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In den Klauen des Tigers

In den Klauen des Tigers

Titel: In den Klauen des Tigers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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meldete stramm: „Jawohl, Herr
Kommissar. Die beiden Jungen waren hier. Ein kleiner Dicker mit Segelohren und
ein langer Dünner mit Nickelbrille. Sie kamen mit den Zeisigs. Ach übrigens —
ich konnte wirklich nicht zulassen, daß die mit ihrem Betäubungsfleisch nach
dem Tiger suchen. Ein Ansinnen war das!“
    Er erklärte, worum es gegangen war, und
daß er niemanden in den Wald reingelassen habe.
    Tarzan genügte das.
    Ihm schwante was, und deshalb wollte er
seine Freunde möglichst schnell auf stöbern.
    Hatten Karl und Klößchen, angestachelt
von seinem Verhalten, sich für Zeisigs Vorhaben begeistert? Wollten auch sie in
den Wald, um Napur mit dem präparierten Fleisch zu betäuben?
    Klößchen war in Leni verschossen, ihm
daher alles zuzutrauen. Karl, der Computer, nutzte gern eine Gelegenheit — hin
und wieder —, um sich als tatkräftig zu beweisen. Begingen die beiden jetzt
heldenmütig eine Rieseneselei?
    Aber vielleicht hatten die Zeisigs
ihren Plan aufgegeben — und alle waren im Heinrichstal.
    Er verließ das Polizeipräsidium,
schwang sich aufs Rad und legte Tempo vor.
    Als er bei dem verlassenen Gehöft
ankam, empfing ihn Stille. Keine Menschenseele war da, auch kein Tier. Lenis
Chaussee-Wanze stand auf dem Hof. An der Hauswand lehnten die Drahtesel seiner
Freunde, mit dem Kabelschloß aneinander gekettet.
    Tarzan hielt sich nicht auf, sondern
fuhr weiter zum Parkplatz an der Forststraße.
    Dort ging es jetzt ruhiger zu. Die
Neugierigen hatten die Geduld verloren. Die Gaffer waren in die Stadt
zurückgekehrt. Nur einige Reporter hielten noch aus. Denn Napur konnte jeden
Augenblick für eine Sensationsmeldung sorgen. Aber das wäre dann wohl kaum was
Erfreuliches gewesen.
    Wachtmeister Pongartz gab sich, als
hätte er das Abendland gegen feindliche Horden verteidigt. Insgeheim rechnete
er sicherlich mit einer Beförderung — oder wenigstens mit einer Belobigung,
denn nach seiner Ansicht war keine Maus durch die Sperre geschlüpft.
    Zu Tarzan, den er — mit Recht — für
Kommissar Glockners Schützling hielt, war er nicht dienstlich, sondern freundlich.
    „Nein, deine beiden Freunde sind nicht
wieder hier gewesen“, beantwortete er dessen Frage.
    „Halten Sie es für möglich, daß die
Zeisigs im Wald sind?“
    „Ausgeschlossen. Wäre ja auch...“ Er
verstummte, lehnte sich an den Streifenwagen und ließ die Unterlippe hängen.
Ihm schien was einzufallen. Der etwas stiere Blick verriet angestrengtes
Nachdenken.
    „Zum Teufel!“ fluchte er dann, was
bestimmt gegen die Dienstvorschrift war. „Dieser kleine Dicke! Der wird doch
nicht etwa...“Er sprach nicht weiter.
    „Sie denken an was Bestimmtes?“
forschte Tarzan.
    Pongartz nickte. „Dein dicker Freund
stand neben mir, als ich die Meldung von der Panne erhielt. Ich glaube, das hat
er gehört.“
    „Panne?“
    „Ein Versehen der Einsatzleitung.
Streifenwagen Berta zwölf sollte die Zufahrt nach Lerchenau sperren, wurde aber
zu einer anderen Straße dirigiert. Dadurch war die Zufahrt für eine Weile
offen. Wenn die Zeisigs sich beeilt haben — also, es könnte sein, meine ich.
Himmel! Ob die reingefahren sind?“
    Bestimmt! dachte Tarzan. Aber er
schüttelte entschieden den Kopf.
    „Das glaube ich nicht.“
    „Aber wenn dein dicker Freund es ihnen
erzählt hat.“
    „Der erzählt wenig“, behauptete Tarzan.
„Meistens kriegt er den Mund nicht auf. Wird schon alles in Ordnung sein.
Tschüss!“
    Er überließ Pongartz seinen Zweifeln,
radelte über den Parkplatz und dann querfeldein am Waldrand entlang. Hier
verlief weder Straße noch Weg. Der Boden war holperig.
    Ihm tat sein Rad leid. Er stieg ab und
schob, bis er außer Sichtweite war. An dieser Stelle buchtete der Waldrand sich
ein. Im Nu war Tarzan unter den Bäumen.
    Sein Rad schiebend, lief er über Stöcke
und Wurzeln. Die Richtung wußte er ungefähr. Später stieß er auf die Straße,
die nach Lerchenau führte. Unbehelligt radelte er auf die Siedlung zu.
    Er erreichte den Weg, der zur
Müll-Deponie abzweigte. Seinen scharfen Augen entging nicht, daß frische
Reifenspuren hineinführten. Niedergedrücktes Gras hatte sich noch nicht wieder
aufgerichtet.
    Er war neugierig, sah nach und
entdeckte Zeisigs Chevrolet.
    Also doch!
    Der Kofferraum ließ sich öffnen. Er
roch streng — geradezu unappetitlich — nach gammeligem Fleisch. Aber es war
nicht mehr da.
    Unverantwortlich, dachte Tarzan, daß
die Zeisigs Karl und Klößchen mitgenommen haben! Die Zirkusleute kann

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