In der Falle - Leino, M: In der Falle
dass Viitasalo deswegen Ärger bekommt. Aber ich würde mich freuen, wenn wir auf dem Rückweg in die Zelle an der Toilette haltmachen könnten.«
»Klar«, sagte Kivi.
»Wie lange bist du schon hier? Beim Rauschgiftdezernat?«, fragte Sundström plötzlich.
»Drei Jahre.«
»Ach so. Na, dann kannst du natürlich nichts wissen.«
»Was wissen?«
»Verdammt, bring ihn weg, bevor ich wirklich handgreiflich werde!«, brüllte Viitasalo aus seiner Ecke.
Sundström nahm es nicht einmal zur Kenntnis. Sein Blick blieb an Kivi haften. »Frag Viitasalo bei Gelegenheit mal, was vor ziemlich genau viereinhalb Jahren im Westhafen passiert ist.«
»Worum geht’s hier eigentlich?«, fragte Kivi und schaute von Sundström zu Viitasalo und wieder zurück.
Viitasalo schloss die Augen und ballte wieder einmal die Hände zu Fäusten.
»Lass es dir von ihm erklären. Ich sag nur so viel, dass es mit euren Kollegen von der KRP zu tun hat«, sagte Sundström. Dann zeigte er mit dem Zeigefinger auf seine blutige Nase. »Dein Kollege ist nicht der, der er zu sein vorgibt, bei weitem nicht. Es war ein Fehler, dass du mit ihm gemeinsame Sache machst, aber ich verzeih dir.«
»Bring ihn weg, bitte!«, sagte Viitasalo kraftlos.
»Tu ihm den Gefallen«, sagte Sundström.
Viitasalo sah, wie Sundström die Hand ausstreckte und Kivi, der sich immer noch zu ihm hinunterbeugte, einen Klaps auf die Schulter gab. Kivi nickte, und Viitasalo dachte, jetzt zieht der Dreckskerl auch noch meinen Partner auf seine Seite. Warum bin ich heute bloß nicht zu Hause geblieben? Und warum bleibe ich nicht auch morgen zu Hause? Warum schmeiße ich nicht die Brocken hin und haue ab aus diesem Saftladen?
Kivi sagte nichts, als er Sundström ernst wie ein Rettungssanitäter aus der Tür schob. Sundström sah jetzt so aus, als bräuchte er den Rollstuhl wirklich. Viitasalo schaute den beiden mit zittrigen Beinen nach. Sundström hatte auch diese Partie gewonnen. Die ganze Verhaftung war ein gottverdammter blödsinniger Fehler gewesen. – Ein Fehler mehr, mit dem er leben musste.
Tuomisto schaute Viitasalo schweigend an. Er hatte die Arme auf den Schreibtisch gestützt und die Hände vor dem Doppelkinn gefaltet.
»Wieso kann ich das nicht?«, fragte er schließlich.
»Ich war von Anfang an an der Sache dran. Ich bin der einzige, der überhaupt daran geglaubt hat«, sagte Viitasalo. »Und jetzt, wo wir endlich was in der Hand haben …«
»Ja, ja. Trotzdem kannst du nach dieser Geschichte nicht mehr dabei sein, das ist sonnenklar.«
»Nach dieser Geschichte – ich hab Sundström nicht angefasst«, sagte Viitasalo etwas zu laut.
Tuomisto lehnte sich zurück. »Das hat Kivi auch erzählt. Aber so was darf trotzdem nicht vorkommen. Es sieht einfach nicht gut aus.«
»Wenn’s darum geht, was ich in der Aufregung zu Ihnen gesagt habe, bitte ich um Entschuldigung.«
»Darum geht’s nicht.« Tuomisto winkte ab. »Für wie kleinlich hältst du mich? Aber das heute beweist genau das, was ich dir die ganze Zeit sage.«
»Nämlich?«
»Dass Sundström eine fixe Idee von dir geworden ist. Selbst wenn sich herausstellen sollte, dass er nicht sauber ist: Du nimmst das alles viel zu persönlich.«
»Zu persönlich? Soll ich es nicht persönlich nehmen, wenn Sundström eine Beschwerde beim Justizbeauftragen gegen mich einreicht?« Viitasalo gelang es nur mit Mühe, seine Stimme im Zaum zu halten.
Tuomisto hob überrascht die Augenbrauen. »Was für eine Beschwerde? Wann?«
»Vor zwei Monaten, sagt er.«
»Und du glaubst, du dürftest ohne weiteres hier weitermachen, wenn es so eine Beschwerde wirklich gegeben hätte?« Tuomisto schüttelte den Kopf. »Ich wäre über so was auf der Stelle informiert worden.«
Viitasalo brauchte einen Augenblick, dann hatte er begriffen: »Der Dreckskerl hat …«
»Was hat er?«
»Er wollte mich von dem Fall weg haben, und er hat es geschafft.«
»Ich kann deinen hochfliegenden Gedanken wieder mal nicht folgen«, sagte Tuomisto. »Aber ich habe Hirn genug, um zu erkennen, dass du die Schraube überdrehst.«
»Ich hätte große Lust, mich persönlich bei ihm zu bedanken«, sagte Viitasalo. »Mit beiden Händen.«
»Und genau deshalb hältst du dich von ihm fern«, sagte Tuomisto. »Ab Montag kümmerst du dich um deine anderen Baustellen, es sind ja genug davon da. Kivi kümmert sich um Sundström, bis die Sache zum Staatsanwalt geht. Es braucht ja auch nicht mehr viel. Die Anklage steht im Grunde. Wenn bei der
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