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In der Stille der Nacht - Thriller

In der Stille der Nacht - Thriller

Titel: In der Stille der Nacht - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denise Mina
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bezahlen müssen, wenn sie Flecken auf die Sitze machten. Leg dir die Zeitung auf den Schoß, sagte er.
    Aber Pat faltete die Zeitung sorgfältig zusammen und steckte sie in das Fach in der Tür, ließ das Fett stattdessen auf seine Jeans tropfen.
    »Was steht drin?« Eddy nickte Richtung Zeitung.
    Pat ging den Artikel in Gedanken durch, um die Fakten herauszufiltern. »Sie ist stabil«, sagte er. »Im Krankenhaus. Intensivstation.«
    Eddy hörte auf zu kauen und starrte ihn an. »Wer ist stabil?«
    »Das Mädchen.«
    »Ach, das Mädchen, auf das du geschossen hast?«
    Das hatte gesessen, er hatte es so beiläufig gesagt, als handelte es sich um irgendein Detail. Pat sah aus dem Fenster. »Die haben Hinweise bekommen.«
    Eddy biss noch einmal ab und fragte mit vollem Mund: »Darf ich mal sehen?« Er streckte die Hand nach der Zeitung
aus, aber Pat zögerte. Er wollte nicht, dass Eddy seine Zeitung berührte. Er riss sich aber zusammen und gab sie ihm mit lässiger Geste.
    Schweigend aßen sie ihre Sandwiches, Pat wachte verstohlen über seine Zeitung bis Eddy sie ihm wieder zurückgegeben hatte und leckte sich die Finger ab, bevor er sie anfasste. Er faltete sie ordentlich zusammen, so dass ihr Gesicht zu sehen war und steckte die Zeitung wieder in das Fach in der Tür. Sie fuhren weiter, suchten eine Telefonzelle ohne Kamera in unmittelbarer Nähe. Überall in der Stadt waren Kameras, die waren wie Ratten.
    Endlich hielt Eddy in einer ruhigen Straße ein paar Parkplätze von einer Telefonzelle entfernt, falls sie beobachtet wurden und sie sahen sich um, hielten die Augen offen und suchten die Gebäude und Ampeln nach Kameras ab. Es war ein Wohngebiet, eine ruhige Straße mit großen Bäumen und Hecken vor den Häusern.
    »Gut.« Eddy zog die Handbremse und ließ seinen Gurt aufspringen.
    »Nein.« Pat packte ihn mit fester Hand am Arm. »Nein, ich telefoniere.«
    Eddy sah ihn an. »Warum?«
    »Weil du ziemlich unter Druck stehst …«
    Eddy gefiel diese Umschreibung. Er nickte Richtung Windschutzscheibe.
    »Na gut, versuch bedrohlich rüberzukommen. Und sag ihnen, wir wollen zwei Millionen bis heute Abend.«
    »Und wir rufen zurück und geben ihnen durch, wo die Übergabe stattfindet?« Pat wusste, dass es so ablaufen sollte, sie hatten mehr als genug darüber geredet, aber er wollte Eddy das Gefühl geben, dass er die Entscheidungen traf.

    »Ja, genau, … die Übergabe. Wir rufen später wieder an.«
    »Wenn sie das Geld haben?«
    Eddy nickte noch einmal. »Wenn sie das Geld haben.«
    Pat stieg aus und nahm die Zeitung mit.

17
    Die Mietskasernen ragten hoch auf und die Straße dazwischen war schmal, aber die Bauten waren von Feldern umgeben, wie ein einsamer Fahrgast, der sich in einem leeren Fahrstuhl in eine Ecke zwängt. Der rosafarbene Sandstein hatte sich über die Jahre durch die schwarz rülpsenden Hinterteile der Autos und Busse, die das steinerne Tal durchquerten, blutrot verfärbt. Das Gebäude war Teil einer längst untergegangenen Stadt, einst hatten die Blocks eine Straße gesäumt, die sich durch ein Labyrinth aus Hochhäusern schlängelte. Alle benachbarten Gebäude waren abgerissen worden bevor sie verfielen, die Familien der Minen-, Hafen- und Fabrikarbeiter waren in neue Wohnprojekte und Siedlungen verschoben worden.
    Der Laden der Anwars hätte niemals das Interesse eines wohlhabenden Passanten geweckt. Es war ein schäbiger Eckladen. Die Fassade war mit etwas gestrichen worden, das nach einer marineblauen Grundierung aussah, matt und staubig von der Straße, »Newsagents« war von Hand mit roter, inzwischen rosa verblichener Farbe, über das Fenster gemalt worden. Das Fenster war milchig vom Schmutz, der Verkaufstresen, der an die Scheibe stieß war von Werbepostern für Zeitungen, Zeitschriften und Comics verdeckt. Eine blaue Plastiktafel warb für Eiscreme und hing betrunken im Fenster, zu weit von der Scheibe entfernt, als dass man sie
hätte entziffern und zu alt, als dass die Angaben noch hätten korrekt sein können.
    Das Wohnhaus befand sich direkt gegenüber und die Haustür vermittelte keinen guten Eindruck von dem Viertel. Drahtverstärktes Glas übersät mit schlechtem Graffiti in Filzstift. Die Namen auf der Klingelanlage waren unordentlich mit Kugelschreiber auf Klebeschildchen geschrieben und von außen über die Sichtfenster geklebt. Etwas dunkelgelbes, möglicherweise Farbe, war über den roten Bodenfließen ausgelaufen und in die Fugen geronnen.
    Inmitten der Namen stand »J.

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