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In der Hitze der Stadt

In der Hitze der Stadt

Titel: In der Hitze der Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Aeschbacher
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sich für einen Offizier im Generalstab gehört. Wozu die richtigen Familienbande nicht alles gut sind!
    Die Beamten erwiderten den Gruß mit angemessenen Worten, die jungen etwas eifriger als die alten. Ein paar nickten nur.
    Heinzmann döste.
    Baumer sagte nichts.
    Ohne Zeit für Blabla zu verschwenden, informierte der Kommandant seine Truppe, dass er, wie üblich in Mordfällen, die 20-köpfige Sonderkommission für Mordfälle eingesetzt habe. Deren Mitglieder waren seit Langem klar benannt und die einzelnen Funktionen abgegrenzt, eben damit die Kommission sofort einsatzfähig war. Er selbst würde diese Kommission leiten. Dass Kriminalkommissar Baumer dabei wie immer auf eigene Intuition hin aktiv wurde, war Schneider sowieso klar.
    Nach den Formalitäten informierte Schneider die im Raum versammelte Sonderkommission und die ihr zugeordneten Beamten, die ebenfalls an der Sitzung teilnahmen, über den Stand der Dinge in dem Mord, der am Morgen geschehen war. Mina Azoglu hieß das Opfer, Schweizerin und Türkin zugleich, erst 12 Jahre alt. In einer Woche hätte sie Geburtstag gehabt. Mina war ihr Spitzname. Ihr richtiger Vorname war Emine. Dann machte Schneider doch einen tiefen Atemzug, schüttelte sachte den Kopf. Er bemerkte leise: »Das Mädchen ist erstochen worden. Das schockiert uns alle zutiefst. Trotzdem werden wir unsere Aufgaben mit der notwendigen Sorgfalt wahrnehmen.«
    »So, so«, murmelte Baumer.
    Schneider, dem die Bemerkung von Baumer entgangen war, setzte sich und hieß einen Funktionsträger nach dem anderen zu rapportieren. Er ging dabei nicht nach Hierarchie vor, sondern nach Chronologie der Ereignisse. Heinzmann war als Erster an der Reihe.
    Der Wachtmeister berichtete die Fakten, also wie er um 7 Uhr 19 alarmiert worden und innerhalb von drei Minuten am Tatort eingetroffen war. Dort hatte sich eine Gruppe von fünf bis sechs Leuten um das Mädchen gestellt. Weil keine der Personen Erste Hilfe leistete, hatte er sich sofort darum gekümmert. Das Mädchen atmete nicht mehr, hatte auch keinen Puls, also begann er sofort mit Herzmassage, während der Gefreite Meier Mund-zu-Mund-Beatmung machte. Die Ambulanz, berichtete Heinzmann, traf kurz danach ein und kümmerte sich ab dann um das Mädchen. »Es wurde alles versucht. Leider vergebens«, schloss er seinen Bericht.
    »Okay, gut gemacht«, meldete sich Schneider sofort zu Wort. Er wollte dem Wachtmeister Unterstützung geben, da er bemerkt hatte, dass dieser immer leerer blickte, wie er das Geschehen vortrug. Jetzt, wo Wachtmeister Heinzmann es wiedererzählte, nahm es ihn offenbar noch einmal ganz gefangen. Also hielt ihn Schneider beim Reden: »Was haben Sie dann gemacht, Wachtmeister?«
    Andreas Baumer bemerkte, dass Schneider seinen besten Freund ganz bewusst in seiner Funktion angesprochen hatte. Keine Emotionen schüren, professionell bleiben, funktionieren als Polizeibeamter. Darum ging es jetzt hier.
    Der altgediente Basler Patrouillenführer richtete sich auf. »Ich habe sofort die umstehenden Leute befragt. Hat jemand gesehen, was passiert ist? Wann haben Sie das Mädchen wahrgenommen?«
    »Wer war als Erster am Tatort?«
    »Es waren drei Leute fast gleichzeitig da. Eine Fußgängerin und zwei Velofahrer. Denen fiel das Bündel …« Heinzmann stockte in der Erzählung.
    »Ja, Wachtmeister«, sprach Schneider schnell und deutlich. »Diese drei Leute fanden die Leiche des Mädchens, habe ich Sie richtig verstanden?«
    Stefan Heinzmann ruckte auf. Er schluckte, sagte dann aber in routinierter Weise: »Die Fußgängerin sagte, dass es von Weitem ausgesehen habe, als hätte sich das Mädchen nur hingesetzt und lehne an dem kleinen Mäuerchen. Doch dann sah sie das Blut. Die Fahrradfahrer hielten zugleich an, hatten das Blut auf dem T-Shirt des Mädchens ebenfalls bemerkt. Ich habe die Personalien dieser drei Personen aufgenommen.« Er zückte seinen Rapportblock, legte ihn aber wieder weg, ohne daraus vorzulesen. Die Namen der Passanten waren jetzt nicht wichtig. »Die drei Leute berichteten, dass sie die Tat selbst nicht gesehen, auch niemanden haben weggehen sehen, oder genauer, niemanden Bestimmten. Es gab schon weitere Leute in der Straße, aber keiner habe sich auffällig benommen, sei etwa weggerannt.«
    »In Ordnung, Heinzmann«, wollte Schneider den Rapport vorantreiben.
    Stefan Heinzmann hatte tatsächlich nichts mehr zu berichten, gab nur sogleich die Namen der Personen an Lachenmeier weiter, einen Beamten im Innendienst. Dieser

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