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In der Falle - Leino, M: In der Falle

In der Falle - Leino, M: In der Falle

Titel: In der Falle - Leino, M: In der Falle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marko Leino
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noch in den Arm hätte nehmen können und ihr zuhören. Er hätte sich in ihre Lage versetzen müssen, mit ihr mitfühlen, aber er hatte es zu eilig gehabt. Wieder mal.
    Er hatte sich nicht in ihre Lage versetzt, weil er es nicht konnte. Noch nie. Und weil er es nicht konnte, war es vielleicht sogar besser, die Dinge unter Schweigen zu begraben. Das Schlechte verrottete und zersetzte sich im Dunkeln, wenn man nur nicht darin herumstocherte. Wenn man darin herumstocherte, entlud sich leicht übelriechendes Gas.
    Ihre Arbeitsstelle war es also. Saris Arbeitsstelle.
    Viitasalo trank das Glas leer und schenkte sich den restlichen Wein ein. Er versuchte, die Sache aus seinem Blickwinkel zu betrachten. Wie wäre es eigentlich für ihn? Wie wäre es, wenn seine Arbeitsstelle bedroht wäre und Sari ihm sagte, er solle sich keine Sorgen machen, er würde schon irgendwas Neues finden. Irgendwas. Was, wenn er selbst seine Arbeit verlieren würde? Er konnte es sich nicht mal vorstellen. Und musste es auch nicht. Seine Arbeit konnte man nicht ins Ausland verlagern, und man konnte auch keine billigen Konkurrenzangebote einholen.
    In einem fließenden Übergang näherten sich Viitasalos Gedanken dem morgigen Tag. Sie näherten sich Sundström. Er überlegte, mit welcher Taktik er Sundström angehen würde. Die ersten Minuten waren entscheidend. Anders als beim Eishockey, gab es bei Verhören keine Schlusssirene. Und meistens auch keine Verlängerung. Der Beginn entschied alles, er gab die Richtung vor, und wenn man es gut machte, wurde es ein Spiel auf ein Tor. Vor seinem geistigen Auge sah er Sundström als Torwart ohne Gesichtsmaske. Der Torwart wirkte unsicher. Viitasalo näherte sich ihm über die blaue Linie, niemand stellte sich ihm in den Weg. Der Puck klebte ihm förmlich an der Kelle, und er beschloss, Sundström mit einem schnellen Schuss auf der Schlägerseite zu überraschen. Doch als er schießen wollte, sah er plötzlich Saris Gesicht. Sundström hatte sich tief ins Tor zurückgezogen, und Sari schaute ihm weinend über die Schulter. Es sah aus, als wollte sie ihn um etwas bitten.
    »Bin ich ein Drecksack – nein!«, sagte Viitasalo halblaut und schüttelte den Kopf, um das Bild von sich und Sundström in Eishockeymontur auszulöschen. Er meinte noch ein schiefes Lächeln auf Sundströms Gesicht zu sehen, bevor er von der Bildfläche verschwand.
    Viitasalo trank das Glas leer. Als er aufstand und in Richtung der verschlossenen Badezimmertür ging, spürte er, dass er schwankte. Wie viele Gläser hatte er eigentlich getrunken? Sari hatte nur ein halbes Glas getrunken, er den Rest der Flasche. Außerdem hatte er nach der Sauna drei Halbliterdosen Bier gebraucht. Er spürte, dass er leicht betrunken war. Er musste sich zusammenreißen. Er wollte seine Frau um Verzeihung bitten. Er musste es tun.

 
    Turunen saß hinten in der Halle, in einer aus Vierkanthölzern und Spanplatten zusammengeschusterten Bude ohne Dach, die er als Büro benutzte. Er fluchte laut. Hinter der Plexiglasscheibe, durch die er die Halle überblicken konnte, machten Ilja und Fedor einen Höllenlärm. Sie kickten mit einem Kinderfußball, den sie in Härskis Auto gefunden hatten. Als der Ball ein paar Sekunden zuvor gegen die zerkratzte Plexiglasscheibe gedonnert war, hatte Turunen gesehen, dass jemand in einer krakeligen Handschrift PETERI darauf geschrieben hatte. Härski war außer mit seiner Dummheit auch noch mit einer Rechtschreibschwäche gestraft gewesen. Turunen war sich sicher, dass dem falsch geschriebenen Petteri ohne den kürzlich verstorbenen Vater ein deutlich besseres Leben bevorstand. Er schloss das aus seiner eigenen Erfahrung. Nur grundsätzlich tat ihm der Junge leid. Weil er Kinder mochte. Um Kinder musste man sich gut kümmern, sie waren künftige Kunden.
    Erst heute Morgen hatte er wieder höflich angehalten und nach einem kurzen Aufblenden eine Kindergartengruppe mit ihren Betreuerinnen über die Straße gelassen, obwohl hinter ihm in seinem Mercedes niemand mehr kam. 23 ungefähr vier Jahre alte Knirpse hatte er gezählt. Nach seinen Berechnungen waren mindestens fünf, mit etwas Glück sogar sieben von ihnen in knapp zehn Jahren regelmäßige User, erst noch querbeet, aber wenn von den fünf bis sieben auch nur zwei oder drei auf harte Drogen umstiegen, brauchte man kein Mathe-Studium, um zu begreifen, dass da nicht nur ein paar Knirpse auf kurzen Beinen, sondern ein paar dicke Bündel Scheine die Yläkartanontie in Soukka

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