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In der Falle - Leino, M: In der Falle

In der Falle - Leino, M: In der Falle

Titel: In der Falle - Leino, M: In der Falle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marko Leino
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unseren Arbeitskollegen verdammt viel mehr vertrauen können als in den normalen Jobs. Und sag selbst, wem könnte ich mehr vertrauen als meinem eigenen Sohn?«
    Vesa fiel keine geistreiche Antwort ein, also begnügte er sich damit, die Backen aufzublasen und die Luft geräuschvoll wieder auszustoßen.
    »Na also. Weißt du, ich mag dich öfter anpampen, aber ich hab dich schon gern. Und deine Mutter auch. Ich hab mich doch immer gut um euch gekümmert, oder? Und denk dran, dass du das alles eines Tages erbst«, sagte Vater und ließ für einen Augenblick das Lenkrad los.
    »Was alles ?«, fragte Vesa.
    »Weißt du noch, wie viel Spaß wir zusammen hatten, als du noch klein warst? Manchmal vermisse ich die Zeiten.« Vater zwinkerte Vesa zu und versuchte, so gut es ging, halbwegs freundlich auszusehen. Vesa fand das Ergebnis bescheuert.
    Er schaute lieber in die Waldlandschaft ringsum als in das narbige Gesicht seines Vaters. Gut um euch gekümmert – begriff er nicht, wie beschissen er Mutter immer behandelt hatte? Und ihn? Erinnerte er sich wirklich nicht, was er im Suff aufführte? Solange Vesa denken konnte, hatte er vor seinem Vater Schiss gehabt, schon bevor er seine Gefühle in Worte fassen konnte. Und er hatte zu Recht Schiss vor ihm gehabt. Es war keine drei Jahre her, dass er Mutter fast zu Tode geprügelt hatte.
    Vesa hatte nie verstanden, warum Mutter die Tür aufmachte und Vater wieder hereinließ, als er sechs Monate später mit einem Veilchenstrauß in den dreckigen Flossen im Treppenhaus stand. Die Veilchen hatte er von einer Verkehrsinsel gepflückt. Er kam aus dem Knast und tat, als wäre nie was passiert. Und das Schlimmste war, dass Mutter auch so tat, als wäre nie was passiert, obwohl ihr linkes Ohr für immer taub war und sie ihr am Jochbein eine Metallplatte hatten einsetzen müssen, die ihr ständig Schmerzen verursachte. An einen Tag ohne Schmerzmittel war seitdem nicht mehr zu denken.
    Und trotzdem nahm Vater wieder wie ein König auf dem Wohnzimmersofa Platz und versuchte nicht mal, irgendetwas wiedergutzumachen. Die Geschichte von vor drei Jahren hatte Mutter an die Flasche gebracht. Für Vesa war es immer schwerer zu akzeptieren, dass Mutter sich selbst aufgab und sich dafür umso fester an Vater klammerte. Manchmal konnte Vesa nicht anders, als sie beide zu hassen, und das tat ihm nicht gut. Sie waren immerhin seine Eltern.
    »Na, was sagst du, Junior, ein Familienunternehmen, das wär doch was?«
    Vesa antwortete nicht. Er konnte nicht.
    »Denk nur dran, auch in dieser Branche fällt dir nichts in den Schoß«, fuhr Vater fort. »Da musst du 24 Stunden am Tag auf dem Sprung sein, da stellt sich die Frage nach Überstunden erst gar nicht. Wir haben mit Bullen zu tun, und die sind meistens dort, wo du sie am wenigsten erwartest. Irgendwann kriegen sie jeden mal am Arsch, aber der Knast ist kein schlechter Ort, um auch mal zur Ruhe zu kommen und die Geschäfte neu zu organisieren. Das Gute am Knast ist, dass sie dich nicht mehr einsperren können und du neue Kontakte knüpfen kannst. Die Jungs dort sind Unternehmer wie du und begreifen sofort, wovon du redest. Übrigens kriegst du nirgendwo so schnell raus, wenn einer ein Idiot ist. Im Knast zeigt sich das wahre Gesicht des Menschen, verstellen kannst du dich dort nicht.« Vater lachte kurz auf, bevor er fortfuhr: »Junior, du hast eine glänzende Zukunft vor dir. Du brauchst nur zu gucken, wie es Papa macht, und dir an ihm ein Beispiel zu nehmen.«
    »Hab ich irgendwelche Alternativen?«, fragte Vesa das Seitenfenster, das von seinem nahen Atem beschlug.
    »Du brauchst keine Alternativen«, sagte Vater.
    »Sagst du .«
    Vater antwortete nicht gleich. Vesa hörte das Knistern der Zigarettenschachtel in Vaters Hosentasche. Er hörte, wie Vater sich eine Zigarette anzündete und den ersten Rauch ausstieß.
    »Vielleicht hab ich’s heute schon zu oft gesagt, aber ich sag’s noch mal, weil du es immer noch nicht kapierst. Oder nicht kapieren willst. Dein Vater braucht dich, und du brauchst deinen Vater – so einfach ist das.«
    »Und nie vergessen: In der Branche ist es immer gut, die Konkurrenz im Auge zu behalten«, sagte plötzlich Macho, als hätte er nie schnarchend zwischen ihnen gehangen. »Was ich sagen will, Kleiner: Pass auf, dass du dich nicht in anderer Leute Revier verirrst, jedenfalls wenn dir dein Leben lieb ist!«
    »Mach den Jungen nicht kirre!«, schnauzte ihn Vater an. »Warum soll man keine Abkürzung durchs

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