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In den Klauen des Löwen

In den Klauen des Löwen

Titel: In den Klauen des Löwen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Sprichwort wahrer.
    Robert und Gisela Sander fuhren von ihrem Fellager hoch, als sich der Türvorhang der Hütte öffnete und ein Mann eintrat. Das fahle Licht, welches das Blätterdach durchließ, genügte, um sie erkennen zu lassen, daß es nicht Budumba war, der in die Hütte kam, auch nicht Kirugu, sondern ein fremder, hochgewachsener, schlanker Bantu in einer modernen, engbeinigen Hose und einem sauberen, weißen Hemd. Das war so ungewöhnlich, daß Robert seine Schwester hinter sich schob und sie mit seinem Körper deckte.
    »Wer sind Sie?« fragte er.
    Malanga blieb an der Tür stehen und musterte Robert Sander.
    Er hat Ähnlichkeit mit Corinna, dachte er und fühlte wieder den bohrenden Schmerz in seiner Brust. Er hat die gleichen mutigen Augen, das blonde Haar, die trotzige Kopfhaltung, die zusammengepreßten Lippen. Was wird er sagen, wenn ich von Corinna spreche? Wie sieht er mich? Wird er mich beleidigen? Bin ich für ihn auch nur ein Neger? Bei Gott, Robert Sander, sag so etwas nicht … ich bitte dich … ich könnte es nicht mehr ertragen. Wenn du mich einen Nigger nennst, werde ich dich töten müssen. Müssen, hörst du! Ich kann nicht anders. Ich bin ein Mensch, der innerlich verblutet, zerrissen von diesen tausendfachen Dornen, die uns trennen, nur weil wir eine andere Hautfarbe besitzen. Wenn ich daran zugrunde gehe, wirst du es auch, werden es alle Weißen, die mir von jetzt an begegnen. Ich habe es nicht gewollt, ich habe euch geliebt, ihr klugen, stolzen Weißen, ich habe euch bewundert … eure Hochhäuser, eure Kultur, eure Kliniken, eure Technik, euer Wissen, euer Genie … Ich wollte so werden wie ihr! Und was bin ich geblieben? Ein Nigger!
    Robert Sander … sag das nie! Nie!
    »Ich bin Dr. Julius Malanga«, sagte er und verbeugte sich höflich, so wie man sich in Europa formvollendet vorstellt. »Ich bringe Ihnen Grüße von Corinna.«
    Hinter dem Rücken Roberts schrie Gisela leise auf. »Corinna …«, stammelte sie. »Was ist mit ihr? Wo ist sie? Kommen … kommen Sie aus Heidelberg …?«
    »Auch. Jetzt komme ich aus Kampala. Ich traf Corinna auf dem Dachgarten des Apolo-Hotels.«
    »Corinna in Uganda?! Um Himmels willen, was macht sie denn hier?«
    »Sie bekam von den Eltern keine Nachricht und flog nach Entebbe. Ich begleitete sie durch den Busch nach Hause.«
    Robert Sanders Lippen zuckten. »Nach … Hause …«, sagte er heiser. »Was für Teufel seid ihr doch. Genügt es nicht, daß ihr alles gemordet und niedergebrannt habt …«
    »Als das geschah, stand ich noch in London am Krankenbett. Ich traf einen Tag vor Corinna in Entebbe ein, getrieben von der tiefen Sorge, was hier mit meinem Volk geschieht. Es wäre vieles nicht geschehen, wenn ich schon hiergewesen wäre.«
    »Aber es ist geschehen! Und nichts kann mich diesen Mord an meinen Eltern vergessen lassen, auch nicht Ihre Worte. Welche Rolle spielen Sie hier eigentlich, Dr. Malanga? Wer sind Sie wirklich?« Robert Sander musterte den schlanken, schönen Neger mit deutlichem Haß. »Sind Sie das langerwartete geistige Haupt der Bwambas?«
    »Ja.«
    Das klang stolz und doch schlicht. Robert Sander zog etwas die Schultern hoch, als fröstelte ihn. »Und … was ist mit Corinna?« fragte er leise.
    »Sie lebt, es geht ihr gut, und sie ist auf dem Wege nach Fort Portal.« Malanga sah Robert Sander forschend an. Er erkannte die innere Abwehr des Mannes und war traurig darüber. »Ich habe mich gefreut«, sagte er langsam, »als ich hörte, daß Sie das Massaker überlebt haben und unter dem Schutz meines Onkels Kirugu stehen. Es ist eine rein persönliche Freude. Nach dem tragischen Tod Ihrer Eltern, den ich – ich betone es noch einmal – verhindert hätte, wenn ich an Ort und Stelle gewesen wäre, sind Sie, Mr. Sander, das Oberhaupt der Familie. Ich habe in Europa gelernt, daß man bei gewissen Dingen das Familienoberhaupt zu fragen hat.« Malanga sah in den Augen Roberts ein gefährliches Glimmen. Sage jetzt nichts, bat er innerlich. Halte den Mund, bitte, bitte … du bist in den Klauen des Löwen, aber dieser Löwe will friedlich sein, er hat die Krallen eingezogen, er will sie nie gebrauchen, er will ein friedfertiger Löwe sein, aber ein Löwe, der seinen Stolz behält. Bitte, sage nichts!
    Malanga holte tief Atem. Er wußte, daß sich jetzt alles in seinem Leben entschied.
    »Sir«, sagte er formvollendet. »Ich bitte Sie um die Hand Ihrer Schwester Corinna.«
    Einen langen Augenblick war es totenstill in der

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