.
    Ein Trupp von zwanzig Bwamba-Kriegern überfiel die Netzburg, fesselte Thorwaldsen und Corinna und trug sie weg. Den Landrover banden sie mit drei dicken Seilen an einen Jeep und schleppten ihn ab. In einem Lager, dessen Feuer geschickt abgeschirmt war, nahm man Thorwaldsen und Corinna die Knebel aus dem Mund. Ein junger Bantu in der Phantasieuniform der Budumba-Truppe begann ein Verhör.
    »Sie sind Mr. Thorwaldsen?« fragte er.
    »Sieh an, es spricht sich rum!« Thorwaldsen nickte grimmig.
    »Und Sie sind Miß Sander?«
    »Ja«, sagte Corinna mit fester Stimme.
    Der Leutnant winkte, zwei Bantus lösten die Fesseln, blieben aber hinter den Gefangenen stehen.
    »Sie werden erwartet«, sagte der Leutnant höflich. »Entschuldigen Sie meine Leute, aber sie haben noch keinen Umgang mit Gästen. Auch wenn es beschwerlich ist, Miß Sander, muß ich Sie bitten, sofort mit mir zu fahren.«
    Die Bantus führten sie zu einem gut getarnten, kleinen Lastwagen, auf den gerade die letzten Kisten aus Malangas Landrover umgeladen wurden. Der junge Leutnant half Corinna auf den Wagen, Thorwaldsen kletterte hinterher und setzte sich auf eine der Kisten. Vier mit Gewehren bewaffnete Bantus folgten ihm und hockten sich still in die andere Ecke des Laderaumes.
    »Verstehen Sie das?« fragte Corinna, als der kleine Lastwagen anfuhr.
    Thorwaldsens Herz klopfte heftig. Die Wahrheit, vor der er weggelaufen war, hatte ihn eingeholt.
    »Ja«, sagte er rauh.
    Dann versank er in dumpfes Brüten.
    Die Chance zu überleben war so dünn wie ein Seidenfaden, an dem man einen Ertrinkenden aus dem Meer ziehen will.
    Die Gefangenen auf der Insel wurden – nachdem ein

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