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In der Stille der Nacht - Thriller

In der Stille der Nacht - Thriller

Titel: In der Stille der Nacht - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denise Mina
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unbewegtem Gesicht. Es lag auf der Hand: Malki war medizinisch, chemisch, technisch absolut ruhig. Trotz der Eiseskälte, obwohl er neben zwei riesigen Benzinkanistern stehend eine Kippe geraucht hatte und von einem Mann bedroht wurde, der doppelt so viel wog wie er selbst, konnte Malkis Körper nicht mehr genug Adrenalin mobilisieren, um ihm auch nur die Wangen zu röten.
    Eine Schweißperle rann Pat über die Stirn und Malki beobachtete wie das Rinnsal in seiner Augenbraue verschwand und von seiner leicht überhängenden Braue tropfte.
    »Ich will ja nichts sagen, Mann, Pat, aber habt ihr beiden Anabolika gefressen oder was?«
    Pat ließ seinen mickrigen Cousin resigniert wieder auf die Füße fallen. »Malki …«

    »Ihr seid echt scheiß nervös.«
    »Halt die Klappe, Malki.«
    Beleidigt zupfte Malki seinen Kapuzenpulli zurecht und unbemerkt fiel die kleine zusammengeknäulte Alufolienkugel heraus, sprang ins Gras und rollte zwischen den Halmen hindurch ins Verborgene. Malki nuschelte: »Kein Grund so scheiß unfreundlich zu sein, Mann.«
    Schmollend nahmen sie jeweils einen Benzinkanister und schraubten den Deckel ab. Jetzt war Malki am Drücker, weil er bereits seit seinem zwölften Lebensjahr gestohlene Wagen abfackelte und wusste, worauf es ankam. Man konnte erstaunlich viel falsch machen.
    Während Pat die Sitze tränkte, öffnete Malki den Tank, führte einen Schlauch hinein und sog das Benzin heraus. Sie wollten keine Explosion oder einen Feuerball, der Aufmerksamkeit erregte, sondern saubere gründliche Arbeit. Je länger die Bullen brauchen würden, bis sie den Transporter fanden, desto mehr Zeit blieb ihnen, die Spuren zu verwischen.
    Als Pat fertig war, reizten die Dämpfe seine Nase, machten ihn schwindlig. In Gedanken war er beim Lexus, ihm sträubten sich die Nackenhaare und er horchte angestrengt, erwartete das dumpfe »Peng« einer Pistole.
    Malki stand hinten am Wagen und blies Luft durch den Schlauch in den Tank.
    »Vertreibt die Dämpfe, Mann«, erklärte Malki zwischen zwei Atemzügen. Er lächelte als er weiterblies, mit weit aufgerissenen Augen, zufrieden mit sich selbst.
    Pat sah zu. Malki kam aus einer Familie von Arschlöchern, war aber selbst eigentlich ein guter Junge. Er lächelte noch einmal, blähte die Wangen wie ein Trompeter. Wie
konnte das passieren, fragte sich Pat, ein guter Junge in dieser Familie, ein Mann mit Moral, er hatte Prinzipien.
    »Eddy hat ein bisschen die Nerven verloren«, sagte er leise.
    Malki blies und hob die Augenbrauen.
    Pat trat auf den Boden und sah weg, weil er sich unloyal vorkam.
    »Seine Frau …«, sagte er und machte entschuldigend einen Rückzieher. Malki nahm den Schlauch aus dem Mund. »Drei tolle kleine Kinder.« Vorsichtig zog er den Schlauch heraus. »Die hat’s richtig gemacht, hat sich nach Manchester verpisst.«
    Pat konnte ihn nicht ansehen, weil Malki Recht hatte.
    Er zog den Schlauch aus dem Tank und legte ihn auf den Boden, so dass er vom Transporter weg und in den dunklen Wald zeigte, gab Pat ein Zeichen, die Kanister unter den Wagen zu werfen und trat zurück, führte Pat weg, untersuchte die Strecke, die sie zurücklegten auf schmierige Benzinspuren.
    Malki überließ nichts dem Zufall. Er ließ Pat entlang der Reifenspuren noch weiter auf Abstand gehen, weil er im Wageninneren gewesen war, und sich seine Kleidung mit Dämpfen vollgesogen hatte. Malki trat selbst zurück, kauerte am Ende des Schlauchs, sein Feuerzeug schlug zweimal nur Funken bevor die Flamme zündete. Er hielt sie ans Ende des Schlauchs und stand rasch auf, rannte zu Pat.
    Ein warmes Glühen schoss den Schlauch entlang, breitete eine grelle Decke über den Boden. Die Flammen bäumten sich auf, züngelten in der umgebenden Luft, huschten in den Benzintank bis ein dumpfes Geräusch und ein stotterndes Feuerrülpsen aus dem Benzintank rasten, sich im gefrorenen
Gras verteilten, und jeden einzelnen Benzintropfen aufflammen ließen. Das Innere des Transporters brannte, das Heckfenster war plötzlich hell erleuchtet. Das Feuer breitete sich zu den Vordersitzen aus, und eine Welle aus Wärme und Rauch schlug ihnen in die Gesichter. Pat erschrak vor der Hitze, doch Malki zuckte mit keiner Wimper. Ihm stand der Mund ein klein wenig offen, seine kleinen Zähne zeichneten sich weiß vor dem dunklen Hintergrund ab.
    »Komm«, sagte Pat, der zurückwollte. Er eilte aus dem Waldstück heraus, und folgte dem Weg zum Lexus. Eddys Kopf war auf der andern Seite der dürren Hecke,

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