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In der Schwebe

In der Schwebe

Titel: In der Schwebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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erinnern.
    Die Trauerfeier am Grab ist kurz und einfach. Oberst Terrence Paul, Kaplan der Luftwaffe und alter Freund, spricht ein paar Sätze. Baedecker spricht einen Moment und erinnert an seinen Freund, wie er auf dem Mond spazierenging, schwebend, in Licht gehüllt. Ein Telegramm von Tom Gavin wird laut vorgelesen. Andere sprechen. Schließlich schildert Diane leise die Liebe, die ihr Mann für das Fliegen und für seine Familie empfand. Ihre Stimme bricht einoder zweimal, aber sie fängt sich wieder und spricht zu Ende.
    In der nachfolgenden Stille kann Baedecker fast hören, wie die Schneeflocken auf Mäntel und Gras und Sarg fallen. Plötzlich ertönt ein Lärm, der den gesamten Hügel erschüttert, die Gruppe schaut auf und erblickt vier T-38 in dichter Formation, die im Tiefflug von Westen kommen, nicht höher als hundertfünfzig Meter, damit sie unter den Wolken bleiben können. Als die Formation mit einem Brüllen über sie hinweg fliegt, das in Knochen, Zähnen und Schädel widerhallt, schert der Düsenjäger in der äußeren Position plötzlich aus, steigt fast senkrecht in die Höhe und wird von der grauen Wolkendecke verschluckt. Die drei anderen T-38 verschwinden im Südosten, das Donnern ihrer Nachbrenner verhallt zu einem leisen Stöhnen, dann zu Stille.
    Der Anblick der Formation ›Mann vermißt‹ hat Baedecker wie immer zu Tränen gerührt. Er blinzelt in der kalten Luft. General Layton, ebenfalls ein Freund der Familie, nickt der Ehrenwache der Luftwaffe zu, worauf die amerikanische Flagge vom Sarg genommen und zeremoniell zusammengelegt wird. General Layton reicht Diane die zusammengelegte Flagge. Sie nimmt sie ohne Tränen entgegen.
    Kleine Gruppen und Einzelpersonen sprechen murmelnd zur Witwe, dann verweilen die Leute einen Moment, bevor sie langsam zu den wartenden Automobilen außerhalb des Zauns gehen.
    Baedecker bleibt ein paar Minuten zurück. Kalte Luft brennt ihm in den Lungen. Jenseits des Tales sieht er die braunen Hügel mit Flecken grauen Schnees. Die Landstraße verläuft wie eine Narbe über das Antlitz der Klippe. Weiter westlich ragt ein Steinkamm aus den Hügeln mit ihren Pinienwäldern empor, und Baedecker muß an die Panzerplatten eines Stegosaurus denken. Er sieht zu dem kleinen Schuppen am entgegengesetzten Ende des Friedhofs und sieht den gelben Bagger, der dort halb verborgen steht. Zwei Männer in dicken grauen Overalls und blauen Schirmmützen rauchen und beobachten. Sie warten darauf, daß ich gehe, denkt Baedecker. Er betrachtet die Oberfläche des grauen Sargs über dem Loch, das in den gefrorenen Boden gegraben wurde, dann dreht er sich um und geht zu den Autos.
    Diane wartet an der offenen Tür ihres weißen Jeep Cherokee, sie winkt Baedecker zu sich, nachdem die letzten Trauernden zu ihren eigenen Autos gegangen sind. »Richard, würdest du mit mir nach unten fahren?«
    »Selbstverständlich«, sagt Baedecker. »Soll ich fahren?«
    »Nein, ich fahre.« Ihr Auto ist das letzte, das sich entfernt. Baedecker sieht Diane an, als sie die schmale Schotterstraße hinunterfahren; sie schaut nicht zum Friedhof zurück. Ihre bloßen Hände halten das Lenkrad weiß und fest. Es schneit heftiger, als sie die Serpentinen hinter sich lassen, daher schaltet sie die Scheibenwischer ein. Das Metronomticken der Wischblätter und das Schnurren der Heizung sind ein paar Minuten lang die einzigen Geräusche.
    »Richard, findest du, daß alles gutgegangen ist?« Diane knöpft den Mantel auf und dreht die Heizung kleiner. Ihr Kleid ist tief dunkelblau; sie hat in den drei Tagen vor der Beerdigung kein schwarzes Umstandskleid finden können.
    »Ja«, sagt Baedecker. Diane nickt. »Ich auch.«
    Sie holpern über eine Viehsperre. Bremslichter leuchten auf, als das Auto vor ihnen langsamer macht, um einem großen Stein auszuweichen, der aus dem ausgefahrenen Weg ragt. Sie durchqueren die Wiese eines Farmers und biegen nach rechts auf eine Schotterstraße ab, die zum Tal führt.
    »Wirst du heute abend bei uns in Salem bleiben?« fragt Diane. »Wir nehmen hier im Haus eine warme Mahlzeit ein und fahren dann zurück.«
    »Natürlich«, sagt Baedecker. »Ich habe Bob Munsen gesagt, daß ich mich heute nachmittag mit ihm an der Absturzstelle treffen würde, aber ich kann bis sieben zurück sein.«
    »Tucker wird heute abend hier sein«, sagt sie rasch, als müßte sie ihn überzeugen. »Und Katie. Es wäre schön, wenn wir vier ein letztes Mal zusammen sein könnten.«
    »Es muß nicht das

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