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In der Fremdenlegion (German Edition)

Titel: In der Fremdenlegion (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erwin Rosen
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gehörige Dosis Legionsbrutalität sich in der Krankenbehandlung konzentriert. Jeder sich krank Meldende, der nicht eine äußerliche Verletzung aufzuweisen hat, wird von vorneherein als Simulant behandelt.
    Unser médecin-major war unter den Legionären besonders berüchtigt. Persönliche Bekanntschaft habe ich nur zweimal mit ihm gemacht. Das erstemal auf dem Manövermarsch, als er eine Arznei verweigerte, das zweitemal beim Impfen. In Sidi-bel-Abbès war ein Pockenfall vorgekommen, und sämtliche Legionäre sollten schleunigst geimpft werden. Kompagnieweise marschierten wir in die große Regimentshalle, wo Monsieur le major und drei Assistenten im Schweiße ihrer Angesichter arbeiteten. Eine derartige Façon des Impfens. wie dieser Arzt sie beliebte, habe ich noch nie gesehen, und ich bin wohl ein dutzendmal geimpft worden in meinem Leben: ich kenne die Arten des Impfens von dem in Deutschland üblichen leichten Lanzettstich bis zu dem Hautabschaben mit einem Elfenbeinstäbchen in Amerika. Als unsere Kompagnie im Gänsemarsch an dem Aerztekollegium vorbeidefilierte, sah ich mit staunender Verwunderung, daß die Leute nach der Impfung stark bluteten. Als die Reihe an mir war, zuckte ich unwillkürlich zusammen. Der Stabsarzt stieß die Lanzette dreimal so kräftig in meinen Oberarm, daß sofort Blut herabrieselte!
    Es war Roheit. Weiter nichts. Das mag den Mann illustrieren. Kranke pflegte er bei der ersten Meldung prinzipiell in ihre Kompagnien zurückzuschicken und sie wegen Simulation mit drei Tagen Arrest bestrafen zu lassen! Kamen die Leute wieder, so operierte er zunächst mit Brechmitteln, auf die eine gehörige Hungerkur folgte. Liebenswürdig war er nur, wenn er Typhus vermutete, der seine spezielle wissenschaftliche Liebhaberei war.
    Die Legionäre fürchteten das Lazarett! Und nur die ganz Verzweifelten wagten einen Versuch, zu simulieren!
    Es ist fast unerschöpflich, das Thema von den Desertionen der Fremdenlegion. Wenn die militärischen Transportdampfer mit den ablösenden Kompagnien der Legion von Oran oder Marseille nach Indochina fahren, so ist der Suezkanal ein beliebtes »Desertionsmittel«. Nach den Kanalvorschriften müssen die Dampfer in der schmalen Suezwasserstraße langsam fahren und – die Legionäre benützen häufig die schöne Gelegenheit, über Bord zu springen. Sie schwimmen die kurze Strecke ans Land und sind in Sicherheit. Die Wachen des Transportdampfers dürfen in den internationalen Gewässern des Suezkanals keinen Gebrauch von Feuerwaffen machen und können nicht auf die Schwimmenden schießen. Die ägyptischen respektive die englischen Behörden aber liefern desertierte Legionäre nicht aus.
    Mehrere von diesen Legionstransporten passieren alljährlich den Suezkanal, und die Schwimmdesertionen sind so häufig, daß das Ghetto in Port Said einen festen Preis für die ausgezeichnet gearbeiteten Legionärsstiefel bezahlt – zehn Schillinge!
    Massendesertionen kommen dann und wann vor, die mehr Meuterei sind als Desertion. Im tiefen Süden Algeriens, in der trostlosen Einöde der kleinen Forts brennt gelegentlich die ganze Besatzung durch, an der marokkanischen Grenze umherschweifend. Eine solche Massenflucht endet immer mit dem Erschießen der Rädelsführer. Die nächsten Truppen holen die Ausreißer sehr bald in Gewaltmärschen ein, und wenn auch einige Schüsse gewechselt werden, so bringt die Uebermacht die Meuterer bald zur Räson. Die letzte Massendesertion dieser Art hat ja in der ganzen Welt Aufsehen erregt. Solche Streiche verzweifelter Menschen sind nichts anderes als ein Wahnsinnsausbruch, herbeigeführt durch die entsetzliche Gleichförmigkeit, den unerträglichen Arbeitsdienst in den einsamen Wüstenstationen! Es ist weiter nichts als ein Ausbruch des Cafard! Die armen Teufel sollten von einem Psychiater beurteilt werden und nicht von einem Kriegsgericht!
    Die Fremdenlegion ist ein fruchtbarer Boden für Massensuggestion. Zu meiner Zeit desertierten viele Legionäre aus Sidi-bel-Abbès, nur um sich nach Marokko durchzuschlagen, weil der Begriff Marokko durch all' das Debattieren von zauberhaftem Schimmer verklärt war. Das Unternehmen war ziemlich hoffnungslos – seine Ursache lag nur in der Suggestivkraft des Wörtchens » le Maroc «.
    Marokko war das Wunderland, der Legionärsträume Sehnsuchtsziel. Kein Tag verging, ohne daß irgendein Gerücht über neue Konflikte im Nachbarland die Fremdenlegion in fieberhafte Aufregung versetzte. Die Kriegswolken ballten

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