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In der Stille der Nacht - Thriller

In der Stille der Nacht - Thriller

Titel: In der Stille der Nacht - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denise Mina
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jetzt war es nur noch eine Einbahnstraße. Eine einsame Telefonzelle stand an einer Straßenecke.
    Eddy löste seinen Sicherheitsgurt. Pat bekam plötzlich Panik und schnallte sich ebenfalls ab. »Kein Ding, Alter, ich mach das schon.«

    »Nein.« Eddy hatte diesen Gesichtsausdruck, diesen »Willst du dich mit mir anlegen?«-Blick. »Ich gehe.«
    Pat hielt dem Blick stand und schnallte sich wieder an. »Na los, dann geh.«
    Eddy schob das Kinn vor, setzte damit ein kleinen Schlusspunkt unter den Streit, den sie nicht austrugen, drehte sich um, ging hinaus und knallte die Tür zu.
    Pat wusste, dass Eddy auf harter Mann machen und breitbeinig über die Straße stolzieren würde. Aus purer Boshaftigkeit sah er ihm nicht nach. Er kannte den Gang gut genug: Mit geraden Schultern drehte er den Kopf von einer Seite zur anderen und sah dem Schicksal entgegen, das ihn herausforderte.

    Das war die Sorte Aufgabe, die Morrow besonders gut beherrschte, suchen, sehen, verarbeiten. Sie schloss die Bürotür hinter sich, setzte sich in einigem Abstand vor ihren Monitor und klickte die erste von Omars Dateien an.
    Es war eine Excel-Tabelle mit sinnlosen Zahlen. Die Jahre oben, angefangen bei der Gegenwart und in den Spalten darunter regelmäßig ansteigende Zahlenwerte. Sie lachte schnaubend, als sie in der untersten Zeile den abgerundeten Wert von 80 000 Pfund entdeckte. Kein Penny weniger, kein Kleingeld. Das war ein Witz, eine Fiktion, ein Kindermärchen.
    Eilig sah sie die anderen Dateien durch: schlecht eingescannte Umsatzsteuerformulare. Er hatte kein Kapital oder Einkommen, wusste nicht mal, wie man das Formular ausfüllte. Es war, als hätte er nur gerüchteweise von den Betrügereien erfahren, aber nicht richtig zugehört.
    »Malki Taits Mutter sagt, er sei gestern Abend bis zwei
Uhr weg gewesen.« Bannerman stand lächelnd an der Tür, ein bisschen zu weit draußen, so dass sie nicht ganz sicher sein konnte, ob er auch wirklich mit ihr sprach. Sie hatte damit gerechnet, dass er sauer sein würde, weil sie sich in seine glorreiche Besprechung mit MacKechnie eingemischt hatte, aber er wirkte einigermaßen ruhig.
    »Wo ist er jetzt?«
    »Das weiß sie nicht.«
    »Ist er heute Morgen einfach so aus dem Haus gegangen?«
    »Im Taxi weggefahren. Gobby und Routher haben bei den Taxiunternehmen angerufen und das Taxi gefunden, das ihn abgeholt hat. Jetzt suchen sie den Fahrer, um herauszufinden, wo er ihn hingebracht hat. So oder so«, er verschwand wieder im Gang, »beeil dich. Wir haben Omar oben. Er hat seinen Anwalt dabei. Ich will, dass du mitkommst.«
    Sie betrachtete die Symbole auf ihrem Bildschirm. »Ich glaube nicht, dass er ein Steuerbetrüger ist, Grant, wenn ich ehrlich bin …«
    »Ja, komm wir gehen hoch und kriegen’s raus.« Bannerman sah sie nicht an. Er lächelte in den Gang hinein.

28
    Omar sah nicht auf, als ihn seine Anwältin den Gang entlang in den Verhörraum führte. Er wirkte weniger beunruhigt als erschöpft. Seine Augen waren gerötet, wie bei jemandem auf Ecstasy, der die Nacht durchgemacht hatte und jetzt erst allmählich wieder runterkam. Morrow sah wie er die Augen einmal fest schloss, als wollte er sie befeuchten. Ein bisschen fühlte sie sich selbst so. Sie dachte an Zuhause und hoffte, Omars Verhör würde sich ewig in die Länge ziehen und Informationen zu Tage fördern, die einen ganz neuen, zwingenden Ermittlungsansatz nötig machten. Jetzt war sie übermüdet und fühlte sich zu labil, um nach Hause zu gehen.
    Es war fünf Uhr, Schichtwechsel im Präsidium und keiner der Verhörräume war besetzt. Bannerman entschied sich für Nummer vier, der ein bisschen größer war, als Nummer drei, und über eine neuere, tiefer hängende Kamera verfügte, so dass man auch im Zuschauerraum alle Gesichter würde sehen können. Die Anwältin hatte die Kamera entdeckt und versuchte nun, Omar auf einen Platz zu bugsieren, auf dem er ihr den Rücken zukehrte. Das war ein schlauer Schachzug. Kleinste Unstimmigkeiten, eine sarkastische Bemerkung, eine barsche Reaktion konnten auf Video festgehalten einiges zu einer Verurteilung beitragen, wenn es denn zu einer Verhandlung vor einem Geschworenengericht
kommen sollte. Morrow fragte sich, was Omar seiner Anwältin erzählt hatte.
    Bannerman merkte, was vor sich ging und bestand darauf, dass sich beide auf die der Kamera zugewandten Seite des Tisches setzten. Als ihn die Anwältin verschlagen fragte, weshalb, erwiderte er, weil er es so haben wolle, schließlich

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