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In der Stille der Nacht - Thriller

In der Stille der Nacht - Thriller

Titel: In der Stille der Nacht - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denise Mina
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getroffen worden. Zwei Vorhängeschlösser an den Toren, neue automatische Türen an der Werkstatt, frisch vergitterte Fenster und ein ausgetüfteltes Kameraüberwachungssystem, eine Kamera mit Fischaugenobjektiv an jeder Ecke. Das Gebäude selbst war gedrungen, durchgängig grau, unspektakulär, abgesehen von den Sicherheitsmaßnahmen. An der Tür stand nicht einmal ein Name, so weit man sehen konnte.
    »Meinst du, er ist da drin?«, fragte Harris.
    »Ja, aber wir kommen nicht an ihn ran, bevor die Jungs vom Sondereinsatzkommando nicht alle ihre Spielsachen ausgepackt haben.«
    Die Kollegen standen hinten, ihr Transporter eine Straße weiter versteckt, sie duckten sich und versuchten einen Weg auf das Gelände zu finden.

    »Glaubst du, es war Bosheit?«, fragte Harris.
    Sie hielt die Augen auf die Tür gerichtet. »Was?«
    »Glaubst du, dass sie sich an Billal rächen wollten, weil er Lily belästigt hat? Glaubst du die Taits waren es?«
    »Nein, bestimmt nicht.« Sie dachte an den Jungen, der sie von seinem Kinderstuhl aus finster angesehen hatte, an sein dichtes braunes Haar, sein perfektes Kinn, seine Finger, seine Wimpern. Sie stellte sich vor, wie ihre Lippen seine weichen Wangen berührten. »Opa Tait wird den Jungen unbedingt sehen wollen. Das würde er nicht riskieren. Er hätte natürlich jemanden beauftragen können, aber das würde er nicht riskieren, das glaube ich nicht. Seine Frau ist gestorben …«
    »Aber woher sollte er gewusst haben, dass Billal in Sachen Steuerbetrug unterwegs ist?«
    »Hat wahrscheinlich einfach Augen und Ohren offengehalten und sich gefragt, woher Lily ihr Geld bekommt.«
    »Du meinst, Drecksäcke erkennen sich untereinander, oder wie?«
    Morrow lachte. »Ja, Drecksäcke erkennen sich.«
    Das Funkgerät knisterte, der Beamte vom Sondereinsatzkommando teilte ihr mit, dass sie bereit seien, über den Hintereingang reinzugehen und Morrow und Harris sahen einander aufgeregt wie Kinder an.
    Zu erkennen war nichts. Sie beobachteten die Fassade des Gebäudes und hörten einen Knall, Geschrei, dann wieder einen Knall, jemand schrie zurück und dann Stille. Lange Stille. Dann meldete sich der Leiter des Sondereinsatzkommandos wieder über Funk und klang außer Atem und wütend. »Wir haben drei Männer. Keine Schusswaffen. Ein Raum voller …« Er brach ab, um jemanden zu fragen, was
in dem Raum war, und meldete sich dann wieder: »… aufgebrochener Wagen. Keine Papiere, anhand derer man die Besitzer ausfindig machen könnte. Scheint, äh, nicht legal zu sein.«
    Morrow und Harris rissen die Wagentüren auf und rannten um das Gebäude herum. Das Sondereinsatzkommando hatte ein großes Loch in den Maschendrahtzaun geschnitten und die Hintertür lag eingetreten wie eine Brücke flach im Eingang. Sie führte direkt in den Werkraum.
    Drinnen war es sehr viel kälter als draußen und Morrow zitterte, als sie sich zwischen den Motoren und Autotüren, die an einer Wand lehnten umsah. Sie lächelte, als sie die großen Beamten des Sondereinsatzkommandos in ihrer Schutzkleidung und die drei festgenommenen Männer sah. Zwei kleine und der große, breite aus dem Audi. Der Einzige, der keinen billigen grellbunten Trainingsanzug trug. Danny McGrath sah Morrow kalt an, als hätte er seine Schwester noch nie im Leben gesehen.
    Sie war ihm direkt vor den Zug gelaufen.

37
    Die schweren Stahltore öffneten sich laut dröhnend und die Passagiere strömten auf das Autodeck, schlängelten sich zwischen den Lastern und Autos, die in ordentlichen Reihen vor der grünen Fährenrampe parkten, hindurch. Eine Stimme über Lautsprecher wies die Fahrer mit affektiertem englischem Akzent an, die Motoren erst zu starten, wenn die Fähre angelegt hatte und die Rampe heruntergelassen worden war. Und denken Sie nicht mal dran, sich auf dem Autodeck eine Zigarette anzuzünden.
    Ein unauffälliger, weißhaariger Mann in einem marineblauen Golfpullover, der von seiner Statur her wirkte wie der Weihnachtsmann in Zivilkleidung, war an den Wagen der Familien, die aus dem Urlaub kamen, in den Urlaub fuhren oder Verwandte besucht hatten, sowie an Lastwagen unterwegs nach Glasgow oder London vorbei zu einem grünen Peugeot gegangen. Er hatte aufgeschlossen, war eingestiegen, hatte sich angeschnallt, den Schlüssel ins Zündschloss gesteckt, aber nicht umgedreht, sondern geduldig gewartet und den Blick gesenkt. Er fiel kaum auf. Die Fährenarbeiter standen in gelben Neonjacken und hohen Gummistiefeln an den Toren, starrten die

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