In der Glut der Leidenschaft

lässig das Wams schloss und das Halstuch zurechtzog. Dabei fand Sheppard, dass Montegomery nicht so zufrieden dreinsah, wie man das von einem Gewinner erwarten konnte.
    »Gebt Frauen nie ein Versprechen, Randal. Ihr zahlt sonst einen zu hohen Preis, wenn Ihr es brecht.« Ein Diener mit Reins Mantel und Dreispitz näherte sich. Rein nahm beides entgegen, und Sheppard beobachtete überrascht, wie er den alten Mann zahlreiche Münzen in die Hand drückte.
    »Ich habe gehört«, warf Heyward ein, »dass Katherine anders darüber denkt.«
    »Genau das meine ich«, sagte Rein verächtlich.
    »Das haben wir davon, wenn wir einen Mann seiner Sorte in zivilisierte Kreise einführen«, bemerkte der Vierte im Bund, Lieutenant Ridgely, und warf seine wertlosen Karten auf den Tisch. Die anderen wandten sich ihm zu.
    »Bei Gott, Ridgely«, murmelte Heyward. »Hütet Eure Zunge.«
    Ridgely zog die Uniformjacke zurecht. Seiner Meinung nach hatte Montegomery, dieser Heide, nichts in einem angesehenen Spielsalon zu suchen.
    »Und was für eine Sorte ist das, Sir?«
    Heyward staunte, dass Montegomery völlig unberührt wirkte, während er die Handschuhe anzog und auf den unreifen Lieutenant hinunterblickte. Heyward wusste es jedoch besser. Dies war nur die Ruhe vor dem Sturm.
    »Ein betrügerischer Bastard und noch dazu ein Halbblut.«
    Ringsherum stießen die Leute gedämpfte Rufe aus. Sheppard warf dem jungen Mann einen scharfen Blick zu. Heyward murmelte eine Verwünschung und fasste sich an den Kopf.
    Rein warf dem Soldaten einen gelangweilten Blick zu. »Ihr könnt Eure Anschuldigung vermutlich beweisen, stimmt das?«
    »Wie sonst hättet Ihr von uns so viel Geld gewonnen?«, fragte dieser und deutete auf den jetzt leeren Tisch.
    Rein zuckte die Schultern und bereitete sich auf einen Kampf vor, den er nicht wünschte. »Ich bin eben der bessere Spieler, aber vielleicht sollte ich mein Geld in Zukunft an andere Orte tragen.« Er wandte sich an Lord Heyward. »Die Engländer scheinen es nicht zu brauchen.«
    Heyward sah zu einem anderen Mann im Raum. Lord North machte zwar auch ein finsteres Gesicht, doch Heyward verstand die stumme Warnung. Falls Montegomery beschloss, seine Waren über den Pazifik zu verschiffen, wurde England noch mehr geschwächt, und das alles wäre dann einem unverschämten Offizier zu verdanken gewesen.
    »Überstürzt nichts, Rein«, meinte Heyward beschwichtigend.
    Ridgely lachte abfällig und stand auf.
    »Setzt Euch, mein Sohn, bevor er Euch bei lebendigem Leib häutet«, murmelte Sheppard.
    »Ridgely!« Alle wandten sich um, als ein hoch gewachsener, dunkelhaariger Mann zwischen den Tischen hindurch auf den jungen Captain zuging. Der Mann verbeugte sich steif vor den Anwesenden und blieb vor Montegomery stehen. »Captain McBain.«
    Rein nickte grüßend. Er kannte den Mann vom Fest des Brigadiers her.
    »Vergebt dem Jungen, Sir. Er kommt direkt vom Schlachtfeld zurück und ist voll...«
    »Niemand braucht für mich zu sprechen, Captain. Er hat betrogen.«
    »Das hat er nicht, und Ihr wisst das, Ridgely. Tragt Eure Verluste wie ein Mann.« McBain war überzeugt, dass Montegomery ein Mann von unantastbarer Ehre war.
    »Er hat eine schwere Beschuldigung erhoben, Captain.« Rein betrachtete den hasserfüllten Lieutenant. Ridgely musste ungefähr so alt sein wie sein Vater damals, als er sich seine Mutter genommen hatte - gewaltsam. »Möchtet Ihr Euch mit mir duellieren?«
    Ridgely kniff die Augen zusammen. Der Alkohol mochte seinen Verstand benebelt haben, aber er hatte nicht vergessen, welchen Ruf Montegomery genoss, was Waffen anging.
    »Ich versichere Euch, dass ich ein Bastard sein mag, aber mit Pistolen oder Schwertern umgehen kann«, sagte Rein. »Ihr habt die Wahl.«
    »Entschuldigt Euch, Lieutenant«, drängte McBain.
    Heyward sah in Reins Augen eine Drohung, die trotz der gleichgültigen Miene warnte. »Lieutenant!«
    »Bitte verzeiht...«, stieß Ridgely hervor und verstummte, als Montegomery sich zu ihm beugte und ihn der scharfe Blick aus diesen wilden Augen bis auf den Grund des Herzens traf.
    »Ihr bleibt am Leben, mein Junge. Vergeudet es nicht.« Rein wandte sich an die anderen. »Guten Abend, Gentlemen.« Er verbeugte sich, winkte und ging zur Tür.
    Vor dem White's rief Rein nach seinem Pferd und schritt auf und ab, während er darauf wartete, dass der Knecht Naraka brachte. Zivilisierte Kreise! Rein kannte Hafenarbeiter mit besseren Manieren. Eigentlich sollte er sich über den Vorfall