In der Box: Wie CrossFit® das Training revolutionierte und mir einen völlig neuen Körper verlieh (German Edition)
für mich jetzt eine völlig neue Bedeutung.«
Kilgore blieb der CrossFit-Gemeinde in den letzten sechs Jahren verbunden, weil man seiner Auffassung nach mit dieser Methode etwas erreicht, was andere Übungs- und Fitnessprogramme nicht schaffen: schnellen und sichtbaren Fortschritt. Kilgore berichtet, dass er »die Beobachtungen von CrossFit-Sportlern und -Trainern als Sprungbrett verwendet, um in meiner Rolle als Wissenschaftler die richtigen Fragen zur Trainingsanpassung und -betreuung zu stellen«.
Kilgore bereitet es Sorge, dass die Mehrheit der Menschen noch immer nach hergebrachten Fitnesskonzepten trainiert, obwohl andere Methoden sich längst als effektiver herausgestellt haben. »Intervalltraining«, sagt er, »als Hilfsmittel zur Verbesserung der Ausdauer gibt es schon seit Jahrzehnten, wenn nicht sogar seit Jahrhunderten. Aber es wurde lange unter den Teppich gekehrt oder ignoriert, um den kommerziellen Fitnesseinrichtungen entgegenzukommen. Der Gedanke, dass man zur Erhaltung der Gesundheit regelmäßig ein langes, langsames Ausdauertraining betreiben muss, kam in den 1940ern und 1950ern auf und verfestigte sich in den 1960ern zu einem Dogma. Die bedeutsamen Schriften von [Kirk] Cureton, [Kenneth] Cooper und [Tim] Noakes in den 1960ern und 70ern stellten Jogging als einzige Form körperlicher Betätigung dar, die nötig war, um Fitness aufzubauen und Herzerkrankungen vorzubeugen, und untergruben jeden Versuch, umfassendere Trainingsmethoden zu etablieren.«
Kilgore findet es besonders erstaunlich, dass seit den 1970er- und 1980er-Jahren ausreichend Forschungsergebnisse vorliegen, die belegen, dass Intervall- und Zirkeltraining die kardiovaskuläre Ausdauer und andere Aspekte der Fitness effektiver steigern als die Dauermethode, bei der man in langsamem Tempo weite Entfernungen zurücklegen muss. Dabei bezieht er sich auch auf neuere Studien wie beispielsweise die Veröffentlichungen des Japaners Izumi Tabata, des Briten Julien Baker und anderer. Er rechnet es Glassman hoch an, dass er diese Theorien und Forschungsergebnisse in die sportliche Praxis umgesetzt hat: »Greg Glassman erkannte die Diskrepanz zwischen Wissen und Tun und entwickelte einen Trainingsansatz, der weder eindimensional war noch, wie sonst üblich, einen geringen Kraftaufwand über eine Dauer von 30 bis 60 Minuten vorsah«, sagt Kilgore. »Die Dauermethode funktioniert nur, wenn man zuvor keinen Sport getrieben hat, und ihre Wirkung hält maximal einige Monate an.«
Kilgore kritisiert außerdem, dass die profitorientierte klassische Fitnessbranche ihr Potenzial nicht nutzt und der Entwicklung des Sportlers sogar im Weg steht. »Sie bewirbt viele neue, chromglänzende Geräte, die im Endeffekt nicht viel bringen, statt darauf hinzuarbeiten, die Fitness tatsächlich zu verbessern«, sagt er. Auch im Bereich der staatlichen Gesundheitsvorsorge war es laut Kilgore das Hauptziel, möglichst viele Menschen mit möglichst geringem Aufwand körperlich einigermaßen gesund zu erhalten. »Fitness war kein Teil der Gleichung, und das ist sie immer noch nicht«, bemerkt er.
Die Dinge anders machen
Es ist eine Tatsache, dass CrossFit anstrengend ist. Schon nach kurzer Zeit begann ich, relativ harmlos wirkende Kraftgeräte in völlig neuem Licht zu sehen; wenn ich mich nur in ihrer Nähe aufhielt, bekam ich leichte Panikanfälle. Nehmen wir einmal ein unscheinbares Rudergerät. In den letzten 20 Jahren hatte ich hin und wieder ein solches Gerät benutzt, normalerweise dann, wenn andere Cardiomaschinen belegt waren. Es löste bei mir vor allem eines aus: Langeweile. Ich hatte es mir zur Gewohnheit gemacht, das Rudergerät 15 Minuten lang zu benutzen, und schaffte diese Zeit gerade so, aber nicht, weil es besonders anstrengend war, sondern, weil ich dabei fast einschlief.
Eines Tages stand auf dem WOD-Whiteboard, die Met-Con bestehe an diesem Tag aus 500 Meter Rudern. Prima, dachte ich. Ich hatte diese Entfernung früher schon mehrmals bewältigt. Aber als ich hörte, wie Estrada die Aufgabe erklärte, stellte ich fest, dass die Sache einen Haken hatte: Es ging um Zeit, man musste also Vollgas geben und die 500 Meter möglichst schnell zurücklegen.
»Heute machen wir es einfach und schnell«, kündigte Estrada die Met-Con an. »Ihr müsst hierfür alle Kräfte mobilisieren, und das möglichst lange.« Wir trugen Ausscheidungsrennen aus, jeweils vier Mitglieder auf einmal. So konnte man seinen Konkurrenten im Nacken spüren (obwohl niemand von
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