In der Oase des Scheichs
breiten Schultern, schmalen Hüften und langen Beinen abwenden. Von den Muskeln, die sie nun zu sehen bekam, hatte sie bisher nur eine Ahnung gehabt. Sie wusste, dass er in San Francisco regelmäßig ins Fitnessstudio ging und sich jeden Morgen die Zeit nahm, im Golden Gate Park zu joggen. Aber einen solchen Körper hatte sie weder erwartet noch jemals gesehen. Ihr Herz klopfte so laut, dass sie fürchtete, man könne es hören.
Sam stand nun in seiner gut sitzenden Badehose ganz vorn auf dem Sprungbrett und federte auf und ab.
„Und, siehst du etwas?“, fragte seine Schwester.
„Tatsächlich“, rief er. „Ich hatte recht. Da unten liegen sie, meine Gefühle. Kein Wunder, dass ich nicht an sie herankam.“
Dann blickte er auf und sah direkt in Claudias Richtung. „Claudia?“ Er klang überrascht.
Sie hoffte, dass es so aussah, als sei sie gerade erst gekommen, zupfte ihren Pareo zurecht und schlenderte langsam zum Pool.
„Kommen Sie!“, rief ihr Amina vom flachen Ende des Beckens zu. „Sie müssen meinen Bruder im Wettschwimmen schlagen. Er ist viel zu eingebildet und braucht einen Dämpfer.“
„Sicher nicht von mir“, erwiderte Claudia. „Lassen Sie sehen, für welchen Badeanzug Sie sich entschieden haben.“
Tief durchatmend nahm Claudia das Wickeltuch ab. Was blieb ihr anderes übrig? Hoffentlich merkt man nicht, wie unsicher ich mich fühle, ging es ihr durch den Kopf. Aber schließlich trug Amina einen noch knapperen Bikini.
„Gute Wahl.“ Amina lächelte. „Ich dachte, dass Ihnen der gefällt.“
Sam verlor das Gleichgewicht und schlug mit einem enormen Platsch im Wasser auf. Statt einen eleganten Kopfsprung zu machen, war er gestolpert und ging nun unter wie ein Stein.
Blinzelnd tauchte er am anderen Ende des Beckens wieder auf und strich sich die nassen Haarsträhnen aus dem Gesicht. War diese Schönheit wirklich Claudia? Er schluckte Wasser und musste husten. Gestern Abend erst hatten sich alle seine Freunde und Verwandten nach ihr umgedreht, und jetzt erschien sie hier im Bikini. Es war klar, dass Ami-na dahintersteckte, und er musste dem Ganzen ein Ende bereiten. Claudia war schließlich seine Assistentin. Es genügte vollkommen, dass sie heute mit seinem Cousin segeln ging. Langsam wusste er nicht mehr, wie er sie einschätzen sollte.
„Was ist das?“, wandte er sich leise an Amina. Erst das Abendkleid, nun der Bikini. Wie viele Schocks musste er noch verkraften?
„Ich nehme an, du meinst den Bikini. Er gehört zu meiner neuen Kollektion. Die Kundinnen reißen sich darum. Ich kann das Modell kaum schnell genug nachbestellen. Du weißt, dass Tazzatine als Einkaufsparadies gilt. Die Frauen kommen zum Shoppen, und sie mögen es extravagant. Natürlich wird so etwas nicht an einem öffentlichen Strand getragen. Aber in der Privatsphäre eines Hotelpools, warum nicht?“
Warum nicht? Der Ansicht war Sam auch. Bei jeder anderen als Claudia hätte er keine Einwände gehabt. Aber es brachte ihn aus der Fassung, seine Assistentin nur mit einem winzigen Fetzen Stoff bekleidet zu sehen. Er wollte wegblicken, doch es ging nicht.
„Sie sieht großartig aus, findest du nicht?“, flüsterte Ami-na, als Claudia ins Wasser glitt.
„Versteh mich nicht falsch, aber sie ist zum Arbeiten hierhergekommen.“
„Ich weiß nur, dass du viel zu viel arbeitest und du sie ständig auf Trab hältst. Wahrscheinlich beschwert sie sich nicht darüber, auch wenn sie es tun sollte. Aber ihr seid hier nicht in Kalifornien. Hast du ganz vergessen, dass wir anders leben? Uns ab und zu die Zeit zum Genießen nehmen? Und sag nicht, du hättest keine Erholung nötig. Du siehst jetzt schon viel besser aus als bei deiner Ankunft.“
Er konnte nur den Kopf über seine Schwester schütteln. Sie hatte schon immer ihren Willen durchgesetzt, und daran hatte sich offensichtlich nichts geändert. Während sie miteinander redeten, zog Claudia flotte Bahnen durch den Pool. Zumindest musste Sam nun nicht mehr ständig ihre wunderbare Figur anblicken. War es ihr nicht unangenehm, so viel Haut zu zeigen? Er konnte sie schlecht fragen. Und es ging ihn auch nichts an.
„Warum zeigst du Claudia nicht die Stadt?“
„Sie hat schon etwas vor, und ich treffe mich nachher mit Vater.“ Aus den Augenwinkeln bewunderte er ihren eleganten Schwimmstil. „Sie geht mit Ahmad segeln.“
„Davon wusste ich ja gar nichts.“ Amina runzelte die Stirn. „Hat man sie nicht vor ihm gewarnt? Er wird mit ihr flirten, bis sie nicht
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