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In der Stille der Nacht - Thriller

In der Stille der Nacht - Thriller

Titel: In der Stille der Nacht - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denise Mina
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durch die Tür in die Verpackungshalle trat, klangen seine Schritte tot. Er hielt inne, wartete bis sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, aber sie war zu undurchdringlich.

    Eddy stellte sich vor ihn, hielt sein Handy wegen des Lichtscheins hoch erhoben. Das blaue Schimmern drang kaum in die Dunkelheit, das Handy war alt, deshalb nahm er eine Minitaschenlampe dazu, die er als Schlüsselanhänger benutzte.
    Mit Handy und Minitaschenlampe bahnten sie sich vorsichtig einen Weg durch den Raum. Pat folgte Eddy, presste sich gegen die Kälte das Essen in der Tüte an die Brust. Alles schien sehr ruhig. Sie hatten erwartet, dass Malki ein kleines Radio dabeihaben würde oder etwas ähnliches, vielleicht ein kleines Licht eingeschaltet hätte, sie hatten ihm zwei Kerzen dagelassen. Junkies waren wie Katzen oder Füchse, sie konnten es sich überall bequem machen.
    Den ganzen Weg bis hin zur Verpackungsanlage versuchten Pat und Eddy schweigend jeweils für sich selbst Erklärungen zu finden, aber am Eingang zur Fertigungshalle sahen sie, dass kein Licht brannte, kein Radio wisperte, kein Bett aus Zeitungspapier gemacht und kein Schnarchen zu hören war. Pat steckte den Kopf durch die Tür in die absolute Dunkelheit und horchte.
    Der Boden der Fertigungshalle war aus Metall und Metalltische waren fest daran verschraubt, einige der Beine waren krumm, dort wo jemand versucht hatte, sie loszuhebeln. Hinten führten Metallstufen zu dem großen runden Heizkessel hinauf, in dem sie den Kissenbezug zurückgelassen hatten. Die ganze Halle war aus Metall, hier kam kein Blatt durch, ohne ein Geräusch zu machen. Aber sie hörten nichts.
    Malki saß nicht mehr dort, wo er gesessen hatte, als sie gegangen waren. Die Kerzen brannten nicht und man hörte nicht einmal, dass er sich vor ihnen versteckte, weil er vielleicht
dachte, sie wären die Polizei oder so. Malki hatte sich verpisst. Dadurch wurde alles noch schlimmer.
    Bevor ihm bewusst war, was er tat, flüsterte Pat: »Malki?«
    Eddy zwängte sich durch den Türeingang und hielt die kleine Taschenlampe hoch. Der winzige Lichtstrahl stach in den Raum und verlor sich in zirka sechs Metern Entfernung, der schmale, erleuchtete Lichtkanal half so gut wie gar nicht.
    »Malki?« Pat sprach lauter, dachte, er würde sich blöd vorkommen, wenn Malki plötzlich hinter ihm stand. »Wo bist du?«
    Mit Handy und Taschenlampe in einer Hand griff Eddy mit der anderen in seine Tasche und holte ein Tütchen mit fünf Teelichtern heraus, riss das Plastik mit den Zähnen auf, nahm ein Feuerzeug, beugte sich herunter und kippte die Kerzen auf den Boden. Er stellte sie richtig herum auf und wollte sie anzünden, aber es war zu zugig. Die ersten beiden Versuche scheiterten, weil der Wind die Flamme sofort wieder ausblies. Zielstrebig schob er sich seitlich vor, seine Schritte hallten auf dem Metallboden, das Geräusch dröhnte durch den leeren Raum. Er stellte die Kerzen in einer Reihe an der Wand auf, ließ jede mit einem leisen »Plopp« aufkommen, das sich metallen im Raum verstärkte. Jetzt zündete sein Feuerzeug und er steckte erfolgreich die Dochte der Kerzen an.
    Pat beobachtete den kauernden Eddy, der sich rhythmisch vorbeugte und wieder zurückwich, vorbeugte zurückwich, wie ein Mann, der bis zur Hüfte in rauer See steht und das war der Moment, in dem er wusste, dass Eddy so wütend war, dass nicht mehr viel fehlte, bis er komplett ausklinkte.
    Pat stellte die Tüte mit dem Essen auf den Boden und sah sich um. Die Kerzen gaben sich Mühe, hatten aber mit ihrem
schwachen Licht keine Chance gegen die Schwärze, sie versickerten darin und wurden verschluckt, schienen die Schatten dadurch nur zu verdichten. Pat sah zum Kessel auf. Die Stufen waren frei, der Absatz oben an der Leiter war noch weiter entfernt als der Kerzenschein reichte, oben lag ein schwarzes Nichts. Er trat darauf zu, rief leise nach seinem Cousin, flehte, er möge herauskommen, hoffte bei Gott, dass Eddy keine Waffe in der Tasche hatte, denn er war sicher, dass er nur auf eine Gelegenheit wartete, sie benutzen zu können. Pat durfte nicht zulassen, dass Eddy ihn erschoss. Malki würde sich nicht wehren. Wie sein längst verstorbener Vater war Malki ein Schlitzohr, aber auch ein feiner Kerl. Er konnte nicht mal schnell rennen.
    »Ich seh drinnen nach«, zischte Eddy, der Schein seines Handys erhellte sein Kinn, verwandelte ihn in ein Halloween-Monster.
    »Nein!« Pats Stimme wurde vom kalten Metallfußboden

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