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In der Hitze der Stadt

In der Hitze der Stadt

Titel: In der Hitze der Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Aeschbacher
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solle die genaue Befragung dieser Zeugen organisieren und durchführen. Der Patrouillenführer gab die Anweisung selbst: »Notieren Sie die Beschreibungen aller Personen, die diese Zeugen auf der Straße wahrgenommen haben. Vielleicht ist der Mörder darunter.«
    »Sehr gut«, schloss Schneider.
    Baumer nickte.
    Nun war Meier an der Reihe. Er rapportierte, dass der Bericht von Heinzmann akkurat gewesen sei und er nichts weiter hinzuzufügen habe, außer, dass nach etwa fünf weiteren Minuten die Mutter dazukam. Sie hatte dort ihr Kind, das beim von ihr getrennt lebenden Vater übernachtet hatte, abholen und es in die Schule begleiten wollen. Er musste nicht mehr darüber erzählen, was dann geschehen war. Jeder konnte sich vorstellen, welche Welt bei dieser Mutter zusammengebrochen war, welche Qualen sie peinigten.
    Also kam Rötheli an die Reihe.
    Der Chef der Zivilen erhob sich und positionierte sich mit geschwellter Brust im Raum. Während er berichtete, drehte er seinen Oberkörper ständig hin und her um sicherzustellen, dass auch alle Anwesenden seinen Ausführungen folgen konnten. Die Verhaftung des Hauptverdächtigen, wie er ihn eigenmächtig nannte, schilderte er in allen Details. »Drögeler, Rockertyp. Wir hatten ihn schon in der Kartei. Ich hatte ihn bereits mehrmals wegen Kleindiebstählen eingebuchtet. Die Basler Richter«, er zog den Mund verächtlich breit, »haben ihn aber nach wenigen Tagen immer wieder laufengelassen.« Rötheli stützte sich an der Lehne des Vordermannes auf, nahm Anlauf und rief dann scharf: »Vermutung: Das Kind hat seinen Mörder bei Drogengeschäften beobachtet, musste daher sterben.«
    Die meisten Leute schauten bewundernd zum Chef der Zivilen auf. Heinzmann döste wieder. Baumer sagte nichts, atmete nur tief und schwer.
    Daniel Schneider hingegen blickte auf die Tischplatte. Er hatte genug gehört. »Danke, Leutnant Rötheli«, bemerkte er knapp und lustlos.
    Rötheli, der ein Lob oder grad eine Spontanbeförderung erwartete hatte, blieb unschlüssig stehen, sein Gesicht mit halbem Lächeln eingefroren.
    Schneider fuhr mit dem Rapport fort und fasste für die Anwesenden zusammen. »Diese festgenommene Person von der Passerelle wird momentan untersucht und weiter verhört. Sobald wir Fingerabdrücke von der Tatwaffe oder eventuelle DNA-Spuren haben, werden sie mit denen des Verdächtigen verglichen.« Ohne von seinen Akten aufzuschauen, fügte er an: »Sie können sich jetzt setzen, Rötheli.«
    Baumer gefiel Schneiders Art. Wie er Beat Rötheli behandelte, zeigte ihm, dass er diesen nicht besonders mochte, vielleicht auch nur, weil ihm der Chef der Zivilpolizisten selbst einfach zu ähnlich war. Jung, dynamisch, karrieregeil und absolut immer auf seinen Vorteil bedacht.

    Ein Jeder nimmt halt, was er kann.

    Andreas Baumer spürte, dass in ihm ein Hauch Mitleid mit Rötheli aufkam. Mit ein wenig mehr Glück hätte er Schneider zuvorkommen können und selbst diese reiche Tochter aus dem »Daig« geheiratet. In diesem Fall wären die Rollen hier verteilt und Daniel Schneider müsste jetzt Männchen machen für Beat Rötheli. Doch so, wie die Verhältnisse waren, konnte sich Rötheli abstrampeln, wie er wollte, er war keiner vom »Daig«, könnte so viel Leistung erbringen, wie er wollte. Er würde in Basel nie etwas zu sagen haben.
    »Herr Baumer, bitte berichten Sie jetzt«, hob Schneider seinen Kopf in Richtung des Kommissars.
    Der Kommissar war müde. Er hatte noch keinen einzigen richtigen Kaffee gehabt heute Morgen. Die Brühe bei Steiner und der Plastikkaffee vom Automaten zählten nicht. Jetzt hätte er einen doppelten Espresso vertragen können. Er sehnte sich nach Gianni, dem schwulen Barbesitzer vom ilcaffè und seinen kleinen Aufmunterungen und Mikrogesten, die ihm halfen, in den Tag zu kommen. Bestätigungen, dass man noch lebte.
    Doch Baumer saß im Zimmer 101 und musste mit Schneider vorliebnehmen. Der servierte keinen Kaffee. Missmutig ruckte Baumer im Stuhl hoch und berichtete. Er erzählte zunächst in ein, zwei Sätzen, wie er an den Tatort gekommen war und was er dort vorgefunden hatte.
    Der Kommandant nickte knapp.
    Dann erzählte Baumer von Hans Steiner und warum er ihn festgenommen hatte. Er erzählte, dass Steiner eine Vergangenheit als Kinderschänder habe. Er musste es erzählen, denn das, in Kombination mit dem Fakt, dass Steiner sich am Tatort aufgehalten und er Mina auch gekannt hatte, bildete den Grund für die Verhaftung.
    Als Rötheli die Passage

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