In der Box: Wie CrossFit® das Training revolutionierte und mir einen völlig neuen Körper verlieh (German Edition)
lange Zeiträume hinweg« besteht. »Vielzahl körperlicher Aktivitäten« heißt, dass man morgen völlig andere Dinge trainiert als heute. Die Betreuer überraschen ihre Klienten im Laufe einer Woche, eines Monats, eines Jahres mit einer nicht enden wollenden Vielfalt an unterschiedlichen Übungen. Diese Vielfalt entspricht der Zielsetzung von CrossFit, umfassende Fitness und Gesundheit herbeizuführen, und zwar mit Trainingsprogrammen, die im genauen Gegensatz zu den Bedürfnissen eines »Spezialisten« stehen, beispielsweise eines Marathonläufers oder Kraftdreikämpfers.
Die hohe Intensität ist ein zweites Schlüsselelement. Es besteht kein Zweifel daran, dass 40 Minuten auf einem Crosstrainer bei einer Herzfrequenz von 120 bis 130 Schlägen pro Minute – also ein leichtes Ausdauertraining im »aeroben Bereich« – etwas ganz anderes ist als eine siebenminütige Met-Con mit schweren Kettlebell-Swings, Box Jumps und Burpees. Etwa nach der Hälfte eines Workouts auf dem Crosstrainer langweilt man sich so sehr, dass man nur noch dumpf auf den Fernseher starrt, um sich von der Eintönigkeit des Bewegungsablaufs abzulenken. Ich kenne mich mit Ergometern und Laufbändern aus; die Langeweile hat mich regelmäßig in den Wahnsinn getrieben.
Stellen Sie sich ein Training auf einem beliebigen Cardiogerät vor, das Sie gerade zur Hälfte hinter sich haben, und vergleichen Sie dies mit der Halbzeitmarke einer siebenminütigen Met-Con. Nach der Hälfte der Met-Con sind Sie keineswegs gelangweilt, obwohl Ihr Blick vielleicht schon zum Ausgang schweift und Sie sich schwören, den Kurs das letzte Mal besucht zu haben. Man spürt ein stechendes Unbehagen, das aus der Magengegend nach oben in Richtung Brustkorb und Herz zieht und dazu führt, dass man verzweifelt nach Luft ringt. Man hat diese unangenehme Erfahrung zwar schon zur Hälfte hinter sich, kann aber nur an die nächsten 30 Sekunden denken. Und wenn man die überstanden hat, an die nächsten 30 Sekunden. Diese 7 Minuten rufen ein starkes körperliches Unwohlsein hervor.
Der Sportphysiologe Lon Kilgore hat viel zum Thema hochintensive Belastungsphasen zu sagen – und warum sie ihren Weg noch nicht in den Mainstream geschafft haben, obwohl sie wirkungsvoller sind als herkömmliche Trainingsmethoden. Er blickt auf eine langjährige Erfahrung als Gewichtheber zurück und hat zusammen mit Mark Rippetoe das Buch Starting Strength : Basic Barbell Training verfasst. Kilgore kam erstmals mit CrossFit in Berührung, als Rippetoe ihm eines Tages einen Telefonhörer in die Hand drückte. Am anderen Ende der Leitung war Glassman, der ihm einige Fragen stellen wollte. Die beiden unterhielten sich 90 Minuten lang und Kilgore begann, für das CrossFit Journal Beiträge zu sportwissenschaftlichen Themen zu verfassen.
»Ich glaube, [Glassman] freute sich, jemanden gefunden zu haben, der objektiv war und das System und seine Funktionsweise kritisch hinterfragte«, schrieb mir Kilgore in einer Mail. »Ihm war es egal, dass wir uns in einigen Punkten widersprachen. Es gibt ja genügend Punkte, in denen wir uns einig sind. Und ich freute mich natürlich, dass meine wissenschaftlichen Artikel von Leuten gelesen wurden, denen die Themen wirklich am Herzen lagen.«
Als Gewichtheber war Kilgore zunächst nicht daran interessiert, nach der CrossFit-Methode zu trainieren. »Nach meinem Gespräch mit Greg experimentierte ich zwar mit einigen seiner Workout-Ansätze, aber als Gewichtheber muss ich in meinem Training bestimmte Schwerpunkte setzen, sodass ich mich nicht allzu intensiv damit befasste.« Er war jedoch neugierig geworden und kaufte sich einige Oximeter, ein Gerät, das die Sauerstoffsättigung im Blut misst, und versuchte mit CrossFit-Workouts den Sauerstoffgehalt seines Blutes zu senken. Zwei Jahre später stellte er sich als Testperson für eine Studie zur Verfügung, bei der es um die Frage ging, ob sich mit CrossFit tatsächlich eine Reihe physiologischer und medizinischer Messwerte verbessern ließ.
»Der Haken an der Sache war«, sagt er, »dass ich so hart trainieren musste, dass die Sauerstoffsättigung in meinem Blut um mehr als vier Prozent sank, und das ist der Grenzwerte für eine Hypoxämie.« Mit anderen Worten: Er musste in die Höhle des Schmerzes steigen, und zwar immer und immer wieder. Die Messwerte verbesserten sich enorm. »Es war ein Versuch, der mir die Augen öffnete und insgesamt sehr erfolgreich verlief. Die Redensart ›Ohne Schweiß kein Preis‹ hat
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