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In der Hitze der Stadt

In der Hitze der Stadt

Titel: In der Hitze der Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Aeschbacher
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Jacke?«, rief Regazzoni und sprang von einer Ecke zur anderen. Wieder trieb es ihn zum Monitor hin. Nochmals kontrolliert. Ja! Der sensationelle Befund ließ keinerlei Zweifel zu.
    Der »Professor« fand endlich seine Jacke und noch bevor er den ersten Arm im Ärmel hatte, war er aus seinem Labor gerast, rief dauernd »Ich hab’s, ich hab’s«.

    *
    Kommissar Baumer wusste, wer der Mörder ist.
    »Bist du dir sicher?«, fragte Mina.
    »Nein«, antwortete Baumer. »Ich bin nicht sicher. Ich spüre es einfach.«
    »Also, wer ist es?«
    »Er.«
    »Wer er?«
    »Dein Vater.«
    »Aber er hat kein Geständnis abgelegt, und die Gegenüberstellung hat nichts bewirkt. Dein Gespür genügt hier nicht. Wir müssen ihm die Tat beweisen. Wir können es aber nicht. Wir sind genauso weit wie vorher.«
    »Nein, sind wir nicht«, rief Baumer laut und erschrak über seinen eigenen Ausruf. Er bemerkte, dass er immer noch im Sitzungszimmer im Spiegelhof war und wie ihn Heinzmann, Schneider, auch Ali und sogar Azoglu irritiert anblickten.
    Der Basler Kommissar in den kurzen Hosen blickte vom einen zum anderen, fuhr sich mit der Hand über die bleiche Stirn, setzte sich schließlich ächzend wieder in den Stuhl.
    Stefan Heinzmann beugte sich zu seinem Freund. »Was ist mit dir?«
    Baumer bewegte den ganzen Körper hin und her, sein Kopf schlenkerte von einer Seite zur anderen.
    Auch Schneider schien nun ein wenig betroffen. Vielleicht hatte der Mann tatsächlich einen Hitzschlag erlitten.
    »Sie sind ja richtig bleich im Gesicht.« Besorgt legte er dem Kommissar seine Hand auf eine Schulter. »Haben Sie auch genug getrunken?«
    »Ich … ich …«
    Der Kommandant setzte sich zu seinem Untergebenen, blickte erstaunt und zugleich verärgert zu Baumer hin.
    Heinzmann war indessen aus dem Raum geeilt, kam kurz danach mit einem Glas Wasser zurück. Bevor er die Tür hinter sich schloss, fauchte er einen bitteren Fluch in den Gang und: »Ja, du mich auch.« Für mehr Widerspruch reichte es nicht. Warum sich auch mit Beat Rötheli streiten? Für den hatte er jetzt keine Beachtung übrig. Sein bester Freund brauchte dringend Flüssigkeit. Er reichte ihm das Glas. »Andi, komm! Trink etwas!«
    Andi nahm langsame Schlucke.
    Alle warteten, bis wieder etwas Farbe in das Gesicht des Kommissars gekommen war.
    »Geht es Ihnen besser?«, fragte Schneider.
    Baumer antworte nichts.
    »Also, Herr Baumer, sagen Sie mir, was Sie wissen?«
    Auch Ali starrte den Kommissar an. Gleich würde Baumer etwas Wichtiges mitteilen. Der Türke musste sich setzen. All das nahm ihn zu sehr mit.
    Andi Baumers Mund öffnete sich. »Ich habe nur eine Vermutung.«
    »So«, entspannte sich Schneiders Haltung. »Nur eine Vermutung«, sprach er gedehnt.
    Stefan Heinzmann blickte auf den Kommissar. Er sah in dessen Gesicht eine tiefe Unsicherheit. Er glaubte offenbar den Täter zu kennen. Aber konnte er es beweisen? Nein, er konnte nicht.
    »Du hast angefangen damit, Stefan.«
    »Womit angefangen?«
    »Du hast gesagt, ich solle in der Familie suchen.«
    »Ja.« Stefan Heinzmann nickte. »Und weiter?«
    »Also kommen doch nur ganz wenige Leute in Betracht.«
    Der Wachtmeister machte große Augen. »Du meinst … die Mutter? Nein, das kann doch nicht sein.«
    Baumer schwieg einen langen Moment.

    Er bewegte sich nicht.

    Dann schüttelte er doch den Kopf. »Nein«, er winkte heftig ab. »Du hast Recht. Das ist absolut unvorstellbar. Die Frau liebt Mina mehr als alles.«
    »Also wer kommt sonst für den Mord in Frage?« Gepresst fuhr Heinzmann fort. »Meinst du … der Onkel war’s?«
    Baumer nahm einen weiteren Schluck kühlenden Wassers. »Minas Onkel …«, sinnierte er.
    »Mustafa Azoglu? War’s der?«, mischte sich Schneider ein.
    »Der Bruder?«, sprach Baumer wie zu sich selbst. »Der ist auch Teil der Familie.«
    »Ist er Täter oder ein Mitwisser?«, drängelte Schneider.
    Baumer blickte nur Heinzmann an. Ruhig sprach er: »Der Mustafa ist doch voll integriert. Der denkt nicht mehr in solch perversen Ehrenkategorien wie der Vater. Er spricht unsere Sprache sehr gut. Warum? Weil er sich interessiert für diese Welt, teilnimmt an unserer Gesellschaft. Der ist Muslim, wie wir Christen sind. Wenn er Lust auf Crèmeschnitten hat, nimmt er ein Stück oder zwei. Und in die Mosche geht er vielleicht ein Mal im Jahr. Für die Religion bringen wir beide niemanden um. Sowieso. Minas Onkel ist kein Verlierer, wie dieser Erin hier. Mustafa hat ein gut gehendes Geschäft, der sucht

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