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In der Hitze der Stadt

In der Hitze der Stadt

Titel: In der Hitze der Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Aeschbacher
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mit der alten Geschichte von Steiner hörte, verlor er sein überhebliches Lächeln, schüttelte ungläubig den Kopf, als hätte er in die Pokerkarten seines Gegenübers gesehen. Es musste ihm klar geworden sein, dass ein verurteilter Kinderschänder mehr hergab als sein kleinkrimineller Springmesserbesitzer. Er knirschte einen Fluch und eine Verwünschung in Richtung von Andi Baumer und grad noch zu Heinzmann. Dann schaute er kontrollierend zu seinen Unterhunden. Die hielten ihm hündisch die Treue und schauten Baumer an, als ekelten sie sich vor ihm.
    Daniel Schneider hatte dem Bericht seines Kommissars ebenfalls aufmerksam zugehört und zog daraus seine Schlüsse. Er sprach Lachenmeier an, den Beamten vom Innendienst, rief ihn förmlich auf.
    Der drückte sein Rückgrat durch, spitzte die Ohren.
    »Lachenmeier, passen Sie jetzt genau auf.« Der Chef der Basler Kriminalpolizei zeigte mit seinem Zeigefinger auf ihn und sprach so laut, dass es jeder im Raum gut mitbekommen konnte. »Die Zeugen dürfen auf keinen Fall bei ihrer Aussage beeinflusst werden. Sie sind separat zu vernehmen.«
    Lachenmeier nickte sofort mit seinem Kopf, wie ein Bauer seinem preußischen Junker zunicken würde.
    »Ich will keinerlei Suggestivfragen von Ihnen an die Zeugen. Unterstellen Sie nichts.«
    Der Beamte vom Innendienst war beleidigt ob dieser Bemerkung, aber Schneider insistierte sogar: »Sie stellen keine Frage nach alten Männern. Sie stellen keine Frage nach Drogensüchtigen in Lederjacken. Sie fragen nur, was man gesehen hat, nicht ob man dies oder das gesehen hat. Verstanden?«
    »Ja«, grummelte Lachenmeier.
    »Gut.«
    Baumer fand Schneider damit noch sympathischer als zuvor schon. Sein junger Chef schien die Arbeit voll im Griff zu haben. Er fragte sich sogar, ob er Schneider einmal richtig mögen würde. Sollte er ihn einmal zu einem Cappuccino zu Gianni einladen?
    Gerade als Baumer sich das vorstellte, schaute ihn der neue Chef der Kriminalpolizei direkt, außergewöhnlich lange und durchdringend an. Schneider senkte seinen Blick wieder und begann, mit mürrischer Miene Akten zu ordnen.
    »Achtung, jetzt kommt’s«, hörte Baumer seinen Freund Heinzmann nuscheln.
    Tatsächlich kam es.
    Schneider sagte zu den Akten: »Wir haben das Care Team ins Kantonsspital geschickt, wo die Mutter war. Als der Vater ebenfalls dort eintraf, war ihm schon bekannt, dass sein Kind tot war. Wahrscheinlich hatte ihn ein Journalist vom Blick angerufen. Es handelt sich dabei um einen gewissen Rolf Danner.«
    Schneider hatte das Gesicht, als er diesen Namen erwähnte, distinguiert verzogen. Tatsächlich würgte er kurz, vielleicht aber auch nur, um mit noch größerer Lautstärke fortfahren zu können. »Offensichtlich war dieser Journalist schon kurz nach der Tat bestens im Bilde.« Schneider schichtete zwei Hefter von links nach rechts. »Ich nehme doch sehr an …«, er hob einen Hefter von rechts zurück nach links und erhöhte seine Stimme, »… dass dieser Journalist keinerlei Tipps von jemandem aus dem Korps bekommen hat.« Er schob die gestapelten Papiere zur Seite. »Das wäre …«, Schneider hob seinen edlen Füllfederhalter und schlug ihn mit dem letzten Wort auf den Tisch, »… intolerable .«
    Andi Baumer schaute auf den Kommandanten. Schon wieder ein Freund weniger, dämmerte es ihm, und er begrub den Gedanken an irgendein gutes Einvernehmen mit Daniel Schneider. Wenn es ernst ist, wackeln diesen Politikern doch immer die Knie. In die Richtung von Rötheli brauchte Baumer gar nicht erst zu blicken um zu wissen, dass dieser sich jetzt sehr locker und entspannt zurücklehnen würde. Um seinen Mund hätten sich die zynischen Falten gelöst und hätten einem süßen, unschuldig wirkenden Lächeln Platz gemacht. Bald würde Rötheli vollends lächeln, denn sehr bald würde er, Baumer, zerstampft werden.
    Beat Röthelis Unterhunde hatten ebenfalls Blut gerochen und blickten gierig zu Schneider hin. Was würde der Kommandant als Nächstes tun?
    Daniel Schneider ließ sich Zeit. Er machte sich nochmals über die Akten her. Er büschelte sie ein letztes Mal, steckte seinen Stift in die Hemdtasche zurück, richtete die Krawatte und schloss die Versammlung abrupt. Seine Untergebenen entließ er ohne aufzublicken.
    Baumer erhob sich erst gar nicht. Er wusste, was folgen würde.
    Während sich der Saal leerte, sagte Schneider in der Tat zum leeren Tischblatt vor sich: »Herr Baumer, bleiben Sie noch einen Moment hier. Ich habe mit Ihnen zu

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