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In der Stille der Nacht - Thriller

In der Stille der Nacht - Thriller

Titel: In der Stille der Nacht - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denise Mina
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angeboten.«
    »Das habe ich.« Omar fürchtete sich offenbar davor, aufzublicken. »Ich habe sie ihnen angeboten, ja.«
    »Wie kommen Sie auf den Betrag?«
    »Ich war heute Nachmittag bei der Bank. Das ist das ganze Geld, das wir auf allen Konten zusammen haben.«
    »Das ganze Geld, das Ihr Vater auf seinen Konten hat?«
    »Das sind Familienkonten, nur eines läuft auf seinen Laden.«
    »Was haben die Entführer daraufhin gesagt?«
    »Leck mich am Arsch.«
    »Was heißen sollte, dass es ihnen nicht reicht, um ihn freizulassen?«
    »Ja.«
    Bannerman blieb still sitzen. »Omar, was würden Sie über einen Mann sagen, der das Geld hätte, seinen Vater einfach so zurückzuholen«, er schnippte mit den Fingern, »der aber nicht zahlen wollte?«
    Omar betrachtete stirnrunzelnd Bannermans Finger. »Der das Geld hat?«
    »Ein Mann, der das Geld in einem Schuhkarton im Hinterzimmer hat, genug Geld, das einfach so rumliegt, der sich aber weigert, es herauszurücken.«
    »Warum sollte jemand so was machen?«
    Bannerman zuckte mit den Schultern. »Das will ich von Ihnen wissen. Vielleicht ist es jemand, der seinen Vater hasst.«

    »Trotzdem ist es noch sein Vater.«
    »Vielleicht hat er das Geld auf verbotene Weise verdient. Vielleicht weiß er, dass er Ärger bekommt, wenn er das Geld rausrückt. Was würden Sie von so jemandem denken?«
    Omar sah hoch in eine Ecke des Raums, stellte sich das Szenario vor und sah Bannerman anschließend ruhig und direkt in die Augen. »Ich würde sagen, dass so jemand ein Riesenarschloch ist«, sagte er schlicht.

29
    Sie wussten es beide. Von allen tristen beschissenen Nächten, die sie sich in den vergangenen zehn Jahren gemeinsam um die Ohren geschlagen hatten, würde diese die längste werden.
    Pat konnte sich nicht überwinden, Eddy nach dem vergessenen Geburtstag zu fragen oder ihm auch nur mit einem Nicken zu signalisieren, dass es alleine die Schuld seiner Ex-Frau war, weil sie Eddy nicht rechtzeitig daran erinnert hatte. Das bedeutete, dass sich ein Streit anbahnte. Sie hatten schon häufig gestritten, wenn sie betrunken waren, um Geld, aber damals waren sie beide wütend gewesen. Jetzt war nur Eddy wütend. Ohne Diskussion und ohne Vorwarnung hatte sich Pat entfernt.
    Eddy knirschte während der Fahrt mit den Zähnen, seine Nasenflügel blähten sich auf, sein Gesichtsausdruck wirkte abwesend, als träumte er davon, jemandem wehzutun. Pat fragte sich, ob Eddy seine Waffe einstecken hatte. Seine eigene lag noch hinten im Mülleimer in Shugies Küche.
    Der Lexus schob sich langsam über den Kies vor Breslin’s, über einen grasbewachsenen Abschnitt und dann auf die betonierte Fahrbahn. Eddy hielt an der Ladebucht. Sie war offen und groß genug, so dass drei Lastwagen gleichzeitig beladen werden konnten. Eddy zog die Handbremse, beugte sich über das Lenkrad, schnaubte die dunkle Toröffnung an und blickte erwartungsvoll auf Pat.

    Pat blinzelte. Die Plastiktüte auf seinen Knien verbrannte ihm die Oberschenkel. Sie stammte aus einem Chinaimbiss. Das Öl war aus der Tüte mit den Frühlingsrollen herausgelaufen und hatte sich in einer Ecke des blauen Plastiks gesammelt und brannte nun in seinem Schoß. Obwohl sie seit dem Brötchen am Vormittag nichts mehr gegessen hatten, und es köstlich roch, wollte Pat nichts essen. Er starrte zum Tor, blinzelte aus dem Beifahrerfenster. Am liebsten hätte er die Tür aufgerissen und wäre losgerannt, über die dunklen Felder, durch das knietiefe Marschland bis zur Schnellstraße und wäre von dort aus per Anhalter in die Stadt gefahren.
    »Malki wird Hunger haben«, sagte Pat, zwinkerte jetzt in schnelleren Abständen, als könnte er die Nacht damit wegwischen. Eddy öffnete die Tür, Pat ebenfalls. Sie traten hinaus in die Dunkelheit.
    Breslin’s war schon vor über zwanzig Jahren geschlossen worden und das Gebäude verfiel. Das Vordach über dem Tor an der Ladebucht war heruntergebrochen und blockierte das Tor, die Metallstreben stachen aus dem Beton heraus, waren verbogen und orange verfärbt. Eine hartnäckige Vegetation hatte von dem Gebäude Besitz ergriffen, sich eigene Wege durch den Beton gebahnt, wucherte jetzt in den Rissen und stemmte Betonplatten auseinander.
    Pat, der Eddy voranging, trug ehrerbietig die Tüte mit dem Essen, als führte er die Prozession mit der Kollekte an. Er duckte sich unter dem herunter gebrochenen Vordach hindurch, und betrat das schwarze Gebäudeinnere. Als er die Stufen zur Ladeplattform hinaufstieg und

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