In der Falle - Leino, M: In der Falle
und ein Gähnen unterdrückt.
»Das hier ist ein Par-5-Loch«, sagte Demirchyan. »Dogleg nach links. Ich beginne mit einem 250-Meter-Driver. Der Ball soll am rechten Rand des Fairways zu liegen kommen, genau da, wo es den Knick macht. Von dort aus kommt man leicht mit zwei Schlägen aufs Green.«
Koljakov nickte. Er hatte während ihrer Runde nicht nur etwas über die Geschichte des Platzes gelernt, sondern auch einiges über das Golfspiel selbst. Vor allem dass es nichts für ihn war: Golf war ein langweiliges und zähes Spiel. Schon beim zweiten Loch hatte Demirchyan mit seinem Caddie namens Valeri geschlagene fünf Minuten über einen Anderthalbmeter-Putt beraten. Das Ergebnis war, dass Demirchyan den Ball mindestens drei Meter übers Loch hinausgeschlagen hatte. Koljakov verstand nicht, was Valeri meinte, als er den Ball hochhob und »Gimme, Herr Demirchyan« sagte, aber hatte auch keinen Grund gesehen, danach zu fragen.
Über Koljakovs künftige Aufgaben hatte Demirchyan noch kein Wort verloren. Demirchyan konzentrierte sich aufs Spiel, und Koljakov bewunderte die Schönheit des Platzes, die sich für seinen Geschmack in Grenzen hielt.
Demirchyans Driver schlug klackend gegen den auf dem Tee ruhenden Ball. Koljakov sah, wie der Armenier mit erhobenem Schläger die Flugbahn des Balls verfolgte. Koljakov sah auch, wie der Ball nach etwa 150 Metern außerhalb des Fairways im Rough landete und mit einem großen Sprung in einem kleinen Wäldchen verschwand.
»Sah gut aus«, sagte Demirchyan.
»Sehr gut«, sagte Valeri und beeilte sich, den Schläger entgegenzunehmen, den Demirchyan ihm reichte. Er putzte ihn mit einem Tuch, bevor er ihn in seiner Karre verstaute.
Demirchyan verließ den Abschlagplatz mit langen, energischen Schritten, und Koljakov eilte ihm hinterher. Valeri wiederum verlangsamte seine Schritte und blieb außer Hörweite. So hielt er es schon die ganze bisherige Runde und kam erst wieder näher, wenn Demirchyan ihm ein Zeichen gab. Dann allerdings zerrte er seine Karre im Laufschritt hinter sich her.
»Weißt du, warum ich dich ausgerechnet hier treffen wollte, Kolja?«
»Keine Ahnung«, antwortete Koljakov wahrheitsgemäß. »Aber der Platz ist schön, und das Spiel ist ja wirklich interessant.«
»Weißt du, warum Golf so eine großartige Sportart ist?«, fragte Demirchyan.
Koljakov sah um sich. Seiner Meinung nach waren sie längst bei der Stelle angelangt, wo man nach dem verschwundenen Ball hätte suchen müssen, aber Demirchyan verlangsamte sein Tempo nicht, sondern ging, ohne nach links und rechts zu schauen, weiter zu der Stelle, wo das Fairway den Knick machte.
»Beim Golf können der Topspieler und der Anfänger eine Runde gegeneinander spielen«, fuhr Demirchyan fort. »Und das Tollste ist, dass der Anfänger gewinnen kann. Vielleicht hast du schon davon gehört, dass jeder Golfspieler ein Handicap hat. Je schlechter er ist, desto mehr Schläge darf er brauchen. So werden die Spieler unabhängig von ihrem Können gleichgestellt. Das heißt, wenn du dich halbwegs angemessen angezogen hättest und wir zusammen gespielt hätten, hättest du mich schon bei deiner allerersten Runde besiegen können. Verstehst du?«
»So ungefähr«, antwortete Koljakov, der sich wunderte, weil Demirchyan schon mindestens achtzig Meter an seinem Ball vorbei war. Sie gingen bereits den kleinen Hügel hinauf, hinter dem das Fairway scharf nach links knickte.
Gerade als Koljakov ihn darauf aufmerksam machen wollte, blieb Demirchyan plötzlich stehen und wandte sich ihm zu. Koljakov sah aus den Augenwinkeln, dass der Caddie hinter ihnen ebenfalls stehen blieb.
»Außerhalb des Golfplatzes gibt es zwischen uns keine solche Gleichstellungsregel.« Demirchyan schaute lächelnd hinter seiner Brille hervor. »Das verstehst du doch, Kolja?«
Koljakov war nicht danach, aber er versuchte sogar ein Lachen. »Selbstverständlich.«
»Ausgezeichnet«, sagte Demirchyan und setzte seinen Marsch übers Fairway fort. »Dann verstehst du sicher, dass ich niemals hören möchte, dass du etwas hinter meinem Rücken tust. Du tust nichts, ohne mich zu fragen, und triffst keine meine Geschäfte betreffenden Entscheidungen ohne Absprache mit mir.«
»Natürlich verstehe ich das«, antwortete Koljakov und folgte Demirchyan, der jetzt das Fairway verließ. Ob er den Ball wirklich bis hierher hatte fliegen sehen?
»Fein. Dein Vorgänger hat es nicht verstanden.« Demirchyan ging zu einer direkt hinter dem Rough stehenden
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