In der Arena von Antares
ihre Formation nicht auf. Sie rückten näher und gingen mit erhobenen Schilden direkt auf unsere Bogenschützen los. Dabei sank so mancher Canop getroffen zu Boden. Ich litt mit ihnen. Ich dachte an die teuflischen Tricks der eisernen Kämpfer aus Canopdrin, von denen Mog mir erzählt hatte. Das Eisen nützte ihnen wenig gegen die Pfeile, die aus dem Himmel auf sie herabregneten. Nur wenige ihrer Soldaten erreichten unsere Reihen, wo sie von Rapierkämpfern empfangen wurden. Die Reihen der Soldaten zerfielen, und nach kurzer Zeit war alles vorbei.
Einige Canops-Gruppen formierten sich im Schutze der Bäume. Sie bildeten eine Schildmauer, und die Äste lenkten unsere Pfeile ab. Die Migla stimmten ein zorniges Geschrei an. Es herrschte ein derartiges Getümmel im Tal, daß man sich einen Überblick über die Lage nur aus der Luft hätte verschaffen können.
Am liebsten hätte ich die Überreste der canoptischen Armee ungeschoren gelassen. Ich dachte an Naghan den Trinker und an Jedgul. Sie mochten im Augenblick ungefährdet im yamanischen Lazarett liegen. Doch in der Armee, die zwischen den Bäumen gefangensaß, befanden sich bestimmt andere Männer von gleicher Gesinnung. Andererseits gab es dort drüben Offiziere wie Hikdar Markman ti Coyton. Kregen war vermutlich besser dran, wenn solche Menschen mattgesetzt wurden.
Die Entscheidung wurde mir aus der Hand genommen.
»Gib Seg – dem Kov von Falinur Bescheid, daß er die Leute zurücknehmen soll.«
Die Nachricht wurde zu der Gruppe von Adjutanten gebracht, die ich mir aus den besten jungen Männern zusammengestellt hatte. Ein Totrix galoppierte davon. Die Migla waren im Siegesrausch.
Zum erstenmal waren sie bei einem Kampf erfolgreich. Das Schlachtfeld bot einen schrecklichen Anblick, und ich wollte mich mit der canoptischen Krankenabteilung in Verbindung setzen und einen Waffenstillstand vereinbaren, damit die Verwundeten versorgt werden konnten. Auch wir hatten Ärzte und medizinische Ausrüstung; doch die Migla waren nicht zu halten. Ich entdeckte die verrückte Mog, die im vollen Schmuck ihres Amtes und mit erhobenem Goldstab auf dem Rücken eines Totrix durch das Tal galoppierte. Sie würde nicht Ruhe geben, bis das Blut des letzten Canop vergossen war.
Ein zweiter Adjutant wurde losgeschickt, um sie zurückzuholen.
Ich hatte getan, was mir die Herren der Sterne befohlen hatten, doch nach meiner Ansicht war dies erst ein Anfang. Nun folgte die schwierigere Aufgabe der Wiedererweckung Migshaanus und der Zusammenführung der Canops mit den Migla. Wenn das nicht ging, wollte ich den Männern und Frauen aus Canopdrin ein Land suchen, in dem sie ohne Blutvergießen oder Unterdrückung von Eingeborenen eine Heimat finden konnten.
Der erste Schritt in dieser Richtung war die Verbannung des canoptischen Königs, wenn er noch lebte.
In diesem Augenblick wurde ein letzter Angriff gepanzerter Canops auf fliegenden Mirvols abgeschlagen – mit einer Leichtigkeit, die mich erbittert an den ersten Kampf zurückdenken ließ, bei dem die ungeübte Migla-Armee von den Mirvollern aufgerieben worden war. Ich glaubte inmitten der herumwirbelnden Flugtiere den rotgoldenen Sendboten der Herren der Sterne zu erkennen, aber das konnte auch eine Täuschung gewesen sein.
»Eine schreckliche Sache«, sagte Delia an meiner Seite.
»Aye, aber es ist endlich vorbei. Jetzt kommt alles wieder in Ordnung.«
»Die armen Soldaten – die Pfeile sind so grausam.«
»Einige haben ihr Schicksal verdient, andere nicht. Seg ordnet gerade an, den Beschuß einzustellen. Wir wollen den Verwundeten helfen. Wir haben einen Sieg errungen, Delia. Sicher fragst du dich, warum das sein mußte, warum ich mich in die Angelegenheiten dieses rückständigen havilfarischen Landes überhaupt eingemischt habe – obwohl Havilfar sonst ziemlich fortschrittlich ist. Denk an die Voller. Ich will dir den Grund für mein Handeln schildern, liebste Delia.«
Sie blickte erwartungsvoll zu mir auf.
In diesem Augenblick geschah etwas, das mir damals unmöglich vorkam und das ich auch jetzt noch seltsam und unheimlich finde. Denn plötzlich senkte Delia den Blick und sagte tonlos: »Oh, Dray! Ein Skorpion! «
Ein riesiger rotbrauner Skorpion huschte an Delias Stiefeln vorbei. Das Tier machte vor mir halt und hob seinen gefährlichen Stachel. Ich bewegte mich nicht.
Und dann – großer Gott! – begann der Skorpion zu sprechen.
Ich glaubte eine Halluzination zu erleben, wie damals, als ich die Klackadrin zu
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