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In der Stille der Nacht - Thriller

In der Stille der Nacht - Thriller

Titel: In der Stille der Nacht - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denise Mina
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ich auf der Schule war und da war ich nicht, nein.«
    »Ich hab gedacht, du wärst auf der St. Al’s gewesen«, sagte sie. Ihre Stimme war höher, als er sie sich vorgestellt hatte, lieblicher.
    Er sah sie an und sah ein Mädchen, nicht die Göttin seiner Fantasie. Das Mädchen gefiel ihm besser. »Meine, äh«, er sah sich zum Gang Richtung Toiletten um, »meine Tante wird für die Visite fertig gemacht. Ich wollte, äh …«, er sah zur Stationstür und konnte plötzlich kaum glauben, dass sich das alles wirklich zutrug. »Ich wollte einen Tee.«
    Sie sah wie müde er war, wie traurig und wie hübsch.
    »Du hast geweint.« Er nickte. »Warum?«
    Die Schwester schüttelte den Kopf, verschränkte die Arme und ergriff Partei für ihn, gegen das Mädchen. Pat zog sich am Ohr, schluckte, musste sich große Mühe geben, um nicht wieder zu weinen. »Traurig«, flüsterte er und zeigte mit dem Daumen hinter sich.
    Sie sahen einander erneut in die Augen, blieben wieder zu lange hängen, ungewöhnlich lange. Er wusste, dass sie es
spürte, sah wie ihr Blick mit seiner Stimmung verschmolz. Mit ihrer guten Hand hielt sie ihm die andere mit dem Verband entgegen, um sie ihm zu zeigen. »Ich benehme mich komisch«, sagte sie, »weil ich so verdammt viel Schmerzmittel geschluckt hab.«
    Er zeigte mit ermattetem Zeigefinger auf die Hand, wollte fragen, was passiert war, überrascht tun, aber er konnte sich nicht überwinden, das Ganze mit einer Lüge zu beginnen. Sie starrten beide auf die Hand, während Aleesha am Verband herumfingerte.
    Die Schwester war ungehalten, weil sie abrupt zur Zuschauerin degradiert worden war. Sie trat zwischen die beiden, aber Aleesha machte mit überirdischer Eleganz einen Schritt zur Seite und in Pats Blickfeld hinein.
    »Wenn meine Mutter anruft«, erklärte sie, »sagen Sie ihr, ich bin in zwanzig Minuten wieder da.«

38
    Sie hatten den Lexus und siebzehn andere gestohlene Autos sowie Autoteile und konnten Danny McGrath nicht das Geringste anhängen. Nirgendwo waren seine Fingerabdrücke, nirgendwo tauchte sein Name auf, er war vielmehr freiwillig gekommen, um bei den Befragungen behilflich zu sein, aus Hilfsbereitschaft der Polizei gegenüber.
    Nie zuvor war Danny eine Bedrohung für sie gewesen; sie hatten einander immer in Frieden gelassen. Dass er jetzt hier war, bedeutete, dass er der Ansicht war, Morrow habe den Waffenstillstand gebrochen. Selbst wenn sie ihn alleine zu fassen bekäme und ihm erklären könnte, was passiert war, würde es nie wieder gut werden, das wusste sie.
    Sie durfte nicht zulassen, dass ihn jemand anders befragte, falls er sie verraten wollte, aber ihn selbst zu verhören bedeutete, dass sie zusammen gesehen wurden und dann würde die Ähnlichkeit auffallen; ihre Kollegen würden erfahren, woher sie kam. Am liebsten hätte sie die Behindertentoilette nie mehr verlassen. Fast wünschte sie, es gäbe ein Fenster, durch das sie kriechen könnte, oder sie hätte ein Feuerzeug um Brandalarm auszulösen. Auf ein sanftes Klopfen an der Tür folgte die Stimme von Harris: »Bist du reingefallen oder was?«
    Sie machte ein Geräusch, das wie Lachen klingen sollte und zupfte ihre Kleidung zurecht. Irgendwie brachte sie ein fröhliches
»Komme« zustande, öffnete die Tür ziemlich abrupt und sah Harris, der ein kleines bisschen zu dicht davor stand. »Verfluchte Scheiße«, sagte sie. »Benimm dich gefälligst.«
    »Du warst zwanzig Minuten lang da drin, Chefin. Der geht gleich nach Hause. Der ist bloß freiwillig hier. Er darf gehen.«
    Sie nickte Richtung Kripoflur. »Wo ist seine Hoheit?«
    »MacKechnie ist nach Hause gegangen.«
    Sie sah auf die Uhr. »Es ist erst halb fünf.«
    »Hatte eine Besprechung und ist nach Hause. Zur Übergabe ist er wieder da und fährt mit dir im Observationswagen raus.«
    »Scheiße.« Ein Stein fiel ihr vom Herzen. Wenigstens würde er sie und Danny nicht zusammen sehen. »Scheiße.«
    »Ist dir schlecht?«
    »Ein bisschen. Sehe ich so aus?«
    »Ein bisschen.«
    Sie sprach sehr schnell, das merkte sie, verräterisch. Sie starrte hilflos die Wand an, bis Harris sie erneut drängte. »Die Uhr tickt, er ist im Recht …«
    »In welchem Raum ist er?«
    »Vier.«
    »Hol mir Gobby an den Eingang zu Raum drei. Ich will mit ihm sprechen, bevor wir anfangen. Wenn er in zwei Minuten nicht da ist, kriegt er einen tierischen Tritt in die Eier.«

    Danny saß ihr gegenüber neben seinem Anwalt. Der Anwalt sah nicht wie ein Strafverteidiger aus, Morrow hatte

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