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In den Klauen des Tigers

In den Klauen des Tigers

Titel: In den Klauen des Tigers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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sah auf seine Armbanduhr.
    Der Hubschrauber mußte längst gelandet
sein.
    Wieder öffnete sich die Tür.
    Kommissar Blüchl schob seine
lachsfarbene Glatze herein.
    „Wie ich höre, Glockner, bearbeiten Sie
jetzt den Fall.“
    Gabys Vater nickte. „Ich bin
unmittelbar betroffen“, sagte er. „Meine Tochter ist im Wald.“
    „Oh! Na, so schnell beißt auch ein
Tiger nicht.“ Er bemerkte Tarzan, und sein Blick wurde giftig. Sicherlich
konnte er sich denken, wie die Zusammenhänge waren. Und daß die Jungs in voller
Absicht nicht ihn, sondern Kommissar Glockner verständigt hatten.

    Aber Büchl verbarg seinen Unmut. Er
sagte: „Es hängt zwar nicht mit dem Fall Tiger zusammen. Aber Sie sollten es trotzdem
wissen, Glockner. Heute morgen kam es auf der Straße nach Hängenbach zu einem
Verkehrsunfall. Ein Gefangenentransporter wurde von einem Laster gerammt und kippte
um. Dabei konnten zwei schwere Jungs — Georg Hardtke und Otto Fensel —
entkommen. Sie haben sich die Pistolen der Justizbeamten angeeignet.
Möglicherweise verstecken sie sich im Großen Wald. Jedenfalls müssen Sie bei
der Suche nach dem Tiger mit einer Begegnung rechnen.“
    „Danke, Büchl! Ich werde daran denken.“
    Büchl verschwand.
    Glockner machte sich eine Notiz.
    Es kommt aber wirklich alles zusammen,
dachte Tarzan. Von einem ruhigen Pfingstfest kann keine Rede sein. Es sei denn,
Napur spaziert freiwillig in seinen Käfig zurück.
    Glockners Telefon klingelte.
    Während er dem Anrufer lauschte, schien
der letzte Blutstropfen aus seinem Gesicht zu weichen.
    „Ja“, sagte er heiser. „Habe alles
mitbekommen.“
    Er legte auf. Sein Blick war leer. Mit
einer Stimme, die nicht ihm zu gehören schien, sagte er: „Der Pilot des
Hubschraubers hat sich über Funk gemeldet. Er konnte landen, hat aber niemanden
angetroffen. Das Lager der Mädchen ist verlassen. Nichts deutet auf überstürzte
Flucht hin. Alles ist aufgeräumt. Die Zelte sind verschlossen. Im Umkreis des
Lagers befindet sich niemand. Das heißt, die Gruppe ist — vielleicht schon vor
Stunden — zu einer Wanderung aufgebrochen. Was ja auch zum Programm gehört. Das
Netz der Wanderwege ist — wie wir wissen — riesig, kaum zu überblicken. Wir
wissen nicht, wo die Mädchen jetzt sind.“
    Lähmendes Entsetzen griff um sich.
    Tarzan faßte sich. „Aber der
Hubschrauber könnte sie suchen. Aus der Luft hat er Überblick.“
    Glockner nickte. „Der Pilot überfliegt
das Waldgebiet und versucht, sie ausfindig zu machen. Aber bei mehr als
sechstausend Quadratkilometern ist das wie die sprichwörtliche Suche nach der
Nadel im Heuhaufen. Außerdem ist der Wald rund um den Naturschutzpark sehr
dicht. Über Pfaden und Wanderwegen schließen sich die Zweige. Wir können nur
auf einen Zufall hoffen. Außerdem bestünde auch dann noch die Schwierigkeit,
daß der Pilot die Gruppe nicht warnen kann. Denn daß er gleich eine Waldwiese
zum Landen findet, ist unwahrscheinlich. Auch von den patrouillierenden
Streifenwagen verspreche ich mir wenig. Auf schmalen Wanderwegen ist für die
kein Durchkommen. Und die Lautsprecher-Durchsagen dringen nicht weit.“
    Er stand auf. Sein Gesicht spiegelte
übermenschliche Beherrschung. Er öffnete die Schreibtischlade, nahm seine
Dienstpistole heraus und legte das Halfter um.
    „Du willst in den Wald“, sagte einer
der Kollegen. Es war mehr Feststellung als Frage.
    Glockner nickte.
    Niemand sagte was dazu.
    Glockner sagte: „Ich weiß nicht, ob es
sinnvoll ist und ob ich irgendwas ausrichten kann. Aber hier hocke ich nur rum.
Was hier zu regeln ist, ist geregelt. Meine Tochter ist bei den Mädchen. Ich
werde versuchen, die Gruppe zu finden.“
    „Weiß deine Frau schon Bescheid?“
    Glockner schüttelte den Kopf. „Sie kann
noch weniger tun als ich. Aber die Angst um Gaby... Nein! Je später Margot
davon erfährt, um so besser!“
    Er wandte sich zur Tür. „Sagt bitte dem
Chef, wo ich bin und daß mit mir nicht mehr zu rechnen ist.“
    „Viel Glück!“ wünschten seine Kollegen.
Aber die Stimmen klangen nach berechtigtem Zweifel.
    Tarzan wartete, bis die Tür sich hinter
Glockner schloß. Dann stahl er sich hinaus.
    Auf dem Platz vor dem Polizei-Präsidium
ging es lebhaft zu. Der Straßenverkehr flutete.
    Als Glockner die Tür seines
Dienstwagens öffnete, stand Tarzan neben ihm.
    Der Kommissar furchte die Stirn. „Wenn
du denkst…“, begann er. Aber zum ersten Mal, seit sie sich kannten, wurde er
von dem Jungen unterbrochen.
    „Sie

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