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In der Falle - Leino, M: In der Falle

In der Falle - Leino, M: In der Falle

Titel: In der Falle - Leino, M: In der Falle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marko Leino
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Verachtung an. »Ich verstehe deine Methoden nicht.«
    »Welche Methoden?«
    »Was soll das, frag ich dich. Worüber sollen wir reden? Übers Wetter? Glaubst du, dass Reden irgendetwas zwischen uns ändert?«
    »Ich dachte, wir reden über deine Situation.«
    »Über meine Situation gibt’s nichts zu reden. Über deine vielleicht.«
    »Wenn du jetzt nicht redest, machen wir morgen weiter. Ich hab Zeit und Geduld«, sagte Viitasalo.
    »Du?« Sundström schmunzelte. »Du hast exakt so viel Zeit, wie ich Geduld mit dir habe, so wird ein Schuh draus. Übrigens finde ich, wir haben uns bisher gut arrangiert. Aber wenn du das ändern möchtest …«
    »Willst du mir drohen?«
    »Du bist so dämlich, dass ich fast Mitleid mit dir habe. Vielleicht hab ich deshalb so viel Geduld mit dir gehabt.«
    Viitasalos Hände ballten sich zu Fäusten, und diesmal versteckte er sie nicht unter dem Tisch.
    »O Gott«, sagte Sundström. »Ich mach mich gleich voll.«
    »Sei vorsichtig!«
    »Wollen wir wetten, dass du mehr Angst hast als ich? Du hast mehr zu verlieren, das ist dein Problem.«
    »Ich seh’s eher als Pattsituation«, sagte Viitasalo mit gedämpfter Stimme. Kivi stand möglicherweise hinter der Tür. »Ich kann Dinge nicht ungeschehen machen, aber du auch nicht.«
    »Der Unterschied ist nur, dass ich nichts getan habe. Wenigstens nichts, was ihr mir beweisen könntet. Du dagegen … Ich finde, wir sind meilenweit entfernt von einer Pattsituation.«
    »Ich kriege die Beweise gegen dich, verlass dich drauf«, sagte Viitasalo. »Schon die Kinkerlitzchen, wegen denen du hier sitzt, bringen bei deinem Vorstrafenregister zwei Jahre, ob du redest oder nicht. Und in den zwei Jahren grab ich alles über dich aus, was es auszugraben gibt. Irgendeiner quatscht immer.«
    »Wenn du’s mit den zwei Jahren hinkriegen würdest, hätten wir tatsächlich eine Pattsituation – es sei denn natürlich, dass ich mir in der Zwischenzeit was überlege«, sagte Sundström. »Weißt du, was: Lass uns abwarten, wie es in zwei Jahren aussieht.«
    »Und die Aussicht auf den Knast stört dich gar nicht?«
    »Nein. Ich mach’s mir gern eine Weile bequem. Und vergiss nicht: Der Knast ist immer ein gutes Alibi. Wer sitzt, kann nichts Schlimmes anstellen«, grinste Sundström. »Darf ich dich was fragen?«
    »Bitte.«
    »Spielst du Schach?«
    »Wieso?«
    »Also nicht. Ich würde es dir empfehlen«, sagte Sundström. »Es schult das strategische Denken. Oder wer weiß, vielleicht spielst du doch und weißt es nur nicht.«
    »Und wenn’s so wäre?«
    »Dann solltest du dich an die Grundregel erinnern: Wer eine Schachfigur berührt, muss sie auch ziehen.«
    »Tu ich das nicht? Mein letzter Zug bringt dich nach Sörnäinen, schon vergessen?«
    Sundström schüttelte sachte den Kopf. »Ein schlechter Zug, Viitasalo. Ich geb dir einen Gratistipp: Bevor man selbst zieht, sollte man sich gut überlegen, wie der Gegenzug aussehen könnte. Gib’s zu, daran hast du nicht gedacht. Überhaupt nicht. Du hast gedacht, du drohst mir, und ich sage, okay, wir sind quitt, lass uns die ganze Sache vergessen. Aber so läuft das nicht.«
    »Du drohst mir also doch.«
    »Warum sollte ich? Ich hab dich doch schon in der Hand. Ein Zug von mir, und deine Karriere ist beim Teufel – was du dir selbst eingehandelt hast, wie wir beide wissen.«
    »Und warum machst du den Zug dann nicht? Dann hätten wir’s beide hinter uns«, sagte Viitasalo.
    »Nein. Dann wäre das Spiel ja aus. Und es macht mir doch Spaß zuzuschauen, wie du leidest. Je mehr du dich wehrst, desto fester schlingt sich der Strick um deinen Hals. Ich muss gar nichts tun, nur warten. Ich habe alles, und du hast nichts – außer dem Strick, den du dir selbst gedreht hast. Ich muss nicht mal den Hocker unter deinen Füßen wegtreten. Auch das machst du irgendwann selbst.«
    Viitasalo wusste, dass sein Gesicht rot war vor ohnmächtiger Wut. Sundström hatte seinen Spaß.
    »Eins wundert mich übrigens«, sagte er.
    »Mich wundert vieles«, fuhr ihn Viitasalo an. »Zum Beispiel, wieso dich noch keiner von deinen eigenen Leuten umgelegt hat.«
    »Das wünschst du dir schon jahrelang, stimmt’s? Viereinhalb Jahre, um genauer zu sein. Es ist doch viereinhalb Jahre her, oder? Du wünschst es dir, weil du selbst nicht den Mumm dazu hast«, sagte Sundström und schüttelte lächelnd den Kopf. »Du hast keine Eier, Viitasalo, hab ich dir das schon gesagt? Und es gibt noch einen Unterschied zwischen uns beiden: Ich werde

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