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In der Stille der Nacht - Thriller

In der Stille der Nacht - Thriller

Titel: In der Stille der Nacht - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denise Mina
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hin.«
    »Tun wir ja auch, wir haben … äh, diesen Alten.«
    »Mitte zwanzig hab ich gesagt.«

    »Na ja, und der war nicht da, deshalb haben wir den Alten mitgenommen.«
    »Kein Zwanzigjähriger?«
    Eddys Gesicht verhärtete sich. »Äh, wir haben den Alten.«
    »Sind Schüsse gefallen?«
    »Einer. Pat. Eine Handverletzung. Nichts Wildes.«
    Vom anderen Ende der Leitung wurde ein Geräusch vernehmbar, ein Stöhnen oder ein Schnauben, ein gedämpfter Ausruf.
    »Wie bitte? Das hab ich nicht …«
    »Ihr seid beschissene Amateure.«
    Eddy lauschte dem Freizeichen. Er machte ein schnalzendes Geräusch, klappte sein Handy zu und sah Pat in der Hoffnung auf Trost und Bestätigung an.
    Pat zeigte auf die verfaulenden Müllsäcke im Flur und sagte: »Verdammt nochmal, hier bleibe ich nicht.«

10
    Das Revier in der London Road befand sich von Bridgeton Cross aus gesehen am anderen Ende der Straße. Bridgeton war schön, unweit des riesigen Parks Glasgow Green gelegen, dort gab es eine Reihe historischer Gebäude und ein Museum. Jahrelang wurde das Viertel als Gegend gehandelt, die angeblich im Kommen war, aber Bridgeton blieb stur und kam nicht. Ständig gab es brutale Schlägereien von Betrunkenen, die Straßen waren per Graffiti zur rechtsfreien Zone erklärt worden und die Kinder benutzten Schimpfwörter, die selbst Pornostars erröten lassen würden.
    Das Reviergebäude selbst war relativ neu. Von außen sah es aus wie eine Mischung aus einem dreistöckigen Bürohaus und einer Festung. Vor dem Haus, das aus kackbraunen Backsteinen errichtet worden war, drängten sich Stützpfeiler, die Fenster waren defensiv tief in die Fassade eingelassen. Die Front setzte sich durch wucherndes Gestrüpp in riesigen Betonkästen von der Hauptstraße ab, die gleichzeitig als Poller dienten, um zu verhindern, dass Autos in den Empfangsbereich rasten.
    Die Tür stand der Öffentlichkeit stets offen und führte in einen kargen Empfangsbereich mit Aufstellfiguren von freundlichen Polizisten und glücklich lächelnden Frauen. Aus Sicherheitsgründen war dieser Bereich nicht personell besetzt. Der diensthabende Sergeant konnte die Lobby aber
durch einen einseitigen Spiegel und Überwachungskameras einsehen. Wenn der Besucher nicht aussah, als sei er bewaffnet oder übermäßig betrunken, kam der Beamte hemdsärmelig heraus - verbreitete der Gast jedoch auch nur einen Anflug von schlechter Laune, nahm er seinen Kollegen und einen Schlagstock mit.
    Morrows Fahrer bog in eine Seitenstraße und dann scharf rechts auf den Polizeiparkplatz im Hof ein. Eine hohe Mauer mit Glasscherben umgab einen fensterlosen Zellenblock. Er fuhr langsam hinter dem Gebäude herum und fand einen freien Parkplatz neben Polizeibussen.
    »Sie schließen besser ab«, sagte Morrow beim Aussteigen.
    Die meisten Polizisten machten sich nicht die Mühe, ihre Fahrzeuge abzuschließen, doch das Hoftor war bereits seit zwei Wochen kaputt und die Kameras schreckten kaum jemanden ab. Morrow ging über die Rampe zur Tür, blieb draußen stehen, blickte direkt in die Kamera und tippte den Sicherheitscode ein. John stand hinter der Schleuse, wie immer in makelloser Uniform, saß halb auf einem hohen Hocker, ohne dass die Bügelfalten seiner Hose in Mitleidenschaft gezogen wurden.
    Er wünschte Morrow einen guten Morgen, und sie schenkte ihm ein Lächeln. Sie schob sich durch die Tür in das Kabuff des diensthabenden Sergeant und sah durch das von der Jalousie gestreifte Fenster Omar und Billal, die auf den Besucherstühlen vor der Tür saßen und warteten. Von der Körperhaltung her passten sie nicht zueinander: Billal saß aufrecht, mit angespanntem Gesichtsausdruck, die Arme um die Rückenlehne geschlungen. Omar hing zusammengesunken auf den eigenen Knien, die Hand auf den Mund gepresst, als wollte er einen Schrei unterdrücken.

    Gerry, der leitende Sergeant, grunzte ihr etwas zur Begrüßung zu und widmete sich anschließend erneut den Stundenzetteln. Morrow hatte an Wochenenden Dienst gehabt, an denen es oft zu Schlägereien im Warteraum kam, und hatte gesehen, wie Gerry sich in die Menge gestürzt, die Betrunkenen präzise wie ein Chirurg auseinandergezogen hatte, ohne dass ihm dabei auch nur ein Tropfen Schweiß auf die Stirn getreten war. Gerrys Haar schien jedes Mal, wenn sie ihn sah, ein bisschen weißer geworden zu sein. Immer wieder wurden neue Auszubildende eingesetzt, aber kaum ein Polizist konnte es mit Gerry aufnehmen. Die Mischung aus akribischer Beschäftigung

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