In der Stille der Nacht - Thriller
lächelte den dreckigen Laminatboden an und durchquerte den Eingangsbereich, stieg in den Aufzug, schlenderte in die Station. Er konnte so tun, als wollte er jemand anderen besuchen und sie einfach nur ansehen. Das wäre allerdings leichtsinnig, dumm.
Wenn er hinginge, was er sowieso nicht machen würde, würde er sich weit weg setzen und sie nur ansehen. Dann würde er näher kommen und etwas Nettes sagen, du hast schöne Augen oder so, damit sie sich gut fühlte, obwohl sie eine Hand verloren hatte.
Umgeben von den herumwirbelnden Partikeln von Shugies Pisse, verselbstständigten sich Pats Gedanken, verloren
sich in einer romantischen, wortlosen Unterhaltung zwischen ihm und Aleesha, an deren Bett er nun stand, mit der er im Krankenhauscafé Tee trank, Shortbread aß und ein Lächeln teilte. Er holte sie in einem Wagen ab, der ihm nicht gehörte, fuhr mit ihr an Orte, die er nicht kannte, aufs Land, wo die Sonne schien.
So ein Mädchen, ein Mädchen, das nach Toast und Wärme roch, würde nichts mit einem wie ihm anfangen. Ihr Vater würde es niemals erlauben. Sie würde höchstens mit ihm gehen, wenn sie nicht mehr bei ihrem Vater wohnen würde, wenn er tot wäre oder so. Ein Klopfen an der Scheibe über der Spüle ließ sie beide aufschrecken. Malkis schmales Gesicht sah sie an, lächelte und Pat grinste zurück. Malki verschwand und dann ging die Tür auf. Er stand in einem neuen weißen Trainingsanzug mit zwei blauen Streifen an den Beinen und einer passenden Kappe im Türrahmen.
»Warst du klauen?« Eddy hielt Klamottenkaufen für Frauensache.
Malki antwortete nicht, zog aber angesichts der Müllsäcke, die sich hinter der Tür stapelten, die Oberlippe hoch. »Verfluchte Scheiße.« Als er sich an den Müllsäcken vorbeischob, achtete er darauf, sie nur ja nicht mit den Knien seiner makellosen neuen Trainingshose zu berühren. »Ich war ja schon in vielen Drecklöchern, aber das hier …«
Pat sprang auf, freute sich über die Maßen Malki zu sehen. »Danke, dass du gekommen bist.«
Malki hielt ihm eine dünne blaue Plastiktüte entgegen. »Wenn du mir Geld versprichst, komme ich, Mann.« Er warf einen Seitenblick auf den Müll. »Aber nur, wenn der Job nicht beinhaltet, dass ich irgendwas da drin anfassen muss.«
Pat sah in die Tüte mit den Bierdosen. »Vier reichen nicht, damit Shugie den ganzen Tag im Haus bleibt.«
Eddy stand auf und sah ebenfalls hinein. »Das muss reichen.«
»Er wird rausgehen und mehr holen. Und wenn er geht, ist er blau. Vielleicht erzählt er’s jemandem.«
Eddy sah ihn an. »Heißt das, wir sollen ihn festbinden oder was?«
Pat und Malki sahen einander an. »Hm«, Malki grinste und tat, als würde er angestrengt nachdenken. »Vielleicht gibt’s noch eine andere Möglichkeit …«
Aber Eddy hatte ihn auf dem Kieker. »Verarsch mich ja nicht, du Junkie-Wichser.«
Malki hörte auf. »Du frisst wohl zu viele Steroide.«
»Eddy, ich glaube, Malki meint, dass wir Shugie einfach noch ein paar Getränke mehr kaufen.«
Pat der Friedensstifter.
»Okay.«
Malki war verlegen. »Außerdem, für dich bin ich ›Sie, Junkie-Wichser‹.«
Niemand lachte. Der Witz war alt. In dem Gefühl wieder die Oberhand gewonnen zu haben, reichte Eddy Malki eine Pistole. »Nimm das und stell dich draußen vor die Schlafzimmertür.«
Malki nahm die Pistole zwischen Zeigefinger und Daumen, betrachtete sie wie ein benutztes Kondom. »Hey … Eddy, Mann, keine Knarre, Mann.«
»Wie willst du ihm sonst drohen, wenn er abhauen will?«
Malki hielt Pat die Waffe entgegen. »Ist das der alte Typ von gestern Abend?«
Eddy nahm die Waffe zurück. »Ja.«
»Der haut doch sowieso nicht ab, oder?«
»Na ja, wissen können wir’s nicht«, sagte Eddy, ungeduldig. »Deshalb brauchen wir die Knarren, kapiert?«
»Nein«, Malki blieb eisern. »Keine Kanonen, Mann.«
»Nimm das Scheißding.« Eddy schob es ihm wieder in die Hand.
Malki wich ihm aus. »Mann, I’m a lover not a fighter.«
Eddy war stinksauer. »Was, wenn er versucht abzuhauen? Was machst du dann? Vögelst du ihn dann ins Zimmer zurück?«
»Behalt dein Geld, Mann.«
Eddy und Pat sahen Malki an. Er würde seine Meinung nicht ändern. Er machte einen Schritt Richtung Ausgang, aber Pat stellte sich ihm in den Weg und sah Eddy an. »Komm schon.«
Eddy war verunsichert, konnte nicht verstehen, weshalb sich jemand die Gelegenheit entgehen ließ, einen Mann mit einer Pistole zu bedrohen.
»Wir müssen telefonieren«, sagte Pat
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