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In der Hitze der Stadt

In der Hitze der Stadt

Titel: In der Hitze der Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Aeschbacher
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perfekt. Der Junge ahmte nur nach.
    »Du weißt wirklich nicht, was mit Mina geschehen ist?«
    Der Tänzer tat, als hätte er nicht gehört. Als er seinen Unterhund dumm lächeln sah, schlug er ihm mit dem Handrücken auf die Wange. »Mach die Fresse zu.«
    »Mina ist ermordet worden.«
    Nino drehte sich nicht zu Danner, blickte nur seine Kumpel an. Denen gingen die Münder nach unten.
    »Mina?«, sagte der Kleinste der drei Schüler.
    »Mina ist tot«, erklärte Danner.
    Nino drehte sich zu Danner, ging zu ihm hin. »Ich habe ein Alibi.«
    Der Zürcher Journalist war bass erstaunt. »Niemand hat dich hier beschuldigt.«
    Der Körper des Jungen, der zuvor so geschmeidig erschienen war, versteifte sich. »Ich habe Alibi.«
    »Warum wiederholst du das?«, wollte Danner wissen. »Hast du ein schlechtes Gewissen?«
    Der Junge sagte nichts.
    Rolf Danner sah Nino ins Gesicht. Er begriff sofort, dass die Aussage von Nino nur ein Reflex gewesen sein konnte. Er sah überdeutlich, wie es dem Jungen nur ganz allmählich dämmerte, dass ein immenses Verbrechen geschehen sein musste. Mina, seine junge Schulkollegin, seine Freundin womöglich, war tot. Er fühlte mit Nino mit, wie er erbleichte, wie seine Schulten nach unten gingen und er sinnlose Schluckbewegungen machte, nichts mehr sagen konnte.
    Der Kleinste der drei hatte bereits Tränen in den Augen, zitterte. Der Größere stand wie eine Statue aus Gips. »Was ist passiert?«, fragte er leise.
    »Sie wurde erstochen. Heute morgen, kurz nach sieben.«
    »W … wer war das?«, fragte Nino und jetzt war er nur noch ein verängstigtes Kind.
    »Das weiß man noch nicht.«
    Die drei Buben blickten einander Hilfe suchend an. Weil sie nur erschreckte Gesichter entdeckten, sahen sie sofort wieder zu Boden, schauten zu Danner. Sie suchten Erlösung.

    Es gab keine.

    »Bist du der Freund von Mina?«, fragte Danner den schönen Nino.
    Der Junge nickte.
    »Wo warst du heute Morgen?«
    Nino blickte wie vom Donner gerührt auf. »Ich …«
    »Warst du mit jemandem unterwegs?«
    Ninos Lippen bewegten sich. Er antwortete halb geistesabwesend. »Ich war nicht in der Schule.«
    »Keiner von uns war heute in der Schule«, erklärte der hochgeschossene Junge.
    »Wart ihr alle drei zusammen?«
    »Mike und ich waren am Morgen auf dem Weg in die Schule, aber es war schon so heiß …«, antwortete der Kleinste der drei mit hoher Stimme.
    »Wir haben es uns anders überlegt, haben die Biege gemacht und …«
    »Ich bin mit Mike im Rhein schwimmen gegangen. Aber Nino war nicht …«, der Kleine blickte erschrocken zu seinem Anführer.
    Danner interessierte sich nicht mehr für die beiden unteren Chargen der Gang. Nino war sein Mann.
    »Wo warst du heute früh?«
    Nino versuchte sich aufzurichten. »Ich … ich habe gepennt.«
    »Du hast also kein Alibi.«
    Der Junge trat einen Schritt zurück, riss die Augen auf.
    Danner machte sofort eine Bewegung auf ihn zu. »Wollte Mina nichts von dir wissen?«
    Der schöne Tänzer bewegte seinen Kopf stakkatohaft hin und her. Was geht hier vor sich, marterte er sein Hirn.
    Die beiden anderen Jungen waren bereits pure Panik. Der Kleine hatte seine Hände verkrampft vor die Brust gezogen. Mike, der Große, stand starr.
    Danner war ein Spürhund. Wenn es um Mord ging, kannte er keine Skrupel, also setzte er nach. »Hat sie dir den Laufpass gegeben?« Er reckte die Brust, schob seinen Unterkiefer in Ninos Gesicht.
    »Nein, nein!«, rief Nino mit hoher Stimme. Er schüttelte heftig den Kopf.
    »Komm, sag schon! Was hattest du mit Mina?«
    Nino zuckte mit dem Mund, brachte aber keinen Ton heraus. Er zog seine verkrampften Hände zur Brust.
    »Konntest du es nicht aushalten, dass sie nichts von dir wissen wollte? War deine Ehre verletzt?«
    Nino machte vorsichtige Schritte zurück.
    Danner wollte ihn aufhalten.
    »Nein, lass mich!«, schrie er und wehrte Danner mit beiden Händen ab. Er rannte davon wie der Blitz.
    Seine beiden Kumpel blieben festgenagelt stehen, blickten mit riesigen Mündern auf den fremden Mann mit Zürcher Dialekt vor ihnen.
    Danner machte gnadenlos weiter. »Was wisst ihr von Nino und Mina?«
    Die beiden schauten ihn nur an.
    »Sag schon!«, ging Danner auf den kleineren der Schüler los. »Na los!«
    »Sie … sie waren ein Paar«, stammelte der Verängstigte.
    »Ein echtes Paar? So richtig? Los sag!«
    Der Junge nickte verzweifelt, zitterte. Noch ein weiteres Anblaffen durch Danner und er wäre zusammengebrochen.
    Doch es war genug und

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