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In den Klauen des Löwen

In den Klauen des Löwen

Titel: In den Klauen des Löwen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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waren sieben Verwundete eingeliefert worden. Die 2. Kompanie hatte sich mit Einheiten der Uganda-Armee einen wilden Kampf geliefert, bei dem ein Regierungspanzer ausbrannte. Nun war Malanga unterwegs, die Verwundeten zu versorgen. Es war leicht, Malanga zurückzurufen, und Kirugu wußte, daß er sofort umkehren würde.
    Aber Kirugu schwieg.
    Ich sehe sie mir erst an, dachte er. Ich muß den Engel sehen, der Malanga so verzaubert hat. Und dann werde ich sie töten und begraben, ehe er zurückkommt.
    Malanga gehört dem Volke, nicht einer einzigen Frau.
    Einer weißen Frau!
    Und nie wird er erfahren, was geschehen ist. Er wird an sie denken als an ein unerreichbares Glück … die Erinnerung wird verblassen, langsam, aber stetig … und dann werden die Jahre alles zudecken.
    Ein Mann wie Malanga hat andere Aufgaben, als zu lieben.
    Am späten Nachmittag trafen Thorwaldsen und Corinna im Hauptlager ein. Die Handtrommeln der Vorposten meldeten sie an. Als das rhythmische Gedröhn aufklang, rannten einige Krieger zu der Hütte der Sanders und sperrten sie ab. Vier kräftige Männer stellten sich von innen an die Tür.
    »Jetzt … jetzt ist es soweit«, sagte Gisela Sander mit erstickter Stimme. Sie tastete nach der Hand Roberts und umklammerte sie. »Leb wohl, Robbi … ich werde die Augen ganz fest zudrücken und auch nicht schreien. Es geht schneller, als man denkt. Die paar Sekunden Angst … sie gehen auch vorbei. Leb wohl …«
    Robert Sander umfaßte Gisela und drückte sie an sich. Er schwieg verbissen. Was sind Worte noch wert in dieser Stunde? Können sie noch trösten? Haben sie noch Kraft, den anderen aufzurichten? Was soll man sagen? Sei tapfer … das ist zu dumm. Wer ist tapfer, wenn er genau weiß, daß der Tod, der in wenigen Minuten zu ihm kommt, grauenhaft sein wird?
    Robert lauschte auf das dumpfe Trommeln. Das klingt nicht wie eine Tanztrommel, dachte er verwundert. Das sind einfache Signale. Zu einem Fest, an dem zwei Weiße hingerichtet werden sollen, rufen sie anders. Da ist es ein einziger Wirbel, ein wilder Aufschrei der Natur. Hier aber klingt es deutlich wie getrommelte Buchstaben, das Morsealphabet der Savanne.
    »Es hat mit uns nichts zu tun«, sagte er, als die Trommeln schwiegen. Er hielt Gisela noch immer umklammert und drückte sie an seine Brust. »Irgend etwas Außergewöhnliches muß draußen geschehen sein.«
    »Warum haben sie aber die Hütte umstellt?«
    Robert hob die Schultern. »Wir werden es bald wissen.«
    Sie blieben umschlungen im Hintergrund der Hütte stehen und warteten. Die vier Bwambakrieger an der Tür rührten sich nicht. Wie vier große, schwarze Pfähle, die man in die Erde gerammt hatte, standen sie da.
    Auf dem großen Platz vor der Königshütte klang jetzt Motorengebrumm auf. Es kam schnell näher, Bremsen quietschten, Hunderte von Stimmen schrien durcheinander.
    »Es sind Wagen gekommen«, sagte Robert Sander stockend. »Die Bwambas müssen eine Kolonne überfallen haben und schleppen nun die Autos ins Lager.«
    Das Brummen der Motoren erstarb. Dafür schrien die Stimmen lauter und gingen plötzlich in einen wilden, rhythmischen Gesang über.
    »Sie feiern irgend etwas.« Robert Sander atmete hörbar auf. »Sie haben anscheinend eine große Beute gemacht, Gisela!« Er stockte und streichelte über ihr zerzaustes Haar. »Wir sind noch nicht dran.«
    »Mein Gott!« Sie preßte das Gesicht gegen seine Brust und weinte laut. »Wann ist es endlich? Einmal werde ich keine Kraft mehr haben. Ich war jetzt so ruhig bei dem Gedanken, daß es vorbei ist.«
    Auf dem großen Platz vor Kirugus Hütte hielt der kleine Lastwagen mit den Kisten und Koffern Malangas. Der Landrover, den er im Schlepp hatte, wurde abgebunden und zur Seite gerollt. Thorwaldsen, der durch einen Schlitz in der Plane des Wagens nach draußen äugte, lehnte sich zurück und legte seine Hand auf die Knie Corinnas.
    »Wir sind in der Höhle des Löwen«, sagte er hart. »Verdammt, ich habe mir mein Ende anders vorgestellt. Nicht im weißbezogenen Bett … das habe ich immer gehaßt. Aber auf einem Hügel stehend, über die Savanne blickend und dann in die Sonne, vor sich die Herden der Impalas und Wasserböcke, und dann umfallen – das wäre schön!«
    Corinna beugte sich vor und starrte ebenfalls durch den Riß in der Plane. Sie sah die Massen der Bantus, die die Kolonne umringten und in einer geradezu überschwenglichen Stimmung waren.
    »Glauben Sie, daß man uns umbringen will?«
    »Ich möchte Sie

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