In Den Schatten Lauert Der Tod -1-
und laut. Es roch nach verschüttetem Bier, Rauch und männlichem Schweiß. Mehrere fast nackte Mädchen räkelten sich an Stangen auf einer langen Bühne, die im roten Scheinwerferlicht lag.
Köpfe fuhren herum, als Barbara mit geweiteten Augen, verkniffenem Mund und so vollkommen deplatziert in ihrem Ensemble aus blassrosa Hosenanzug und weißer Handtasche den Raum durchquerte.
Sean stieß eine nicht gekennzeichnete Tür auf. Sie traten in einen schäbigen Korridor, der zu einer geöffneten Tür führte. Licht und Lärm drangen heraus. Zwei stark geschminkte Frauen in hautengen Jeans kamen, in eine Unterhaltung vertieft, heraus. Sie verstummten schlagartig, als sie das bunt gemischte Grüppchen im Gang bemerkten, und schoben sich mit neugierigen Blicken an ihnen vorbei.
Connor wandte sich an Erin und Barbara. Er nickte mit dem Kinn zur Tür. »Das ist die Garderobe. Los, holt sie! Aber beeilt euch! Wir sollten so schnell wie möglich von hier verschwinden.« Bis jetzt lief alles glatt. Zu glatt. Nicht, dass er sich beschweren wollte, aber er hatte dieses scheußliche Kribbeln im Nacken. Unmöglich, dass das hier so reibungslos über die Bühne gehen sollte. Nicht, wenn man bedachte, wie sein Leben derzeit verlief.
Dicht gefolgt von Barbara schob Erin sich in die überfüllte Garderobe. Es herrschte schrilles Stimmengewirr, und das blendend grelle Licht der unzähligen Schminkspiegel trieb ihr die Tränen in die Augen. Der Geruch von Puder, Haarspray und Kosmetika hing schwer in der Luft.
Sie entdeckte Cindy im hinteren Teil des Raums, wo sie mit angezogenen Knien auf dem Boden hockte. Ihr Blick war benommen, ihr Mund geschwollen und der Lippenstift verschmiert. Sie trug nichts außer einem Tanktop und einem Slip. Eine Blondine mit scharf geschnittenen Gesichtszügen beugte sich über sie und sagte etwas, woraufhin Cindy den Kopf schüttelte.
»Cindy?«, rief Erin.
Ihre Schwester kam schwankend auf die Füße. »Erin? Mom?«
Sie taumelte auf sie zu, dann warf sie sich so ungestüm in die Arme ihrer Mutter, dass diese beinahe nach hinten umkippte. Lauthals begann sie zu schluchzen. Das blonde Mädchen huschte an ihnen vorbei und flüchtete aus dem Zimmer.
Oh Gott! Jetzt weinte ihre Mutter auch noch. Wie üblich blieb es nun an ihr hängen, die Vernünftige zu sein. Sie war sich der Männer, die im Flur auf sie warteten, nur allzu deutlich bewusst, genau wie der Tatsache, dass irgendwo dort draußen im Dämmerlicht der heimtückische Billy Vega lauerte.
»Cin? Hilf uns hier raus! Wo sind deine Klamotten, Süße?«
Cindy blickte sich mit glasigen Augen um. »Hm, ich weiß nicht.«
Eine muskulöse rothaarige Frau reichte Erin ein Paar Leggins. »Ziehen Sie ihr die an«, sagte sie. »Ich bin Sable. Ich war es, die diesen Sean angerufen hat, der auf der Suche nach Billy ist. Sind Sie mit dem Mädchen befreundet?«
»Sie ist meine Schwester«, erklärte Erin. »Cin? Deine Schuhe? Hast du irgendeine Idee, wo sie sein könnten?«
»Ich bin echt froh, dass Sie gekommen sind«, fuhr Sable fort. »Sie steht völlig neben sich. Ich weiß nicht, was Billy ihr gegeben hat, aber sie ist absolut nicht in der Verfassung aufzutreten. Sie kann sich nicht mal mehr auf den Beinen halten, geschweige denn tanzen. Das ist wirklich sagenhaft unprofessionell!«
»Da haben Sie vollkommen recht«, bestätigte Erin hastig. »Und das werde ich ihr ganz bestimmt später auch noch mal sagen. Hören Sie, ich brauche irgendwelche Schuhe für sie ….«
»Sorgen Sie dafür, dass sie viel Wasser trinkt, bevor sie umkippt«, riet Sable. »Und halten Sie sie von Billy fern. Er ist purer, stinkender Abschaum.« Sie klatschte Erin ein Paar abgetragene Stoffpantoffeln in die Hand.
»Das werde ich. Tausend Dank, Sable! Es ist wirklich unglaublich nett, dass Sie uns helfen …«
»Los, jetzt ab mit euch. Verschwindet, bevor es noch Ärger gibt!«
Cindy ließ sich widerstandslos wie eine Puppe die Leggins und Pantoffeln überstreifen, dann schoben sie sie hinaus auf den Korridor. Miles zog seinen schwarzen Gehrock aus und legte ihn ihr um die Schultern. Der staubige Saum schleifte wie eine Schleppe über den Boden. Hinter den runden Brillengläsern funkelte erbitterter Zorn in den dunklen Augen des jungen Mannes.
»Er hat dich geschlagen«, knurrte er.
Cindy taumelte blinzelnd zurück, dann gelang es ihr, den Blick auf ihn zu fokussieren. »Miles? Bist du das? Was tust du hier?«
»Nach dir suchen. Dieser Drecksack hat dich ins Gesicht
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